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Von Thailand und anderen Abenteuern

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35. Woche

Blog spirit.th - Beitragsbild

Samstag 14. Juli 2012

Eigentlich hatten wir erwartet, dass ausser Lou, Lupsi und Joey im Juli keine Farangs hier auf der Insel sind. Doch immer wieder tauchen unerwartet neue Gäste auf. Nach der südamerikanischen Familie letzter Woche war ein australisches und ein französisch-thailändisches Paar 3 Tage hier. Gleichzeitig kam Hans und nun ist Jenny, eine langjährige Stamm-Gästin und Toni, ein aufgestellter Australier, eingetroffen.  Der „Stammtisch“ ist also entgegen unserer Erwartungen auch in der Off-Season gut besetzt. Auch sonst bewegt sich einiges im Resort, es gibt einige Veränderungen, auf die wir dann im Blog übernächste Woche eingehen werden.

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Im Gespräch mit Hans in einem der kleinen „Häuschen“ direkt am Meer vor dem Restaurant

Langweilig wird es uns hier also nicht im Geringsten – im Gegenteil. Von all den Filmen, die wir für „einsame Tage“ auf Harddisk mitgenommen haben, haben wir noch keinen einzigen gesehen und selbst das neue Spiel Anno 2070, das wir in der Schweiz zu gleichem Zweck gekauft hatten, ist noch nicht einmal installiert.

Doch trotzdem nun zum versprochenen dritten Teil unserer Reise, die wir ja „Unbekanntes Thailand“ benannt haben, da wir auf der ganzen Reise nur gerade eine Ausländerin gesehen hatten. In der 31. Woche haben wir ja vom ersten Tag geschrieben, der in Nakhon Si Thammarat endete. Und im Blog der 33. Woche findet Ihr den 2. Tag unserer Reise, die uns nach Phattalung führte.

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Unser Frühstücksplatz in Phattalung

Dort startete dann natürlich auch der 3. Tag mit einem Frühstück am idyllischen Fluss. Dass dieses Resort wohl erst wenige Ausländer gesehen hat, bemerkte man an verschiedenen Dingen. So gab es keine einzige Beurteilung auf tripadvisor.com was für eine solch doch grosse Anlage eigentlich erstaunlich ist. Englisch sprach auch nur gerade eine neue eingestellte Frau, die vorher in Phuket gearbeitet hatte. Es gab zwar Toast, einen (eher ungeniessbaren Kaffee) und ein 3-Minuten Ei zum Frühstück, doch war letzteres auch wieder ein Hinweis auf die Thai-Kundschaft, denn das Ei wurde ohne Schale im Glas serviert, wie dies bei Thai’s üblich ist. Das Resort lebt anscheinend vor allem von Seminaren und Weiterbildungen, wie wir dann etwas später an den Vorbereitungen sahen.

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Hat und Chung vor unserem komfortablen Transportmittel

Nach dem Frühstück starteten wir dann nach Thale Noi, dass etwa 30 km im Norden von Phattalung liegt. Der Weg führt entlang der Küste des grössten Süsswasser-Sees von Thailand (Songkhla-See), der gleichzeitig auch das grösste Binnen-Gewässer Südostasiens ist. Dieser See ist ungefähr doppelt so gross wie der Bodensee.

Thale Noi ist ein nettes Dörfchen mit einigen bekannten Kunsthandwerkern, doch vor allem liegt es an einem kleinen See, der im ersten Jagdschutzgebiet Thailand‘s liegt und dementsprechend hunderte verschiedener Vogelarten beherbergt. Bei Thais ist er vor allem auch bekannt wegen seiner riesigen Fläche an Lotus-Blumen, so hat uns Ann schon fast ein wenig beneidet, als sie hörte, wo wir waren.

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Eine der mehr als hundert Vogel-Arten in diesem See

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Direkt durch die Lotusblumen-Felder hindurch führte uns das Boot

In einer rund eineinhalb stündigen Boots-Fahrt rund um diesen kleinen See konnten wir die erstaunliche Artenvielfalt und all die wunderschönen Lotus-Blumen geniessen. Die Farben der Lotus-Blumen wechseln sich ab von Purpur über Weiss, Gelb bis Rosa. Ein echter Genuss! Die Samen der Lotus-Blume kann man übrigens essen, sie schmecken köstlich. Und die Wurzeln der Lotus-Blume sind begehrt und werden von den Thais gekocht.

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Startbereit – ausgerüstet mit einem Hut gegen die Sonne

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Thai’s bei der Lotus-Wurzel-Ernte

Am anderen Ende dieses Sees geht ein kleiner Fluss zum Songkhla-See. Im Sumpfland dieses Zwischenraums leben einige Wasserbüffel, von denen wir aber leider keinen gesehen haben. Dafür sahen wir viele Vögel, von denen einige ganz seltene Arten, die man nur hier findet, seien. Diese Bootsfahrt war auf jeden Fall ein High-Light unserer Reise. Danach ging’s wieder auf Reise mit einem Halt in einem netten Restaurant, indem wir den köstlichen Kaffee nach unserem Frühstück umso mehr genossen.

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Auch ästhetisch ein wirklich guter Kaffee – wie man manchmal schon nur von einem Kaffee schwärmen kann…

Weiter ging es zum Höhlen-Tempel „Wat Tham Sumano“. Da wanderten wir dann durch all die Höhlen und zwischendurch über Stock und Stein und Hängebrücken. Wir bestaunten Grotten, die wie ein Dom geformt sind und mit Kronleuchtern und sehr alten Buddha-Figuren ausgestattet sind.

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Der dicke Buddha (steht für Wohlstand und Glück) und der lehrende Buddha

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Die Tour war auch wirklich teils so steil, wie es hier aussieht.

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Die Brücke, die einem frei übersetzt von Begierde, Verlangen und Wünschen befreit (Monika wurde aber vor der Angst vor solchen Brücken leider nicht befreit)

Im Tempel werden Gäste immer begrüsst und vom Verantwortlichen gleich auf eine Tour geführt. Dies natürlich finanziert einen Teil des Tempel-Betriebes, denn die buddhistischen Thais bauen durch eine Tempelspende Ihr Karma ab (siehe unten). Aber sogar Hat, unser Fahrer, obwohl  moslemisch, besuchte einen Teil des Tempels.

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Die beiden Weisen dieses Tempels

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Abfall trennen reduziert Dein Karma, steht hier frei übersetzt

Anweisungen und Hinweise für besseres Leben findet man überall. Sogar auf Mülltonnen. Wenn der Abfall getrennt gesammelt wird, ergibt dies je nach Deutung gutes Karma oder baut das Karma ab, was Ziel jedes wirklichen Buddhisten ist. Denn viel schlechtes Karma kann sich negativ auf das nächste Leben auswirken, aber auch gutes Karma ist für Gelehrte nicht das Ziel, denn dieses verstrickt einem ebenfalls zusätzlich ins Leben. Das Ziel ist es sich von der Welt zu lösen und ins Nichts (Nirwana) aufzugehen. Dazu muss man all die vielen Dinge der Welt nicht zu sehr betrachten und vor allem nicht emotional darauf reagieren, denn sie sind im Glauben der wirklichen Buddhisten eine Art Täuschung und damit belanglos und vom Weg abbringend (mehr zu Karma in Wikipedia).

So die offizielle Lehre. Wenn man allerdings die Thais betrachtet, dann leben sie eigentlich gar nicht nach diesen Lehren, denn sie verehren Buddha als Gott und verletzen damit bereits eine der wichtigsten Grundsätze, nämlich nichts anzuhaften, was von Gelehrten sogar als Geistesgift bezeichnet wird. Buddha würde sich ob dieser Art der Auslegung seiner Lehre wohl im Grab drehen, wenn er denn eines hätte (denn die Reliquien, also seine Gebeine, sind ja überall verstreut und denen wird ebenfalls gehuldigt, obwohl Buddha ja genau die Abkehr vom Materialismus predigte).

Teils aber beruht es schlicht auch auf Unwissen. Lek wollte mich im Ernst zum Beispiel überzeugen, dass er und auch die anderen thailändischen Buddhisten nicht an Wiedergeburt glauben. Da ich aber vor 25 Jahren ein paar Wochen in einem buddhistischen Tempel verbrachte und als sogenannter Laie die Mönche in Ihren täglichen Tätigkeiten begleitete und mich auch danach aufgrund der Erfahrung der verschiedenen Buddhismus-Arten, die ich in Asien kennengelernt hatte, sehr intensiv mit der Religion beschäftigte, wusste ich das die Lehrmeinung in Thailand eine andere ist. Diese kommt aber bei den Leuten anscheinend nicht an und die Mönche freuen sich so über all die Gaben, die Ihnen aus diesem Grund geschenkt werden.

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Du sollst keinen Lärm machen im Tempel

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Die fünf unzufriedenen Finger – jeder der Finger hat ein anderes Problem, über das er sich beschwert.

Die nächste Station war dann leider nicht so erfreulich. Wir besuchten einen Zoo, der sich als staatliche Forschungsinstitution finanziert und offiziell verletzte Tiere pflegt und danach wieder auswildert. Die Gehege lassen aber auf keinen wirklich sehr fürsorglichen Umgang schliessen. Lek wollte uns schon gar nicht erst dahin führen, denn er litt förmlich mit den Tieren, da er ein sehr dschungel-verbundener Mensch ist. Er fragte Monika, ob sie nicht gleich die Gehege aufschneiden möchte… Chung erzählte, dass viel zu wenig Geld des Staates komme und daher die Gehege nicht vergrössert werden können. Nun die Diskussion kennen wir aus der Schweiz, wo erst grad letzthin ein kleiner Zoo in Eichberg schliessen musste, da das Gehege zu klein waren und das Geld fehlte, nur sind hier die Zustände um einiges arger, wie bei uns vor 30 Jahren.

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Der Blick sagt alles

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Dieser Binturong war das eines der wenigen Tiere, die etwas Platz hatten

Einige der Bilder zeigen wir hier jetzt bewusst nicht, denn auch uns haben Sie beim erneuten Anschauen das Herz zugeschnürt. Hier also nur die relativ harmlosen und einigermassen kinderfreundlichen Bilder. Unsere Meinung ist klar: Solche Zustände sind nicht haltbar und schon gar nicht unterstützenswert. Da wird auch ein Eintrag in das Gästebuch des Zoo’s nicht viel helfen.

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Eine thailändische Rehart

Dann wurde es schon langsam spät und wir begaben uns auf die Heimreise, die durch die Stadt Trang führte. Hier ist Chung die ersten Jahre aufgewachsen, bevor seine grosse Familie (ca. 16 Geschwister) dann aus ökonomischen Gründen nach Krabi übersiedelte. Dementsprechend wusste er uns viel über die Region und seine Kindheit hier zu erzählen und wir hätten wohl noch einige spannende Orte besucht, wenn es denn nicht schon dunkel geworden wäre. So steht zum Beispiel der älteste Kautschukbaum Thailands in Trang und dieser bot uns die Gelegenheit der Geschichte zuzuhören, wie die Art vor 50 Jahren den Weg aus Malaysia nach Thailand fand. Heute ist Thailand nach Malaysia der zweitgrösste Kautschuk-Exporteur der Welt und in vielen Regionen die Hauteinnahmequelle.

Da der Kautschuk-Preis seit letztem Jahr erheblich fällt, trifft das Thailand so sehr, dass sogar schon Krisenstäbe einberufen wurden. Diese versuchen den Preis zu stützen, aber es gelingt Ihnen nicht, denn die europäische Krise hat ein erhebliches Absatzproblem geschaffen. Gleichzeitig soll weltweit nächstes Jahr rund 25% mehr Rubber auf den Markt kommen und bedenkt man, wie viele Plantagen im Boom-Jahr 2010 aufgebaut wurden und dann in 7 Jahren Ertrag geben, so sind dies eher düstere Prognosen für die Farmer hier, die gleichzeitig auch noch von einem fallenden Palmöl Preis geplagt werden. Und auch der Tourismus darbt, es gingen markant weniger Reservationen bis jetzt in der ganzen Region ein wie letztes Jahr und schon dieses war nicht wirklich gut.

Die Region, die wir durchfuhren und auch unsere Region werden also in Zukunft einige Herausforderungen bewältigen müssen, wollen Sie das kleine Stück „Wohlstand“ (bewusst in Anführungszeichen gesetzt…), dass sie gerade erst kennen gelernt haben, wahren.

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Der kleine liegende Buddha im Höhlentempel

Die Strasse die wir benutzten, war in Chungs Kindheit noch ein schmaler erdiger Waldpfad, jetzt wird die ganze Strecke auf 4 Fahrstreifen ausgebaut, selbst die Passage über die Berge wird vierspurig verbreitert. Zu der Zeit als Chung in Trang geboren wurde, war die Region Krabi noch praktisch unbewohnt und alle Ankömmlinge erhielten gratis Land zugeteilt.

Es gab damals noch fast keine Infrastruktur in der ganzen grossen Region und die Stadt Krabi war noch ein Dorf. Wenn man sich heute Ao Nang, Koh PhiPhi und Koh Lanta anschaut und sich die unendlich erstreckenden Kautschuk- und Palmölplantagen verinnerlicht, so kann man sich gar nicht vorstellen, dass diese Regionen noch vor wenigen Jahrzehnten absolut unbelebt waren.

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Blick hin zu einer Prozession, die wir nicht weiter störten

Durch diese Plantagen-Welt führte uns der Weg heim nach SiBoya. Peter luden wir auf dem Weg in Krabi aus, er flog am nächsten Morgen Richtung HongKong und auch Lek übernachtete in Krabi, um am nächsten Tag dann nach Kiriwong, in seine geliebte Heimat zurückzukehren.

Wir haben Lek auf dieser Reise wirklich sehr schätzen gelernt, er ist uns in der kurzen Zeit schon irgendwie zu einem Freund geworden. Seine offene, direkte, ehrliche und humorvolle Art und seine Naturverbundenheit haben uns irgendwie tief berührt und wir freuen uns darauf, Lek schon bald wieder einmal zu sehen.

Ebenso trug Peters ständiger Humor dazu bei, dass unser 7-er Grüppchen stets vergnügt die längeren Reisezeiten genoss und Chung bereicherte die Fahrt mit seiner unglaublichen und emotionalen Erzähl-Leidenschaft. Am war eher ein stiller Geniesser, aber gleichzeitig auch der, der immer an die Details dachte. Und Hat genoss die Reise ebenfalls und schoss sogar einige Bilder mit seinem Fotoapparat, was uns erstaunte. Auch er strahlte nach Abschluss der Fahrt, als wir bei ihm daheim dann noch etwas Fisch mitnahmen, denn Chung mitzubringen versprochen hatte.

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Der Ausgang aus dem Höhlentempel direkt in ein schönes Stück Dschungel

Hat fuhr uns dann noch mit der Fähre zurück in gefühlter tiefspäter Nacht (neun Uhr abends… so spät waren wir noch nie zurück auf unserer Insel). So können wir nun über längere Zeit an eine wirklich erlebnisreiche und intensive Kurzreise zurückdenken, die uns auf jeden Fall viel mit auf den Weg gegeben hat und uns Thailand in all seinen vielen bunten Facetten besser verstehen lässt.

Opa wurde in dieser Zeit von „unseren“ beiden Frauen Ann und Tiu liebevoll umsorgt, die sich über all die Dinge, die wir aus Kiriwong mitbrachten, freuten (siehe 31. Woche). Den Sonntag danach erholten wir uns dann, bevor wir dann am Montag schon wieder pflichtbewusst nach Krabi in die Schule gingen. Und dies wird dann auch das Thema des nächsten Blogs sein, wo wir Euch einen Einblick in unsere Schule, in die thailändische Schrift und etwas in die hier ganz andere und deshalb spannende Grammatik geben.

Bis dann wünschen wir allen, die den Sommer daheim in Europa verbringen schöne Sommer-Tage und für unsere Region eine weiterhin so angenehme Regenzeit, wie wir sie derzeit hier haben.

 

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