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Von Thailand und anderen Abenteuern

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Besuch in einer Krabbenfarm

Blog spirit.th - Beitragsbild

Samstag 29. November 2014

Ein Ausflug zu einem königlichen Projekt

Im Rahmen unserer Abklärungen für Tour-Angebote mit dem jetzigen provisorischen Namen „Unbekanntes Thailand“ besuchten wir am vorletzten Donnerstag eine Krabbenfarm, das „Krabben Entwicklungs-, Forschungs- und Schutzzentrum Pa Thung Thale initiiert bei seiner Majestät“ wie es offiziell heisst. Dies ist wie der Name besagt ein königliches Projekt, das anscheinend schon sehr viele offizielle Besucher hatte, darunter auch den deutschen Botschafter und die schweizerische Botschafterin. Dass es aber für Touristen bis jetzt noch überhaupt nicht auf der Landkarte erscheint, sieht man daran, dass man ausser der Adresse keine einzige Information im Internet findet.

Thung Thale (heisst so viel wie Feld beim Meer) liegt am Festland nördlich von Koh Lanta, in etwa eine Stunde mit dem Long Tail Boot von uns weg. Vorab besuchten wir noch eine kleine Insel mit weissem Sandstrand etwas südlich davon, dass einen kleinen See beherbergte. Perfekt zum Schwimmen und vor allem auch zum Muscheln suchen geeignet, denn es scheinen noch nicht viele Menschen auf dieser Insel gewesen zu sein.

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Der wunderschön feine Sandstrand, leider spielte das Wetter nicht ganz mit

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Der kleine See im Inneren der Insel

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Unser Long-Tail Boot am Strand

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Zwei der gefundenen Muscheln, fast doppelt so gross wie eine Faust

Dann ging es weiter zum Festland. Nach kurzem Suchen fanden wir dann auch etwas hinter dem Strand das Zentrum, überraschenderweise mit einer absolut neuen Strasse angebunden, die etwas surreal in dem menschenleeren Gebiet wirkte, denn es war gleichzeitig auch die Endstation der Strasse.

Obwohl wir uns nicht angekündigt hatten, wurden wir sogleich vom Chef des Zentrums höchstpersönlich begrüsst und in der Folge rund 2 Stunden durch die Anlage geführt. Er, ein promovierter Biologe mit viel Wissen über das Leben der Krebse, hatte Freude, dass wir Ausländer uns für seine Arbeit interessierten und gab uns auf jede erdenkliche Frage Auskunft.

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Die etwas überdimensionierte Zugangsstrasse mit dem Portrait der Königin

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Das Schild beim Eingang

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Am Wegesrande 1 – ein Meisterstück der Elektroinstallation

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Am Wegesrande 2 – ein Satellit weit ab von irgendeinem Haus

Krabben sind übrigens eine Unterart der Krebstiere – in der Küchensprache ist allerdings nur die Untergattung der Garnelen damit gemeint. Wir bezeichnen hier aber mit Krabbe die Art mit ein bis zwei Zangen, die wir eigentlich als Krebse kennen.

Wir durchliefen alle Stationen eines Lebens einer Krabbe, dass in etwa 2-3 Jahre dauert, wenn sie vorher nicht auf unserem Tisch landen. Gestartet wird es, wenn das Weibchen sich aus seinem alten Panzer schält und darunter einen noch weichen Panzer entwickelt. Das Männchen durchdringt den Panzer dann mit dem Rohr (wie es unser Guide bezeichnete) hinten am Rücken und hinterlässt da sein Sperma. Das Weibchen entwickelt dann Eizellen, die dann nach vorne wandern und dort befruchtet werden. Gute 2-3 Millionen Eier werden da gezeugt und entwickeln sich in den nächsten 2 Wochen. In der freien Natur überleben davon nur 0.01 %, hier im geschützten Rahmen bis 30%.

Am Anfang sind die hiesigen Krabben wirklich winzig klein, noch viel kleiner als eine Kaulquappe. Doch schon bereits zwei bis drei Monate später wiegen Sie rund ein Kilogramm. In den unteren Bildern sieht man die Becken, in denen sie aufgezüchtet werden. Das Wasser ist dabei so braun, weil es mit  Plankton versetzt ist, das als Nahrung dient und gleichzeitig wirkt es als Schutz, damit diese sich nicht gegenseitig sehen, denn sonst würden sie sich auffressen.

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Der Chef erklärt uns den Lebenszyklus einer Krabbe

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Hier eines der Aufzuchtbecken

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Hier in einem etwas älteren Stadium, in dem man die Krabben bei genauerem Hinschauen sieht

Schon nach zwei Wochen werden die Jungtiere dann im Meer an einem günstigen Ort etwas südlich unserer Insel ausgesetzt. Aus diesem Grund heisst unsere Nachbarinsel auch die Krabben-Insel (Koh Pu).

Wie die Exemplare dann ausgewachsen aussehen, seht Ihr in den Bildern unten anhand des Beispiels einer schwarzen Krabbe (hier gibt es auch grüne, gelbe und rote, sowie solche mit einem Kreuz hinten auf dem Panzer, die wunderschön aussieht).

Besucht haben wir auch den „Sex-Raum“, der Ort an dem die Krabben gezeugt werden, auch davon ein Bild.

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Eine schwarze Krabbe, ungefähr 30cm in der Breite, diese hatte ein Riesenbecken für sich alleine

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Eine riesiges Krabbenskelett, ungefähr 60cm in der Breite

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Ein etwas kleineres Exemplar in einem doch sehr grosszügigen, aber etwas kargen Aquarium

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Zu Besuch im „Sex-Raum“, vorne links der Leiter des Zentrums

Danach wechselten wir zu den Garnelen. Bei den Garnelen (Krevetten) geht es in diesem Zentrum nicht um die Aufzucht, sondern um die Erforschung einer Krankheit. Diese Krankheit greift derzeit um sich und befällt in den Zuchtfarmen ganze Becken, wobei keine einzige Garnele lebend bleibt.

Allerdings wundert dies auch nicht allzu sehr, denn die Garnelen-Zucht, die ja primär für den menschlichen Verzehr gedacht ist, kennt viele Kritikpunkte. Der Einsatz von Antibiotika, Düngemittel, und Hormonen sowie die beengten Platzverhältnisse fordern Tribut. Thailand als Nummer 1 im Export weltweit steht dabei natürlich unter besonderer Beobachtung. Vor allem in Kritik steht hier Thailand nicht nur wegen den ökologischen Auswirkungen der Garnelen-Zucht sondern auch wegen Sklaven-Haltung auf den Schiffen, die das Futter für diese Garnelen-Zucht herbeischaffen.

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Die Aquakultur-Becken einer Garnelenzucht

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Das Belüftungssystem

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Die Wissenschaftler fangen,…

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…wiegen das Gewicht und werfen dann die Garnelen gezählt zurück in das Becken

Aus diesem Grund sind wir auch froh, dass bei uns keine Garnelen aus der Zucht auf dem Teller landen, sondern nur frisch gefischte, die wir mit gutem Gewissen essen können.

Zurück auf dem Weg zum Strand sahen wir dann noch eine weitere Gattung, die nicht in der Aufzuschtstation zu finden ist, denn davon gibt es hier viele – ein Einsiedlerkrebs.

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Ein Einsiedler-Krebs am Strand

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Und gleich daneben ein angeschwemmter toter Fisch, was man hier eher selten sieht

Die Rückfahrt dann durch die ganzen Mangroven-Gebiete genossen wir einmal mehr und hatten einen interessanten und bereichernden Tag hinter uns.

Abschliessend soll noch erwähnt sein, dass Krabi entgegen vieler Vermutungen nicht auf das Wort Krabbe zurückgeht, selbst wenn eine grosse schwarze Krabbe als Art Statue in Krabi steht. Das Thai-Wort für Krabbe ist Pu und Krabi bedeutet ein spezielles Schwert.

 

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