Eigen-Stimmen

Eigen-Stimmen
An dieser Stelle publizieren wir Ihre eigenen Stimmen zu Identität und Zukunft der Schweiz.
Unten am Ende der Seite erfahren Sie, wie Sie Ihren Beitrag hier veröffentlichen können. Wir freuen uns auf Ihre erfrischenden Impulse!
Magrit Kropf, 25. März 2014
„Guten Tag, Herr Dr. Giger
Natürlich habe ich an der obgenannten Umfrage teilgenommen. Mir war aber nicht wohl dabei, denn man hat keine Möglichkeit, seine Ansicht zu begründen. Das ist ja das Wichtigste! Die Antworten können sonst falsch interpretiert werden. Das wäre kriminell.
Ich wohne in einer stark industrialisierten Gegend der Schweiz. Hier hatte es schon immer viele Ausländer. Etwa ein Drittel der Mütter meiner Schulkameraden stammten aus dem Ausland, meine eigene auch. Wir hatten (bescheidene) Kenntnisse von Italienisch und Französisch bevor eine Ahnung von Hochdeutsch. Als Erwachsene arbeitete man unbeschwert mit anderssprachigen Kollegen zusammen. Auch heute noch zählen einige Ausländer zu meinen Bekannten.
Trotzdem habe ich am 9. Februar JA gestimmt und würde dies auch wieder tun. Sowohl ich selbst als auch meine Nachbarinnen fragten ihre ausländischen Freunde, aber auch Zufallsbekanntschaften, wie sie mit dem Resultat der Abstimmung zurechtkämen. Alle antworteten, sie hätten genau gleich gestimmt, sie fühlten sich wohl in der Schweiz und – als langjährige Einwohner unseres Landes – müssten sie sich ebenfalls vor zahlreichen Neuzuzügern fürchten, denn diese seien auch für sie Konkurrenten. Zudem: weniger Menschen, weniger Infrastruktur.
Ausländer – auch solche die nicht hier wohnen – begegnen der Schweiz, den Schweizern jetzt merkbar mit grösserer Hochachtung, weil wir für einmal nicht ängstlich kuschten und selbstbewusst bestimmten. Die Drohungen bezüglich der Folgen der Abstimmung werden bloss ausgesprochen, weil sie (bei den Schweizer Feiglingen) wirken!
Von den beiden Staaten Deutschland und Frankreich finde ich es gemein und hinterhältig, von einem kleinen Land zu verlangen, dass noch mehr „Sardinen in die Dose“ gestopft werden – ausgerechnet von den beiden, die selbst viel Platz zum Anbieten hätten! Die Mehrzahl der französischen und deutschen Bürger denken anders; aber sie sind ja krankhaft staats- und obrigkeitsgläubig! Es dreht sich dort alles um den Staat und seine Repräsentanten, nie ums Volk. Dabei muss ein Staat seinem Volke dienen. Gäbe es weniger Menschen, bräuchte man gar keine Staaten, man käme einander nie in die Quere und würde trotzdem freundschaftlich miteinander verkehren. Heute fehlt die nötige Distanz.
Die Schweizer sind ohnehin ein Mischvolk, und das ist gut so. Aber mehr als 5 Millionen Einwohner (Bewohner, nicht Bürger) dürfte dieses Land nie haben. Sonst leidet die Lebensqualität. Dafür hätte dann jeder Einwohner dieselben Rechte und Pflichten, dürfte sich aber auch nicht selbst abgrenzen. Wenn man in einem anderen Land als dem eigenen ist, verliert man zwangsweise einen Teil seiner bisherigen Identität. Das geht auch Schweizern im Ausland so.
Noch etwas: Ich kann absolut kein Mitgefühl für Menschen aufbringen, die von uns verlangen, sie an unseren Errungenschaften teilhaben zu lassen, in ihrem eigenen Land aber nicht dafür gekämpft haben. Unsere Vorfahren haben doch auch ihr Leben für Freiheit und Selbstbestimmung eingesetzt. Wieso sollten jene das nicht auch müssen. Die Europäer haben die schlimme Eigenart, alle auf ihren Stand der Entwicklung anheben zu wollen (als wäre dies das Non-Plus-Ultra). Wir müssen den sogenannten Schwellenländern und auch den Entwicklungsländern Gelegenheit geben, sich zu entwickeln. Das ist ein Prozess, nicht ein Lesen eines von Europäern verfassten Handbuches, und kann Jahrhunderte dauern. Vielleicht kommen sie dabei weiter als wir. Wie heisst es so treffend: wem man zuviel hilft, den schwächt man … (absichtlich?)
So, jetzt habe ich etwas Dampf abgelassen. Es war und ist mir dabei bitter ernst.
Es grüsst Sie
Margrit Kropf aus dem (gegenwärtig) sonnigen Derendingen“
Paul Jud, 6.Mail 2014
„Ich nerve mich fürchterlich. Die ganze halbe Schweiz und fast ganz Europa diskutiert wie wild um die Einwanderungsinitiative. Und niemand – ausser mir – 🙂 merkt, dass das Ganze ein riesiger Schwindel, ein gigantisches Ablenkungsmanöver ist. Wie sollte es auch anders sein, wenn es aus der SVP-Küche stammt?
Statt die Eigentumsordnung zu hinterfragen, statt die gewaltige Ausbeutung der Lohnsklaven weltweit und globalisiert anzuprangern, statt die immer grösser werdende Schere von Einkommens- und Vermögensverteilung zu betrachten, statt nach den wahren Nutzniessern der globalisierten Wirtschaft zu forschen, statt alldem wettert man in der Schweiz gegen die Immigration!! So ein Verhältnisblödsinn – und so ein raffiniertes Manöver! Man hetzt gegen „die Abzocker“, lässt aber die Kapitalbesitzer in Ruhe absahnen: Ein Vassella wird an den Pranger gestellt, eine Frau Oeri lässt man gewähren. Ich frage mich, wie lang noch das Volk auf diesen Schwindel hereinfällt. Aber immer wenn es im Kampf Arm gegen Reich für die Besitzenden kritisch wird, suchen die Herrschenden einen äusseren Feind.
So war das mit der „Masseneinwanderungsinitiative“ der SVP, so war das aber auch nach dem 1. Weltkrieg, als die Stahlbarone Krupp und Thyssen den Adolf holten, um gegen den Bolschewismus zu wettern.
Mit freundlichen Grüßen
Paul Jud“
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