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Von Thailand und anderen Abenteuern

Thailand-Blog

93. Woche

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Samstag 24. August 2013

Eine weitere Woche – die Zeit rast auch hier scheinbar zunehmend schnell, obwohl das Leben eigentlich hier sehr ruhig und wie diese Woche eigentlich eher ereignisarm war.

An einem Abend war wieder einmal eine kleinere Gruppe der Russen da, die kommen derzeit nur zweimal im Monat und ein paar Tage weilten zwei junge Touristen aus Konstanz hier, aber sonst ging alles seinen gewohnten Gang. Das Wetter war trotz der eigentlich herrschenden Regenzeit praktisch ohne Regen und einige Tage präsentierten sich sogar wolkenlos. Und nach wie vor verliere ich fast ausnahmslos jeden Tag die Badminton-Partien gegen Chung. Viel mehr aber lässt sich über die Woche nicht schreiben, ohne zu riskieren, dass Ihr beim Lesen gleich einschläft und deshalb wechseln wir gleich auch zum Hauptthema.

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Zu Besuch bei Buddha

Am Samstag vor 2 Wochen war es genau hundert Tage, nachdem Opa im Wat Khlong Khanan kremiert wurde (siehe 78. und 79. Woche). Für die einheimischen Buddhisten ist es Tradition, an diesem Tag dem Verstorbenen nochmals zu gedenken, indem man im Tempel eine Zeremonie organisiert. Und da wir ja schon die Abschiedsfeier traditionell im Thai-Stil organisiert hatten, haben wir uns dazu entschlossen, dieses Ritual ebenfalls mitzumachen.

Diese Entscheidung wurde von verschiedenen Seiten sehr positiv wahrgenommen und einige der Gäste der damaligen Trauerfeier nahmen auch an diesem Tag teil. Allen voran unsere „Tempelfamilie“, die uns schon fast überschwänglich begrüsste und uns gleich mit einem Sack mit mehreren Kilo Rambutan versorgte.

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Links Monika und rechts die überaus herzliche Mutter der Tempelfamilie

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Beim Wassertempel

Diesmal war aber nicht die Tempelfamilie für die Organisation zuständig, sondern wir gingen am Vortag mit A zum Ordensleiter und besprachen den Ablauf und die Mönche kochten dann selber das Essen. Denn zu unserer Überraschung waren nun nicht wie beim letzten Mal nur zwei Mönche im Tempel sondern gleich deren achtzehn. Der Grund dafür liegt darin, dass die Regenzeit die klassische Zeit ist, um in einen Mönchsorden einzutreten.

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A bei der Besprechung mit dem Ordensleiter

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Verwaistes Geisterhäuschen

Nach thailändischer Tradition sollte jeder männliche Thai bis zum zwanzigsten Lebensjahr, möglichst vor einer Heirat, für eine Zeit in den Tempel eintreten. Früher waren dies grundsätzlich mindestens drei Monate, doch wird das Leben auch in Thailand zunehmend hektischer und so gibt es auch einige Mönche, die nur einen Monat oder gar nur eine Woche bleiben. So oder so – im Glauben gewinnt man grossen Respekt, wenn man eine Zeit Mönch wird.

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Die Mönche beim Eintreffen

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Vorbereitung der Zeremonie durch die im Tempel lebende Nonne in Weiss

Trotz der zeitlichen Limitierung gelten strenge Regeln für Mönche. So werden Geduld, Disziplin, Demut und Dankbarkeit im Geben und Nehmen gelehrt. Mönche unterliegen nicht nur einem Zölibat, sie dürfen eine Frau sogar nicht mal berühren. Jeden Morgen wird sehr früh aufgestanden und nach 12 Uhr darf nichts mehr gegessen werden. Für das Essen müssen die Mönche auf „Betteltour“ wobei es allerdings für die Gebenden eine Ehre ist, den Mönchen das Essen zu überreichen, denn es baut bei Ihnen etwas Karma ab (siehe dazu 79. Woche).

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Der Mönchsalltag ist auch durch Umgebungs-Arbeiten geprägt. Hier beim Befreien der Palmen von den Kokosnüssen, das die Aufgabe des Affen auf dem Wagen ist

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Eine geweihte Königsbarke in Miniatur

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Kurz vor dem Beginn der Zeremonie

Diese 18 Mönche nahmen dann also am Samstag vor zwei Wochen an dieser Zeremonie teil und der daraus resultierende Chor war schon eindrücklich. Denn die Gebete oder wie immer man das nennen will, werden im Tempel in einem repetierenden Ton „gesungen“.

Wie auch schon an der Abschiedsfeier waren wir aktiv in die Zeremonie eingebunden, sei es mit Kerzen anzünden zu Beginn der Zeremonie oder mit der Überbringung von Gaben und des Essens. Zum Glück hat uns A wieder begleitet und uns angewiesen, was wir denn zu tun haben.

Nach dem rund einstündigen Anlass gab es dann anschliessend noch eine weitere Zeremonie für eine Thai-Familie, die den Mönchen aus irgendeinem, uns unbekannten Grund, Gaben überbrachten. Es ist hier in Thailand üblich, dass man aus vielen verschiedenen Gründen den Mönchen „Tambun“, also eben Gaben, überbringt, sei es weil man dankbar ist für ein positives Ereignis im Leben oder weil man sich dadurch die Unterstützung Buddha’s in einem wichtigen Anliegen erhofft. Dies ersetzt gleichzeitig auch das System der Kirchensteuer, denn die gibt es in Thailand nicht. So überbrachten auch wir den Mönchen Geschenke, die sie in Ihrem täglichen Leben gebrauchen können sowie einen finanziellen Beitrag zum Unterhalt des Tempels.

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Die von uns gespendeten Gaben an die Mönche, für jeden ein Päckchen à 100 Baht, wie vom Tempel empfohlen

Nach der Zeremonie essen dann erst die Mönche das Essen, denn sie dürfen ja nach 12 Uhr nichts mehr essen. Danach können sich dann alle Anwesenden zum Essen an den Tisch setzen. Damit übernimmt das Ritual gleichzeitig auch eine soziale Funktion, denn das Essen ist kostenlos und auch die Ärmsten erhalten so etwas zu essen. Das was übrig bleibt, erhalten die Tiere im Tempel, denn jeder Tempel ist gleichzeitig auch noch eine Auffangstation für ausgesetzte Katzen und herrenlose Hunde.

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Zuerst erhalten die Mönche…

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… dann das gemeine Volk…

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…und zum Schluss die Tiere etwas vom Essen

Nach dem Essen war dann die Feier beendet und wir kehrten bereichert mit einigen neuen Erfahrungen zurück auf unsere Insel.

 

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