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Von Thailand und anderen Abenteuern

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Der neue soziale Kitt

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Geteilte Werte schaffen Verbindung

Die nächste Entwicklungsstufe des Internets wird soziale Netzwerke hervorbringen, die nicht mehr auf geteilten Interessen, sondern auf geteilten Werten basieren. Deren künftiger Einfluss auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, meint Zukunfts-Philosoph Andreas Giger.

Das Internet hat den Kreis der Menschen, mit denen wir uns verbunden fühlen, gewaltig ausgeweitet. Früher war dieser Kreis auf den Radius unserer leibhaftigen Mobilität begrenzt, heute schränken höchstens noch Sprachgrenzen den Kreis von Gleichgesinnten ein. Gerade die neuen sozialen Medien wie Facebook oder Twitter, in denen man es leicht auf Tausende von Freunden oder „Nachfolgern“ bringen kann, zeigen, wie einfach das Knüpfen von virtuellen Verbindungen geworden ist.

Auf die Inhalte kommt es an

Soziale Verbindungen zu knüpfen und zu pflegen, braucht natürlich diese technischen Kanäle. Doch auf lange Sicht noch entscheidender ist die Frage, was an Inhalten durch diese Kanäle rauscht. Nicht geteilte Kanäle sind letztlich der soziale Kitt, der virtuelle Gemeinschaften zusammen hält, sondern geteilte Inhalte.

Die Zugehörigkeit zu einer Familie ist ein gutes Beispiel für solche geteilte Inhalte, wobei sich das in den Zeiten der Patchwork-Familien keineswegs auf Blutsbande beschränken muss. Früh haben sich auch Netzwerke herausgebildet, die auf geteilten früheren Erfahrungen wie dem Besuch derselben Schule oder aktuellen wie das Studieren an derselben Uni basieren.

Geteilte Interessen als sozialer Kitt

Aktuell am stärksten, wenngleich auch am vielfältigsten, beruhen virtuelle Gemeinschaften auf geteilten Interessen, und das in zweifacher Hinsicht: Man interessiert sich für dieselben Themen wie etwa kreolische Fischküche oder neuseeländische Buntspechte und tauscht dazu Informationen und Wissen aus. Oder hat man dieselben Interessen im Sinne gemeinsamer politischer, wirtschaftlicher oder gesellschaftlicher Anliegen und Ziele wie etwa die Bekämpfung des Walfangs oder die Frauenrechte und bündelt die Kräfte zur Durchsetzung dieser Interessen.

Im weiteren Sinne gehören dazu auch all jene beruflichen und geschäftlichen Netzwerke, welche primär an einer Steigerung der Wertschöpfung im klassisch materiellen Sinn interessiert sind. Geteilte Interessen sind es also, die heute den wirksamsten sozialen Kitt in virtuellen Verbindungen bilden.

Drang in die Tiefe

Doch die Entwicklung bleibt nicht stehen. Jedes neue Medium hat sich bisher zunächst mit Inhalten aus oberflächlichen Schichten befasst, um dann allmählich tiefer schürfend zu werden. Das wird auch bei den neuen sozialen Netzwerken nicht anders sein. Auch sie werden auf der Suche nach dem wirklich verbindenden sozialen Kitt immer tiefer bohren. Und dabei bald auf eine sprudelnde Quelle stossen: geteilte Werte.

Geteiltes Interesse für eine bestimmte tropische Schmetterlinsart erweist sich nämlich als brüchige Basis für eine echte Verbindung, wenn eine glühende Pazifistin und eine brutale Kriegsgurgel zusammen kommen. Zu verschieden sind in diesem Fall elementare Werte. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Umgekehrt schaffen geteilte Werte eine nachhaltig tragbare Verbindung.

Kluge Beobachterinnen und Beobachter des Zeitgeschehens haben es längst erkannt: Hinter, oder besser unter, unseren aktuellen Klima-, Wirtschafts-, Finanz- und sonstigen Krisen stecken Identitäts-, Orientierungs- oder eben Wertekrisen. Und darin wiederum zeigt sich eine ungestillte Sehnsucht vieler Menschen nach tieferen Schichten unterhalb der glitzernden Oberfläche unserer Konsumwelt.

Vom Wert der Werte

Wenn uns die blosse Anhäufung materieller Werte nicht mehr genügt, stossen wir bei unseren Tiefenbohrungen unweigerlich auf  die immateriellen Werte. Werte sind nichts anderes als das, was uns etwas wert, was uns wichtig ist. Unser individuelles Set von Werten bildet einen wesentlichen Teil unserer Persönlichkeit, unserer Identität.

Ebenso geben uns unsere Werte auch Orientierung (wohin bewege ich mich?) und Sinn (wozu bin ich da?). Werte sind also für eine Lebensgestaltung in Freiheit und Eigenverantwortung unverzichtbar. Anders gesagt. Werte werden immer wertvoller.

Zudem sind unsere Werte wesentlich stabiler als unsere oberflächlichen Interessen. Wenn ich mich also aufgrund geteilter Werte mit jemandem verbinde, kann ich davon ausgehen, dass diese Verbindung nachhaltig hält.

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Geteilte Werte und mehr

Der wachsende Wunsch nach nachhaltigen Verbindungen in den tieferen Schichten unserer Persönlichkeit wird deshalb dazu führen, dass sich nachdenklichere Menschen zunehmend auf der Basis geteilter Werte zusammenfinden.

Noch gibt es dafür höchstens erste Ansätze: Auf unserer Plattform spirit.ch, vor allem aber im dazu gehörigen Netzwerk, vereinigen sich Menschen, welche den Leit-Wert Nachhaltige LebensQualität unterstützen. Und auf www.reife.ch haben bereits annähernd hundert Menschen die VISION REIFE SCHWEIZ unterschrieben, die ausdrücklich auf zehn reifen Werten basiert.

Sicher: Im Moment sind die Menschen, die für sich bereits den Werte-Wandel vom Lebensstandard zur Lebensqualität vollzogen haben, eine Minderheit, und als solche fühlen sie sich oft isoliert. Wenn sich diese Menschen nun auf der Basis geteilter Werte verbinden, stellen sie fest, dass sie keineswegs allein sind. Und das könnte ungeahnte Energien freisetzen.

Wenn sich die werteorientierten Menschen erst einmal gefunden haben, werden sie anfangen, die von ihnen hochgehaltenen Werte verstärkt in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft einzubringen. Und das könnte ungeahnte Folgen haben. Man stelle sich nur mal vor, zu welchen sinnvollen Veränderungen es führen würde, wenn der Leit-Wert von spirit.ch, also Nachhaltige LebensQualität, überall konsequent eingefordert würde…

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