Wertstoffe wiederverwerten

Ein Spiel mit der Sprache
Mit Sprache zu spielen macht einem zum Philosophieren neigendem Gehirn wie meinem nicht nur Spass, es ist vielmehr oft genug auch anregend und erhellend – besonders wenn man mit Worten spielt, in denen der Begriff „Wert“ vorkommt, wie hier: Wertstoffe wiederverwerten.
Als ich neulich dem Slogan Wertstoffe wiederverwerten! begegnete, staunte ich einmal mehr über die Vieldeutigkeit des Begriffs Wert. Die Werte, mit denen wir uns auf dieser Werte-Plattform beschäftigen, sind ja vorwiegend immaterieller Natur. Doch es gibt sehr wohl auch materielle Werte: Ein Wertpapier ist nun mal keine philosophische Abhandlung…

Bei Wertstoffen haben wir es offenkundig mit materiellen Werten zu tun. Wert-Stoffe gehören zur stofflichen Natur, also zur Materie in Reinkultur. Allerdings handelt es sich dabei nicht um irgendwelche Stoffe, sondern um Stoffe, in denen ein Wert steckt.
Dieser Wert wiederum erschöpft sich keineswegs durch den einmaligen Gebrauch von Produkten, die aus solchen Wertstoffen hergestellt wurden. Statt sie im Abfall zu entsorgen, kann man Wertstoffe wiederverwerten. Auch in ihrer materiellen Ausprägung bleiben Werte also beständig.
Wie die vielen und rege genutzten Wertstoffhöfe zeigen, hat sich diese Erkenntnis wenigstens in unseren Breitengraden weitgehend durchgesetzt, aus der Abfallbewirtschaftung ist ein Wertstoffkreislauf geworden. Das ist doch immerhin ein Zeichen für die Lernfähigkeit der Menschheit…
Diese Entwicklung wurde natürlich dadurch befördert, dass wiederverwertete Wertstoffe einen wachsenden materiellen, sprich Geld-Wert, erhielten. Nun ist das mit den Preisen für Wertstoffe so eine Sache: Es handelt sich dabei um Rohstoffe, und wie alle Rohstoffe haben sie keinen direkten Nutzwert. Niemand würde für Rohstoffe etwas bezahlen – es sei denn, es gibt die Aussicht, diese Rohstoffe zu wertvolleren Produkten veredeln zu können.
Kein Schreiner könnte überleben, wenn wir ihm für seinen Stuhl nur den Wert des dafür verwendeten Holzes bezahlen würden. Einen anständigen Preis wiederum bezahlen wir gerne, wenn der Stuhl schön ist und bequem, sicher und langlebig. Erst wenn die Materie mit immateriellen Werten (in unserem Beispiel Schönheit, Bequemlichkeit, Sicherheit und Langlebigkeit) veredelt wird, gewinnt sie ihren Wert.
Der Wert eines Wertstoffs steckt nicht von selbst in ihm selbst. Wir sind es, die ihm diesen Wert zuschreiben, indem wir die Werte entdecken, die potenziell in ihm schlummern. Diese Werte sind fast immer immaterieller Art. Wenn wir Wertstoffe verwerten, lassen wir dieses Potenzial an Werten sich verwirklichen. So führen auch die anfänglich ganz dem Reich der Materie anzugehören scheinenden Wertstoffe unweigerlich zur Erkenntnis, dass sich letztlich eben doch alles um immaterielle Werte dreht…

Wobei die Grenzen zwischen materieller und immaterieller Welt ohnehin fliessender sind als sie scheinen. Bleiben wir noch bei den Wertstoffen: Stoffe, wir erwähnten es schon, gehören eindeutig zur stofflichen Existenz, also zum Reich der Materie. Doch als Krimi-Autor, der ich auch bin, weiss ich natürlich, dass auch die Schöpfer von Geschichten oder Filmen Stoffe brauchen – gänzlich immaterielle Stoffe in diesem Fall. Von der Qualität dieser Stoffe, die ja reine Ideen sind, hängt entscheidend der Wert des späteren Werkes ab.
Auch die Bilder zu diesen Gedanken illustrieren die Grundidee: Wertstoffe wurden für diese Gebilde wiederverwertet, geleitet von einer Idee, nämlich jener, Schiffe aller Art zu bilden. Und weil Schiffe Symbole für Aufbruch sind, schliesst sich aufs Schönste der Kreis zur Realität gewordenen Idee, aus Abfall wiederverwertbare Wertstoffe zu machen…
