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Von Thailand und anderen Abenteuern

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27. Woche

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Samstag 19. Mai 2012

Am Montag waren wir in Krabi, um uns bezüglich des VISA‘s für Opa rückzumelden. Opa hat seit dem Februar ja ein so genanntes „Retirement“ (Pensionierungs) – Visa, dass ein Jahr gültig ist. Alle 3 Monate muss man sich dabei hier bei der Immigrationsbehörde melden. Zum Glück haben wir in Krabi so freundliche und verständnisvolle Beamte, dass wir dies ohne Opa machen können, was eigentlich eine absolute Ausnahme ist. Möglich wurde dies durch den Besuch der Vize-Chefin der Behörde hier auf der Insel (siehe Blog 10. Woche).

Ebenfalls haben wir am Montag von unserer Schule die Unterlagen erhalten, um unser so genanntes „Education“ (Weiterbildungs) – VISA zu beantragen. Dies wurde nun vom Ministry of Education in Bangkok abgesegnet und so können wir das VISA in Penang, Malaysia beantragen. Dies ist die von uns aus nächstgelegene thailändische Botschaft, aber auch die ist von unserer Insel aus insgesamt 10 Stunden Reisezeit entfernt. So werden wir nächste Woche von Montag bis Donnerstag unterwegs sein. Dafür haben wir dann ein VISA, das zuerst 3 Monate gültig ist, dann aber in Krabi um ein Jahr verlängert wird, also insgesamt 15 Monate gültig ist.

Dies führt uns dazu, nach nun einem halben Jahr hier in Thailand eine Zwischenbilanz zu ziehen. Am 15. November letztes Jahr haben wir uns mit Opa auf den Weg nach Thailand gemacht. In der Zwischenzeit sind Monika und ich nochmals zurück in der Schweiz gewesen und haben unser Haus in Wald geräumt und vermietet. Hätte uns dies jemand vor einem Jahr gesagt, so hätten wir diese Person wohl als verrückt bezeichnet. Nun denn, genauso schnell, wie wir uns zu diesem Schritt entschlossen haben, genauso schnell haben wir uns hier auch eingelebt. Wir fühlen uns bereits daheim und wenn wir „gehen wir heim“ sagen, ist klar, dass damit unser Haus hier gemeint ist und nicht mehr das in der Schweiz.

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Opa in seinem Stuhl, aufgenommen vor einer Stunde

Am wichtigsten bei diesem ganzen Projekt ist wohl Opa’s Zustand, denn der Hauptgrund, wieso wir so schnell gegangen sind, war ja, dass wir ihn nicht mehr in die Ferien geben konnten und wir ihn daheim 365*24 Stunden hätten betreuen müssen, was uns an unsere Grenzen gebracht hätte, denn wir hätten nicht einmal einen Tag gemeinsam verbringen und uns erholen können. Damit blieb die Wahl zwischen einer Platzierung in einer geriatrischen Klinik oder eben dieser Lösung (siehe dazu unseren Bericht in der 6. Woche).

Wenn wir Opa’s Gemütszustand vor der Abreise und jetzt vergleichen ist es ein himmelweiter Unterschied. Vorher fluchte er andauernd, „schletzte“ die Türe x-fach am Tag, sprach andauernd vom Sterben wollen und weckte uns jede 2. Nacht und wollte in den Spital. Wir konnten ihn auch nicht mehr motivieren, mal einen Spaziergang zu machen, er schaute eigentlich den ganzen Tag nur noch Fernsehen. Heute flucht er nur noch selten, spricht viel seltener vom Sterben wollen und will auch nicht mehr andauernd in den Spital. Auch macht er jetzt jeden Tag mindestens einen Spaziergang. Zwischendurch fragt er mal, wann wir denn heimgehen, doch das ist eher selten. Er ist zwar nicht wie insgeheim erhofft, nochmal richtig aufgeblüht, aber auf jeden Fall ist sein Gemütszustand um Dimensionen besser.

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Der schön geschmückte Hauseingang mit den 2 Elefanten, die wir von Ann geschenkt erhalten haben

Dies hat sicherlich auch damit zu tun, dass wir mit Tiu und Ann wirklich Glück hatten. Sie betreuen Opa so liebevoll und lesen ihm jeden Wunsch von den Augen ab, als wäre es ihr eigener Grossvater. Sie sind immer gut aufgelegt, haben ein Lächeln auf den Lippen und sind darüber hinaus auch noch im höchsten Grade zuverlässig und denken auch selber mit, was noch gebraucht werden könnte. Wir können sagen, wir haben mehr als Glück gehabt, zwei solche Menschen zu finden, was natürlich vor allem auch Chung’s Verdienst ist.

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Wer uns kennt, weiss dass wir unsere Leidenschaft für Herzen auch hier in Thailand weiterführen

Damit kommen wir zu einem weiteren wichtigen Bereich, in dem selbst unsere hohen Erwartungen übertroffen wurden. Mit der Familie Chung und Kiauw und den beiden Kindern E und Am und den Angestellten Low, Pa und Thuam, E, JaJa und Tschai haben wir hier ausnahmslos herzliche und aufgestellte Menschen in unserer Umgebung. Immer zu einem Witz aufgelegt, fast ausnahmslos immer ein Lachen im Gesicht und immer zu einem Spass aufgelegt – egal wen wir treffen, die Lebensfreude ist spürbar. Dies wirkt sich auch auf die Umgebung aus. Der ganze riesige Garten ist immer gepflegt und wunderschön, dass Essen schon fast mehr köstlich und auch alle Kontakte mit den Menschen ausserhalb der Anlage sind herzlich, denn es wird sehr darauf geachtet, dass das ganze Dorf vom Resort profitiert.

Chung kauft lokal ein, gibt den Fischern zusätzliche Einkünfte, indem sie mit Touristen Ausflüge machen können und andere wiederum haben Arbeit im Unterhalt des ganzen Resorts bzw. im Ausbau der bestehenden Häuser. Wiederum andere profitieren von den ganzen Transporten und so hat wohl jede Familie auf der Insel irgendeine Person, die direkt von SiBoya-Bungalows etwas Geld verdienen kann. Und das ist auf dieser Insel sehr wichtig, denn ansonsten können die Menschen hier auf der Insel nur von den Erträgen der Gummiplantagen und von den immer kleiner werdenden Erträgen aus der Fischerei leben.

Chung kauft bewusst kein eigenes Auto und kein eigenes Boot, obwohl ihm dies mehr Gewinn geben würde, er verlangt nicht einmal einen Aufschlag für die Organisation eines Ausflugs, sondern verrechnet nur das, was er den Leuten weitergibt. Er handelt aus persönlicher Überzeugung, obwohl es natürlich jedem Betriebswirtschaftler die Haare zu Berge stellen würde. Auch beschäftigt er sein Personal über das ganze Jahr, was hier in Thailand eigentlich absolut unüblich ist, denn es sind nur 4 Monate Hochsaison und in der Off-Season wie jetzt, schaut selten mal ein Gast vorbei. Alle arbeiten seit Jahren hier und sind mehr als zufrieden. Chung ist für die Angestellten eine Vaterfigur, zu der sie mit hohem Respekt aufschauen und gleichzeitig ein Freund.

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Unsere neue Bar, an der sich das internationale Dorf manchmal trifft, hat nun auch eine bunte Beleuchtung

Insofern hätten wir es also hier nicht besser treffen können, eine solche Konstellation anzutreffen, hätten wir uns nicht mal erträumen können. Dies führt uns zum nächsten Faktor, dem internationalen Dorf, das sich vor allem in der Haupt-Saison bildet. Auch hier können wir ein ausnahmslos positives Fazit ziehen. Wir haben in diesem Jahr nun so viele interessante und herzliche Menschen kennengelernt, wie wir es nie erwartet hätten. Kein einziger der Gäste mit dem wir wirklich Mühe gehabt hätten und all die Haus-BesitzerInnen und Langzeit-Aufenthalter sind sehr angenehm. Sicherlich gibt es manchmal über bestimmte Punkte Meinungsverschiedenheiten, aber die verschiedenen Meinungen werden akzeptiert und respektiert.

Alle Gäste hier sind offen für Gespräche über die Kultur des Gastlandes, einige davon sprechen sogar sehr gut Thai und alle respektieren die Menschen hier. Keine Ballermann- und Sauf-Touristen, keine Sex-Touristen und auch keine hektischen Reisenden. Man nimmt sich die Zeit für Diskussionen über die Welt, gibt Einblick in die jeweilige eigene Kultur und beschäftigt sich mit Themen, wie die Welt verbessert werden könnte. Gleichzeitig hat es aber auch keinen sektiererischen Charakter, dazu sind die Lebensentwürfe der verschiedenen Gäste hier zu unterschiedlich, es ist keine Hippie-Kommune sondern ein Zusammenkommen von Menschen, die alle in Ihren Ländern einer geregelten Arbeit nachgehen (oder pensioniert sind).  Man geniesst die Ruhe und die Natur, erfreut sich der Artenvielfalt und der Atmosphäre. Klar sind alle ausser wir hier in den Ferien, was natürlich auf die Stimmung abfärbt, aber an anderen Touristenplätzen, sieht es da ganz anders aus (siehe dazu die 23. Woche). Einige der Gäste können wir schon in dieser kurzen Zeit als Freunde bezeichnen und wir pflegen einige Kontakt auch jetzt, wenn sie daheim sind, via Skype.

Auch mit den Leuten die mehrheitlich hier leben, Lou und Lupsie, Sam und Joey haben wir ein gutes Verhältnis, auch wenn wir letztere nur sehr selten sehen. Insgesamt wurden unsere Erwartungen auch in diesem Bereich mehr als erfüllt.

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Unsere Affen, auch ein mehr oder weniger geliebter Teil des internationalen Dorfes…

Damit kommen wir zum nächsten Bereich, der Natur ums uns herum. Wir wussten ja bereits, wie schön die Umgebung ist, bevor wir mit Opa hier her gekommen sind. An dieser Wahrnehmung hat sich auch nichts geändert. Auch wenn der Strand kein sogenannter Traumstrand mit weissem Sand und ganztägiger Schwimm-Möglichkeit ist, so ist er für uns, die die ganze Zeit hier sind viel schöner, da er sich jeden Tag anders präsentiert und sehr abwechslungsreich ist (siehe 10., 12. und 25. Woche). Allerdings hat er auch einen kleinen Makel, wie wir in den vergangenen Wochen festgestellt haben, denn leider ist er jetzt anfangs der Regenzeit sehr oft ziemlich schmutzig und auch an den Quallen haben wir keine Freude, so dass derzeit nicht ans Baden im Meer zu denken ist.

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Die Zugangsrampe zum Strand wird erhöht, damit die Wellen nicht mehr den Abfall in den Garten spülen können

Dies wird aber kompensiert dadurch, dass das Wetter viel angenehmer ist als wir erwartet haben. Auch letzte Woche hatten wir wieder praktisch nur schöne Tage und angenehme Temperaturen von rund 30 Grad, begleitet von einem immer angenehmen Lüftchen. Und zwischendurch mal eine guttuende Abwechslung in Form von etwas Regen, der jeweils noch etwas abkühlt. So kann man den Regen gern bekommen. Die Regenzeit hatten wir uns anders vorgestellt, mit tagelangem Regen und Schlechtwetter, doch gemäss Chung sei dies hier absolut normal in der Regenzeit. Auch die Hitze während der „Hot-Season“ hatten wir uns wesentlich schlimmer vorgestellt. Das Thermometer ist nie über 35 Grad gestiegen und die Wärme war nur an wenigen Tagen richtig schweisstreibend. Auch ist es an keinem Tag so kalt geworden, dass wir nicht auch den Abend im T-Shirt hätten verbringen können. Also auch in diesem Bereich fällt die Zwischenbilanz positiv aus.

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Das aktuelle Wetter, aufgenommen vor einer Stunde

Damit kommen wir zu unserem Haus, indem wir uns auch sehr wohl fühlen. Es ist im Vergleich zu unserem Haus in der Schweiz natürlich sehr einfach, aber mehr brauchen wir hier auch nicht, denn wir leben ja den grössten Teil der Zeit draussen oder auf der Terrasse. Der Umbau, den wir im August in Auftrag gegeben haben, hat das Haus zudem über den Erwartungen schöner gemacht und die neu gestaltete Bar (siehe 13. Woche) hat einen weiteren „Wohnraum“ eröffnet. Und langsam macht sich nun auch unsere Arbeit im Garten bezahlt, die ersten Pflanzen, die wir gesetzt haben, haben angefangen zu blühen und bringen Farbe in unsere Umgebung. Auch hier also ein weiterer Pluspunkt in der Zwischenbilanz.

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Die ersten Früchte unserer Gartenarbeit

Damit kommen wir zur Gesundheit, zu unserem Wohlergehen. Diese ist hier in mehreren Punkten besser als in Wald. Wir gehen jeden Tag rund dreimal nach vorne, was allein schon rund drei viertel Stunden Spaziergang ist. Dann sind wir an den meisten Tagen am Schwimmen gewesen und ich bin zwischen 17 und 18 Uhr meistens sportlich engagiert, anfangs mit Takraw, heute mit Badminton oder Fussball. Zudem ist hier natürlich der Appetit viel gesünder. Keine fettreichen Gerichte, wenig Fleisch, viel frische Meerestiere und viele Früchte. Wir sind in der Zwischenzeit sogar soweit, dass wir zum Morgenessen fast nur noch Früchte essen und der Gedanke an ein kalorienhaltiges Frühstück mit Käse und Butter eigentlich nur noch sehr selten kommt.

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Einer unserer grösseren Warane, ca. 2 Meter lang, auf dem Weg zum Fischfang

Ein weiterer Teil der Gesundheit ist der Stress. Mit 60-80 Stunden Arbeit in der Woche in der Schweiz hatten wir oft Stressgefühle und die Ruhe fehlte. Heute sind es nun noch etwa die Hälfte der Arbeitsstunden von vorher und alles erledigt sich viel besser in der Ruhe hier. Selbst die manchmal wirklich lauten Grillen, die wie jetzt gerade zirpen, können einem nicht aus der Ruhe bringen…

Das einzige was wir nicht geschafft haben ist, mit dem Rauchen aufzuhören, wie wir uns das eigentlich vorgenommen haben. Was nicht ist kann ja noch werden. Wir fühlen uns auf jeden Fall körperlich sehr gut, was ja bekanntlicherweise auch den Geist fördert. Auch dieser Punkt in der Zwischenbilanz fällt also positiv aus.

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Floh, unsere Ferienkatze, betrachtet die Affen, die sich jedes Mal nähern, wenn die Blache unten ist

Das einzige was uns wirklich fehlt, sind natürlich unsere Freunde und Verwandten. Wir hatten zwar schon von dreien Besuch und diese haben wir auch länger gesehen, als wir sie in den letzten Jahren zusammengezählt gesehen haben, doch kann man nicht einfach nächste Woche ein paar Freunde zu sich einladen oder gemeinsam einen Fussball-Match schauen. Etwas kompensiert wird dies durch unsere doch annehmbaren Internet-Telefonverbindungen und Skype, wo man sich sogar über die Kontinente hinweg sehen kann. Auch wenn die Internet-Verbindung immer noch nicht ganz unseren Ansprüchen entspricht, so ist die Qualität doch erstaunlich, bedenkt man, dass wir auf der anderen Seite des Globus auf einer abgelegenen Insel sind, die bis vor 2 Jahren noch nicht mal Strom hatte. Und manchmal ist die Qualität sogar so gut, dass uns die Leute fragen, ob wir denn jetzt wieder in der Schweiz seien. Also auch in diesem Bereich kein Minuspunkt in der Zwischenbilanz, denn wir wussten ja, dass unsere Freunde weit entfernt sind und wir diese nur einmal im Jahr in unseren Schweiz-Ferien werden besuchen können.

Also insgesamt haben wir, abgesehen von dem verschmutzten Wasser und den Quallen anfangs der Regenzeit nur Pluspunkte in der Zwischenbilanz und können so nur ein absolut positives Fazit ziehen – uns gefällt es hier wirklich sehr gut und wir freuen uns bereits Euch unser kleines Paradies zu zeigen!

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Ein kleiner Waran, quasi schon bald unser Haustier, der seine Heimat im Baum gleich vor dem Haus gefunden hat

So nun hoffen wir, Euch nicht allzu neidisch gemacht zu haben, aber wir haben ja letzte Woche angekündigt, dass wir eine Zwischenbilanz ziehen werden und die fällt nun einmal in der Tat so gut aus. Wir hoffen, dass wir Euch mit unserem Blog etwas Sonnenschein zu Euch nach Europa senden können und dass ihr so etwas an unserem „Abenteuer“ teilhaben könnt.

Nächste Woche werden wir dann von unserer Reise nach Penang (George-Town) berichten. Wir sind gespannt auf die Reise und haben doch auch zwei Tage Zeit die Stadt zu erkunden und Euch ein paar Eindrücke via Foto zu vermitteln.

 

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