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Von Thailand und anderen Abenteuern

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44. Woche

Blog spirit.th - Beitragsbild

Samstag 15. September 2012

Dieser Titel entstand aus mehreren Geschichten, die wir im Verlaufe dieser Woche gehört bzw. erlebt haben. Manchmal schüttelt man hier schon etwas den Kopf.

Begonnen hat die Woche mit dem Versuch ein neues Motorrad zu kaufen. Wie Ihr ja letzte Woche gelesen habt, fanden wir nirgendwo ein vernünftiges Second-Hand Bike und haben uns daher entschlossen, ein Neues zu kaufen. Wir hatten ja eigentlich gedacht, dass das Ausstellen des Führerausweises (siehe letzte Woche) kompliziert werden würde, was es ja dann aber erstaunlicherweise überhaupt nicht war. Dafür hatten wir eigentlich gedacht, es sei einfach gegen Bargeld ein neues Motor-Bike zu kaufen, was es dann aber überhaupt nicht war.

Um das Motor-Bike auf uns einzulösen, wollten alle eine Kopie unser gelbes Hausbuch haben, dass wir ja bis jetzt noch nicht gemacht hatten und nach letzter Woche dann dachten, dass wir dieses auch nicht benötigen (denn dies ist eine teure Angelegenheit).  Denn eigentlich bestätigt uns nun unsere neue Führerlizenz unseren Wohnsitz in Thailand. Die Adresse steht hinten drauf und wir hätten den Ausweis sonst nicht erhalten, hätten wir nicht den Wohnsitz hier.

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Unser neues Motorrad – es hat dann doch noch geklappt…

Doch nein, obwohl es ein neues Gesetz gibt, gemäss dem sogar ein Tourist das Motor-Bike auf sich einlösen kann, wollte uns niemand ohne die Kopie des Haus-Buches ein Motorrad verkaufen. Wir versuchten es bei mehreren Shops, doch anstatt dass diese abgeklärt hätten, ob der Führerausweis auch ausreichend ist, liessen sie uns einfach wieder gehen. An der Sprache lag es nicht, denn Chung übersetzte für uns, aber irgendwie schien es, dass niemand uns Ausländern ein Motorrad verkaufen wollte, obwohl wir das Geld dafür bar im Sack hatten.

Nach langer Suche wurde dann beim fünften Shop akzeptiert, dass auch eine Wohnsitzbescheinigung der Immigrationsbehörde ausreichend sei. Eine solche hatten wir zwar nicht dabei und mussten extra nochmals auf die Immigrationsbehörde gehen, doch wenigstens konnten wir dann ein Motorrad auf unseren Namen kaufen. Selbst der Immigrationsbeamte schüttelte über diese Situation den Kopf.

Den Grund für diese Situation wurde uns dann später erzählt. Anscheinend kauft in Thailand fast niemand ein Motor-Bike in bar, denn Thai’s haben das Geld dafür schlichtweg nicht. Deshalb leasen alle Thais die Motorräder, obwohl die Preise dazu im Verhältnis zum Neupreis horrend sind. Und damit verdienen auch alle diese Shops Ihr Geld. Dagegen sei ein Barverkauf unattraktiv und wenn es sich dann dabei noch um Ausländer handelt, wird das Ganze komplizierter als bei einem Thai. Aus diesem Grund war auch niemand scharf darauf uns als Kunden zu begrüssen.

Nun, schlussendlich hatten wir 1 ½ Tage später als geplant endlich unser neues Transportmittel…

Am folgenden Morgen haben wir dann auch ein Bankkonto hier in Thailand eröffnet. Dies ging dann vergleichsweise schnell – nur 90 Minuten und wir hatten sogar schon die Bancomat-Karte, kein Hausbuch nötig und alles lief problemlos. Nun fühlen wir uns definitiv schon ziemlich heimisch hier, wir haben ein Haus, ein Jahresvisum, Studentenausweis, Führerausweis, ein eigenes Motorrad und nun auch noch ein Bankkonto. Fehlt eigentlich nur noch der Pass 😉

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Bei einem Thai-Bankonto erhält man immer noch ein Bankbuch

Das Thema Bankkonto bringt uns zum nächsten Punkt dieses Blog’s mit dem Namen „Crazy Thailand“. Dabei geht es um das Kreditwesen hier in Thailand. Anlass für diese Zeilen gab uns Chung, der für ein Projekt eine bestimmte Geldsumme (eigentlich nicht sehr viel) aufnehmen wollte. Das war vor 4 Monaten. Trotz mehrfachen Rückfragen, weil es für ihn langsam zeitlich knapp wurde, das Projekt zu starten, wurde er immer wieder hingehalten.

Am Montag nun kam endlich eine Antwort. Er würde die Hypothek für 10.5%(!) Zins erhalten… Gerechnet hatte er mit den 7%, mit der die Bank im Fernsehen wirbt. Schon dies fanden wir sehr viel, wenn man bedenkt, dass man auf dem Bankkonto rund 2% Zinsen erhält, und wenn man bedenkt, dass wir in Europa Hypotheken für derzeit 1.2 – 2.8% kriegen, so wäre bereits das ein Wucher.

Trotz der hohen Interest-Rate ist anscheinend keine Bank bereit den Leuten, die wie Chung sogar mit viel Land eine vernünftige Absicherung geben könnten, eine Hypothek zu annehmbaren Konditionen zu gewähren. Wieso dies so ist, ist ein Rätsel, denn es wäre ja ein gutes Geschäft für die Bank.

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Tuk – unsere Lehrerin mit ihrem in der Schweiz selber gekauften Schweizer T-Shirt

In diesen Diskussionen erfuhren wir dann mehr über das Kreditwesen in Thailand. Selbst wenn man Land hat und dieses Land mit Gummibäumen oder Palmöl-Palmen bewirtschaftet, kriegt man keinen Kredit. Es muss ein Projekt mit Business-Plan dahinterstehen. Und zum Verfassen eines Business-Planes sind nur wenige Thai’s fähig.

Dies führt dazu, dass sich die Leute bei suspekten Privatbanken Kredite aufnehmen, die normalerweise 30% Zins nehmen. Obwohl der gesetzliche Wucherzins bei 18% liegt, schaffen es diese Banken irgendwie, dass das Angebot legal ist. Wenn die Kreditnehmer dann diesen Zins nicht mehr zahlen können, verfällt der vollumfängliche Landtitel an die Bank.

Dies führt dazu, dass die Leute dann, um Ihren Zins zahlen zu können, sich bei illegalen Geldverleihern Geld leihen, bei einer richtigen Mafia. Oder dass Sie, falls sie das nicht eingehen, einfach Ihr Land verlieren. Das ist gesetzlich so abgesichert, dass sie dagegen nichts machen können. Der Landtitel fällt dann einfach automatisch ohne gerichtlichen Entscheid der Bank zu.

Die illegalen Geldverleiher sind dann aber einiges skrupelloser. Wenn man sich heut 1000 Baht leiht, so muss man jeden Tag 200 Baht zurückzahlen. Dies entspricht einem Tageszins von 20%, hochgerechnet auf’s Jahr also ca. 7300%! Wenn man nicht zahlt… na das könnt ihr Euch ja wohl selber ausrechnen, denn eine sanfte Methode zur Geldeintreibung ist auch bei den Thai’s nicht die Regel.

Zusammengefasst heisst das, dass wenn man hier Geld an Thai’s zu einem Zinssatz von beispielsweise 8% verleihen würde, wäre man schon ein sozialer Wohltäter und hätte durch die Landtitel-Absicherung eine 100%ige Sicherheit.

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Ein Tokeh fotografiert durch’s verregnete Fenster

Nun wir haben nicht vor, uns mit diesen aus unserer Sicht unethischen Geschäften einzulassen, aber es illustriert, wie gewisse Leute hier ohne irgendwelche Arbeit enorm reich werden. Und „reich“ ist damit durchaus auch in europäischen Dimensionen gemeint. Diese Herren interessiert überhaupt nicht, wie damit die thailändische Wirtschaft abgewürgt wird, denn sie profitieren von diesen Gegebenheiten.

Nun aber genug der kritischen Stimmen, wir fühlen uns nach wie vor sehr wohl in diesem Land und wissen, dass ähnliche Praktiken in der ganzen Welt verbreitet sind und auch unsere Politiker und Wirtschaftsbosse Dreck am Stecken haben. Es ist also hier insgesamt nicht besser oder schlechter wie in anderen Ländern in diesem Bezug.

Zu unserem Alltagsleben haben wir nur kurze News. Die erste ist, dass wir nun unsere Regenschutz-Lösung perfektioniert haben. Da das Wasser immer innen an der Regenschutz-Plache runterlief mussten wir einen Abstandshalter konstruieren. Wer unseren „Herzli“-Leidenschaft kennt, kann sich vorstellen, welche Form diese Abstandhalter nun haben… Bao, der Mann von Ann, hat uns die ganzen Herzen ausgesägt und da wir ihm Mal früher für eine andere Leistung ein Mobil-Phone geschenkt haben (seines hatte einen Riesen-Sprung im Display), wollte er selbst nach Insistieren nicht mal einen Lohn annehmen. So hat unser Haus nun rund zwei Dutzend Herzen mehr 🙂

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Bao bereitet die Herzen zur Montage vor

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Ann und Bao nach erfolgter Montage

Die zweite News betrifft das Wetter. Endlich ist einmal richtig Regenzeit: es regnet derzeit mehrmals täglich, so wie wir uns das eigentlich die ganze Regenzeit vorgestellt hatten. Dies ist aber nicht so schlimm, denn es ist ganz schön, wieder einmal etwas kühlere Temperaturen (24Grad) zu haben. Es schläft sich dann einfach besser…

Und die dritte News ist zukunftsgerichtet. In wenigen Stunden wird Carlo, der Sohn von Monika, in Krabi eintreffen und die nächsten zwei Wochen bei uns verbringen. Es kann dadurch durchaus sein, das der nächste Blog etwas kürzer ausfallen wird.

Nun bleibt uns nur noch Euch schöne Herbststage zu wünschen!

 

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