Die „Baum-Bank“

Sonntag 7. Dezember 2014
Zu Besuch bei einem Projekt der TreeBank
Im Rahmen unserer Erkundungen zu unserem geplanten Tour-Angebot „Unbekanntes Thailand“ besuchten wir vorletzten Sonntag einen Mitgliedsbetrieb des nationalen TreeBank-Programmes. Wir hatten ja schon im Blog der 81. Woche kurz über das Projekt berichtet, als wir die südthailändische Zentrale des Projektes besuchten.
Diesmal gingen wir einen dieser Mitgliedsbetriebe in Lam Thap, ca. 90 Minuten per Bus von uns entfernt, besuchen. Dieser schien uns besonders geeignet, da er versucht, mit verschiedenen Bäumen und Nutzpflanzen Biodiversität in die normalerweise als Monokulturen gestalteten Kautschuk-Plantagen zu bringen und die Bauern der Region dazu auch ausbildet.
Der Plan mit allen Schulungen und Führungen ist augenscheinlich ziemlich voll
Die Projektverantwortliche erklärt A den Nutzen der Pflanzen
Der Ertrag der Plantage wird damit nicht nur durch den Verkauf der Erträge der anderen Pflanzen gesteigert, sondern gemäss der Projektleiterin werde auch die Qualität des Gummis positiv beeinflusst, was sich in einem besseren Marktpreis niederschlage. Also Argumente, die die Landwirte hier motivieren, auch wirklich so etwas bei sich umzusetzen.
Seitdem wir dieses Beispiel gesehen haben, kommen uns alle anderen Gummi-Plantagen ziemlich leer und unbelebt vor. Es tut schon fast etwas weh, das soviel Potential bis jetzt noch ungenutzt bleibt und die Monokulturen noch zu über 95% der Standard sind. Ein wirklich wichtige Arbeit, die hier geleistet wird, die hoffentlich bald wortwörtlich Früchte trägt.
So kann eine Kautschuk-Plantage auch aussehen
So wird der Kautschuk gewonnen, die Rinde wird jeweils am frühen Morgen geritzt und läuft in den Auffangbehälter
Das Tree-Bank Programm wurde ins Leben gerufen um kleinen Landwirten zu helfen, Ihre Schulden abzubauen und bietet Ihnen eine zusätzliche Einkommensmöglichkeit mit dem gleichzeitigen Effekt, dass die Biodiversität in Thailand gefördert wird. Eingeführt wurde es 2006 als Teil eines Regierungsprojektes und 2009 durch die Bank für Landwirtschaft und landwirtschaftliche Kooperativen BAAC als CSR-Initiative gestartet (Corporate Social Responsibility zu deutsch Unternehmerische Gesellschaftsverantwortung).
Die Idee hinter der Initiative ist, das Landwirte, die mindestens 40 Bäume auf mindestens einem Rai Land (1600 m2) pflanzen, diese als Sicherheit für Bankkredite hinterlegen können und dadurch bei ausgewählten staatlichen und halbstaatlichen Banken günstigere Kredite erhalten (denn in Thailand sind Wucherzinsen bis 30% bei Privatkrediten mehr die Regel als die Ausnahme und es ist schwierig Bankkredite zu erhalten). Dadurch sollen Schulden abgebaut werden, denn durchschnittlich hat jeder Kleinbauer Schulden in der Höhe von der Hälfte eines Jahreseinkommens.
Diese riesige Blattart sieht aus wie ein Herz…
…und erweist vor allem bei Regen einen guten Dienst
Gleichzeitig erhalten die Landwirte sozusagen „Zinsen“ für jeden Baum, der mehr als 130cm gross ist und mindestens 3cm Stammdurchmesser hat. Dabei verpflichten Sie sich aber, den Baum mindestens 10 Jahre nicht zu fällen oder zu verkaufen. Maximum 100 Bäume werden „verzinst“, denn das Projekt soll primär Kleinbauern dienen.
In Zukunft sollen auch Erträge aus der CO2-Kompensation (Emissions-Zertifikate) den Bauern gutgeschrieben werden. Inzwischen zählt das Programm 984 Mitgliedsbetriebe in 33 Provinzen von Thailand (Stand 2011, eine neuer Zahl habe ich nicht gefunden).
Auch wunderschöne Blumen sind zu sehen
Ein Krötenteich inmitten des Feldes
Zwei der besonders fotogenen Exemplare
Die Leiterin des Projektes führte uns engagiert herum und erklärte uns den Nutzen vieler der Pflanzen- und Baumarten. So sahen, wir Pfeffer-, Chilli, Kaffee- und Zimtbäume, Teak- und Mahagonibäume und viele Pflanzen, aus denen irgendein Heilstoff gewonnen werden kann. Wirklich interessant, mal zu sehen, wie diese Pflanzen der Produkte, die wir oft nutzen, wachsen. Das Projekt-Areal weise über 200 Bäume auf, erklärte uns die Projektleiterin.
Eine Chilli-Staude
Ein Pfeffer-Baum
Ein Zimt-Baum
Ein Mahagoni-Baum
Ein Kaffee-Baum
Grundsätzlich wird keine Chemie eingesetzt, alles gedeiht auf biologischer Basis, also auch auf dieser Ebene ein vorbildliches Projekt. Dabei wird experimentiert, welche natürlichen Dünger eingesetzt werden können.
Finanziert wird das Ganze einerseits aus den Beiträgen der Treebank, andererseits aber auch dem Verkauf von eigenen Produkten vor Ort und über OTOP (One Tambon, One Product – übersetzt eine Gemeinde, ein Produkt – ist eine Vermarktungsorganisation für regionale Produkte).
Kai Khem – salzige Eier hier mit Kräutern eingepackt, eine der lokalen Spezialitäten
Diese Frucht…
…wächst an den Bäumen…
…und war selbst Chung unbekannt
Eine zumindest für uns ebenfalls unbekannte Frucht
Und ein für uns unbekanntes Tier
Wie am Gästebuch zu sehen war, waren wir wohl zumindest seit langer Zeit die ersten nicht thailändischen Besucher. Dafür sprach auch, dass wir gebeten wurden, für einige Gruppenbilder hinzustehen, die wohl in Zukunft im Marketing eingesetzt werden, denn für Thais ist es eine Ehre, wenn Ausländer ihr Projekt besuchen kommen, das wertet das Vorhaben gleich auf.
Nach dem Besuch des Projektes führte uns die Projektleiterin noch etwas in ihrem Dorf herum, auf das sie sichtlich stolz ist. Anscheinend hat das Dorf letztes Jahr einen begehrten Preis für Regionalentwicklung des Königs gewonnen, leider aber fand sich dazu keine Quelle im Internet. So erlebten wir einen spannenden Tag mit vielen neuen Eindrücken.
Im Dorf werden viele Papaya geerntet…
…verladen…
…damit der Transport zum nächsten grossen Markt bereit steht
Unsere Reisegruppe ergänzt mit immer mehr Thais, die sich zu uns gesellten
Ein kleiner idyllischer See beim Dorf
Ein Stimmungsbild zum Abschluss