69. Woche

Es ist heiss, sehr heiss – ja schon fast unerträglich heiss. Jeden Tag klettert das Thermometer auf 38 Grad oder mehr und auch in der Nacht kühlt es nur drei, vier Grad ab. Erschwerend kam diese Woche dazu, dass wir nie baden konnten, denn von Dezember bis März zieht sich das Meer nach dem Halbmond jeweils für ein paar Tage soweit zurück, dass es zu flach zum Baden ist und wir so weit rauslaufen müssten, dass wir da in ziemlich matschiges Gebiet reinkommen. Dieses ist zum Laufen nicht so zu empfehlen, da es da Mantas gebe. Wir haben zwar noch keinen gesehen, aber wir wollen ja auch nichts riskieren.
Trotz der Hitze spielen wir jeden Tag eineinhalb bis zwei Stunden Takraw – danach sind wir Spieler jeweils komplett geschafft aber gleichzeitig fühlen wir uns so auch ziemlich fit. Und vor allem macht es Spass. Nach nun mehr zwei Saisons spielen, klappt natürlich einiges viel besser als am Anfang und manchmal bin ich selber überrascht, was mir schon so alles gelingt.
Opa ist im Moment sehr ruhig und schläft fast jede Nach durch. Unser Plan, im nach Möglichkeit immer weniger Medikamente zu geben, damit er wieder besser schlafen kann, scheint aufzugehen.
Dass dies natürlich kein einfacher Prozess ist, wussten wir zu Beginn. Und da wir hier auf der Insel ja keinen Arzt haben, mussten wir uns selber kundig machen und im Internet nach Informationen umschauen. Mehrere Stunden Studium von ärztlichen Ratgebern und von Diskussionen und Erfahrungsaustausch von Betroffenen in Foren brachte uns dann die Idee, wie wir vorgehen könnten und welches Medikament für die Schlafprobleme verantwortlich sein könnte. Auch Sonja, Monikas Schwester gab uns Rückmeldungen und der Apotheker, den wir haben, spricht gut englisch.
Das unser Vorgehen richtig war scheint sich jetzt zu bestätigen, einerseits anhand der Reaktion Opa’s andererseits auch nach der Rückmeldung von Thomas eines deutschen Arztes, der hier in den Ferien weilte und mit dem wir ja auch in Khao Sok waren. Er befand unser Vorgehen als sehr bedacht und meinte, dass in Institutionen oft weniger Aufmerksamkeit für das Thema da sei.
Für heute haben wir ja zwei Themen angekündigt: Das Abschlussfest von Mam und Marco, dass schon 14 Tage zurückliegt und unsere Schule. Zuerst zum Abschlussfest im Garten des Bungalows von Mam und Marco. Es gab köstliche Speisen, die Tiu’s Mutter zubereitet hatte. Sie hat schon fast so was wie einen Catering-Service und dies war nun schon der fünfte Anlass, an dem wir dabei waren und für den Sie Ihre Kochkunst unter Beweis stellte. Diese Mal in Form von klassisch thailändischen Desserts, einem gefüllten Bananenblatt, das Sticky Rice mit Kokosnuss, Bananen und Mango enthielt.

Das Delikatessen-Angebot…

…ergänzt mit Früchten (Ananas, Wassermelone und Jack-Fruit)

Der faszinierende Baum von Mam und Marco
Es war eine gemütliche Runde, zu der Hausbesitzer, Stammgäste sowie Chung und seine Mitarbeiter am Samstagnachmittag vor zwei Wochen eingeladen waren. In der Zwischenzeit sind Mam und Marco nach vier Monaten Aufenthalt hier wieder zurück in der Schweiz.

Die Runde von weitem…

…und der obere Tischteil mit unseren Amerikanern, Australiern und Kanadiern
In der Zwischenzeit haben wir nun auch Paul und Laurie aus Kanada kennengelernt, die auf dem Photo oben zu sehen sind und das über-übernächste Bungalow besitzen und auch Holger und Maiby, zwei wirklich begnadete Musiker aus Deutschland, die ein Haus nördlich vom Restaurant besitzen. Die einzigen Hausbesitzerinnen die wir noch nicht kennen, sind unsere direkten Nachbarn zur rechten Seite, Rebecca und Juanita aus Amerika. Die seien aber sehr selten hier und das Haus steht auch am meisten leer, da es das wenigst vermietete Haus direkt am Strand ist (für uns ein Glück…).
Nun denn, zur Schule gehen wir nach wie vor jede Woche am Montag und Dienstag. Wir haben da schon einen fast festgesetzten Ablaufplan und so gleicht eine Woche nahezu der anderen. Wir fahren immer um 07.40 Uhr am Morgen nach einem Kaffee im Restaurant hier ab, um die 8 Uhr Fähre nach Laem Kruat zu erwischen. Über diesen Schulweg haben wir ja in der 36. Woche berichtet, es handelt sich dabei um die komfortabelste 5. Variante.
Um ca. ein Viertel nach neun Uhr treffen wir dann jeweils in Krabi ein und geniessen noch einen Kaffee entweder bei der Bäckerei May und Mark, dass von einem sympathischen Thai-Pärchen geführt wird oder im Fresh Coffee, das von zwei jungen Thais geführt wird und innert eines Jahres zu einem Trendplatz für die Thailänder in Krabi wurde.
Danach geht es von 10-12 Uhr zur Schule. Derzeit setzt sich unsere Klasse leider nicht mehr so zusammen, wie damals in der 36. Woche berichtet. Brian brach die Schule ab, da er aus gesundheitlichen Gründen seiner Frau nach Schottland zurückkehren musste und auch July und Scott mussten aus gesundheitlichen Gründen nach Schottland zurückkehren – wir hoffen aber, dass sie in ein paar Wochen wieder zurück sind. Von der „Ur“-Klasse ist nur noch Ralf dabei und neu haben wir Sarah, eine Schwedin zusätzlich in die Klasse erhalten. Diese ist uns allerdings sicherlich 2-3 Monate voraus, was den Unterricht für unseren Geschmack manchmal etwas zu stark beschleunigt.
Für einen Monat hatten wir auch noch einen Engländer in der Klasse, der seit Jahren immer für einen Monat Thai-Intensivkurs nach Krabi kommt und in Zukunft mal hier wohnen will. Dieser ist nun aber wieder weg und auch Ralf fehlte ein paar Mal, so dass wir im Unterricht zu dritt natürlich ziemlich gefordert sind.
Wir sind in der Zwischenzeit beim dritten Buch und da stehen nicht mehr sehr viele Worte in Englisch drin, sondern eigentlich fast alles nur noch auf Thai. Auch Tuuk, unsere Lehrerin, spricht praktisch nur noch Thai und selten ein Wort englisch und so sind wir ziemlich gefordert, wenn wir am Montag morgen die Schule starten.

Eine Geschichte über einen Farmer und seine verlorene Uhr

Englisch kommt höchstens dann noch, wenn wir Sätze in Thai übersetzen sollen…
Mit Schreiben und Lesen geht es eigentlich schon ziemlich gut, wenn man mal von den richtigen Betonungen absieht. Als Gedankenstütze habe ich mir zwei kleine Büchlein angelegt, indem ich alle Regeln, die Buchstaben und alle Wörter, die wir bis jetzt gelernt haben, notiert habe. Hier ein Blick in das schlaue Büchlein.

Alle 32 Vokabeln

Alle Ton-Regeln

Alle 44 Konsonanten
Bei den Konsonanten seht Ihr jeweils links den ausgesprochenen Ton und rechts, ob es sich um einen tiefen, mittleren oder hohen Konsonanten (L,M oder H) handelt, was für die Aussprache der folgenden Vokabel entscheiden ist. Darunter seht ihr das Wort, wie es beim Buchstabieren gesprochen wird (wie beispielsweise bei uns A wie Apfel). Beispielsweise wird das G so buchstabiert „gaw gai“ wobei „gai“ Huhn bedeutet.
Mit den aufgelisteten Betonungen dieser 44 Konsonanten ist es aber noch nicht getan, denn steht der Konsonant am Schluss, so wird er anders betont, wie Ihr in der folgenden Tabelle seht:

Die Konsonanten-Betonung als „Final Consonant“
Das Problem ist, dass man, wenn man das Wort nicht kennt, nicht weiss, welches der Final Consonant ist, da die Thais ja alle Worte ohne Abstand aneinander schreiben. Das wäre ja an und für sich schon genügend schwer, aber dazu kommen noch xy Ausnahmeregelungen. Es gibt Buchstaben wie das sogenannte „unwritten a!“ oder das „unwritten o!“, die gar nicht geschrieben werden, dann gibt es andere Betonungen bei Wörtern, die aus der Sanskrit-Sprache stammen und bei den englisch importierten Wörter wie Computer werden die Final Consonants nicht anders betont. In verschiedenen Fällen werden auch zwei nacheinander auftretende Vokabeln zusammen ganz anders ausgesprochen, als es eigentlich gemäss den Buchstaben sein müsste.
Zu allem Übel gibt es dann noch rund 60 Klassifikationswörter, so wird zum Beispiel nicht ein Mensch gesagt, sondern Mensch ein Stück und diese Stück jeweils immer ein anderes Wort, so heisst es beim Mensch beispielsweise koh!n und bei Tieren dtuah, handelt es sich um ein Stück in der Elektronik, dann heisst es krêuang und bei Geschirr jahn… und so weiter.
Zum Glück kennt das Thai dafür keine Konjunktionen, Sie-Höflichkeitsformen oder verschiedene Zeitformen bei den Verben. Der Satzaufbau ist einfach und logisch. Gelernt haben wir in den 10 Monaten Schule nun ca. bereits 1000 Wörter, das heisst pro Woche rund neue 25 Wörter. Hier ein paar Beispiel aus dem schlauen Büchlein.

Die ersten zwei Seiten Gebäude und öffentliche Institutionen…

…die ersten zwei Seiten mit Wörtern im Bereich Kommunikation…

…und die ersten zwei Seiten im Bereich Natur
Trotz der gelernten rund tausend Wörter und der Kenntnis der Schrift gestaltet sich die Anwendung im Alltag noch äusserst schwierig. Dies vor allem auch aus dem Grund, dass wir das Bangkok-Thai, die Hochsprache lernen, zu vergleichen mit dem Hochdeutschen bei uns. Hier im Süden reden sie aber einen ziemlich starken Dialekt und so verstehen wir von der Alltagskommunikation herzlich wenig.
Es war schon fast ein Highlight, ein Gespräch mit rund 15 Sätzen mit dem Bootsmann unserer Fähre, zu gestalten. Was hingegen zumindest für mich immer leichter fällt, ist die Bestellung im Restaurant auf Thai zu machen.
Nach der Schule checken wir dann meistens als erstes in unser Hotel ein. Nachdem wir ja über ein Dutzend Hotels letztes Jahr getestet haben, haben wir einen klaren Sieger gekürt. Das BanTo-Guesthouse ist bei uns jetzt erste Wahl. Ein grosses, sauberes Zimmer mit Air-Conditioning, TV, warmes Wasser und einem grossen Balkon mit Sicht auf die Berge von Krabi und einer wirklich ruhigen, aber gleichzeitig nicht abgelegenen Lage kostet uns da 400 Baht, also rund 13 Franken. Das Hotel wird geführt von einer thai-chinesischen Familie und wir haben uns vor allem mit dem Nachtwächter, der derzeit etwa auf der gleichen Stufe Englisch lernt, wie wir Thai, wirklich gut angefreundet. Es ist immer ein Spass, ihm zu begegnen.

Unser Guesthouse

Unser Zimmer mit Blick nach draussen (war an diesem Tag bewölkt)

Unser Zimmer nach innen

Das Restaurant im Guesthouse

Der Innenhof des Guesthouse’s – wie man sieht frisch gestrichen und wie auch alle Zimmer, gut unterhalten

Die Besitzer sind ziemlich religiös und so hat das Geisterhäuschen jeden Tag neues Essen
Am Nachmittag sind dann meistens Einkäufe, Zahnarztbesuche, Behördengänge, Bankbesuche und sonst welche Aktivitäten angesagt, ergänzt mit einem Besuch in einem Restaurant, wie z.B. letzte Woche im Café Europe. Dies ein dänisches Restaurant, in dem wir wohl in einer der nächsten Wochen auch mal eine Smörrebröd-Abendessen geniessen werden, denn die Besitzer sind wirklich sehr angenehm.
Am Abend gehen wir in der Regel in die Pizzeria Viva, über die wir auch schon in der 36. Woche berichtet hatten. Anschliessend ist meistens ein Besuch in der nahen Joey-Bar der Abschluss des Abends. Diese Bar gefällt uns vor allem, weil da immer ein Mischung aus Thai’s und Ausländern anwesend ist, nicht wie bei den meisten Touristenplätzen, wo nur Ausländer da sind. Zudem sind dort alle so musikalisch, dass es immer wieder mal spontane Musik-Sessions gibt, die teilweise ein wirklich beachtliches Niveau erreichen.

Vorletzte Woche der letzte Abend von Mam und Marco in Thailand im Viva, auch dabei war Wolfgang, der jetzt ebenfalls letzten Donnerstag zurückgekehrt ist

Danach in der Joey-Bar bei einem kleinen Konzert
Anschliessend geht es meist eher früh zurück ins Hotel, wo wir noch eine Zeit TV geniessen, denn es ist bei uns der einzige Abend, an dem wir TV schauen. Die deutsche Welle, die wir da empfangen, hat immer wieder interessante Dokumentationen und Berichte und so sehen wir auch einmal die Woche die News der Welt.
Am nächsten Morgen besuchen wir dann eigentlich immer die holländische Bäckerei, da diese a) einen wirklich feinen Kaffee hat und b) als einziges Ort hier auch gute Croissants bestückt mit Käse hat. Der Holländer und seine thailändische Frau sind wirklich sehr nett und wir treffen dort an manchen Morgen auch unseren Schulkameraden Ralf.

Die holländische Bäckerei
Von 10 – 12 Uhr ist dann wieder Schule und anschliessen begeben wir uns auf die Rückreise, die uns meist noch entweder am Einkaufszentrum Big C oder Lotus-Tesco vorbeiführt, wo wir von Käse, über Fleischkäse, Salami bis hin zu geräuchertem Lachs alles erhalten. Um ca. 14.30 Uhr sind wir dann meistens wieder zurück in Si Boya und sind dann aber auch froh, wieder daheim zu sein.
Zum Schluss noch ein Stimmungsbild dieser Woche:
