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Von Thailand und anderen Abenteuern

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Sepak Takraw

Blog spirit.th - Beitragsbild

Sonntag 19. Januar 2014

Sepak Takraw

Die, die regelmässig unseren Blog lesen, haben den Begriff Takraw schon oft gelesen. In einigen Blogs gab es auch erläuternde Kommentare dazu, doch haben wir den thailändischen Nationalsport noch nie detaillierter vorgestellt, was wir nun mit diesem Beitrag nachholen möchten.

„Sepak Takraw“ wie der Sport offiziell heisst, ist nicht nur in Thailand der Nationalsport, sondern auch in einer Reihe anderer südost-asiatischer Länder. So ist es auch eine der Hauptsportarten bei den asiatischen Spielen und die Finalspiele sind regelrechte Gassenfeger. Vor allem Malaysia ist der ewige „Erzrivale“, denn die Thai’s in fast jedem Final treffen.

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Im Einsatz: Von links A, Chung, ich selber am Ball und Mut hinter mir (Bild wie einige andere geschossen von Jens)

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Hier links Jens selber und Holger in vollem Einsatz

In Deutsch würde man die Sportart wohl am ehesten als Fuss-Volleyball bezeichnen. Dabei stehen sich zwei Mannschaften mit je drei Spielern auf einem ungefähr 13*6 Meter grossen Feld, ähnlich einem Badminton-Feld gegenüber, dass in der Mitte durch ein ca. 1.5 Meter hohes Netz getrennt ist.

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Takraw-Feld

Der Werfer (vgl. Titelbild) der einen Mannschaft, die anspielt, wirft den Ball von der vorderen Ecke beim Netz zum Aufschlagkreis, der sich auf der Mittellinie im hinteren Teil des eigenen Feldes befindet. Von da aus nimmt der Captain (Tekong) des Teams (der jede Partie wechselt) den Ball ab und versucht diesen möglichst so in die andere Platzhälfte zu spielen, dass ihn dort niemand zurückspielen kann.

Ziel der gegnerischen Mannschaft ist es, den Ball abzunehmen und mit maximal drei Berührungen durch eine oder mehrere Spieler wieder zu retournieren. Dabei dürfen alle Körperteile ausser den Armen eingesetzt werden und so kommt oft auch der Kopf zum Einsatz. Ziel ist es, den Ball im gegnerischen Feld zu Boden zu bringen. Sobald dieser innerhalb des gegnerischen Feldes den Boden berührt, erhält die Mannschaft, die aufgeschlagen hat, einen Punkt. Schlägt der Ball hingegen auf dem Boden des Spielfeldes der aufschlagenden Mannschaft auf, so wechselt das Anspiel zum Gegner, ohne dass es einen Punkt gibt. Das gleiche gilt, wenn ein Spieler das Netz berührt oder der Ball ausserhalb des Feldes auf den Boden aufschlägt.

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A, Chung und Mut

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Pete, ich selber und Chung

Der Ball (thailändisch Takraw) hat dabei etwas mehr als 40c m Umfang, ist zwischen 150 und 200 Gramm schwer und heute meist aus Hartplastik. Ältere Bälle sind aus Rattan produziert. Je nachdem, wer den Ball aufspielt, kann ein solcher Ball Geschwindigkeiten bis zu 120 km/h annehmen, was den Sport auch nicht ganz ungefährlich macht. So gehören Nasenbeinbrüche, eine aufgeschürfte Stirne und blaue Augen zu den negativen Folgen des Spiels, wie ich in letzterem Falle auch schon erlebt habe.

Mit aus diesem Grund gehört ein schützendes Kopftuch zur Standardausrüstung und hohe Turnschuhe schützen den Fuss-Knöchel vor Verletzungen, denn meist wird der Ball mit dem Innenfuss abgenommen. Professionelle Takraw-Spieler sehen sich einer weiteren Gefahr ausgesetzt, denn oft werden die Bälle aus einem Salto aus dem Stand abgenommen und da muss die Landung gelernt sein. Wir Ausländer beherrschen das natürlich nicht, aber können zwischendurch bei Low, Thuam und A diese Kunststücke bewundern.

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Jens bei der Abnahme, Holger im Hintergrund

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A und Johnny

Ein Satz wird jeweils auf 15 Punkte gespielt, bei 14:14 gibt es eine Verlängerung auf weitere drei Punkte. Im Wettkampf gewinnt das Spiel, wer zuerst 3 Sätze gewonnen hat. Nach jedem Satz wird die Positionszuteilung innerhalb der Mannschaft im Uhrzeigersinn gedreht, so dass innerhalb von drei Sätzen jeder der drei Spieler einmal Kapitän ist. Dieser ist neben dem Aufschlag jeweils für die hintere Platzhälfte verantwortlich und spielt den Ball seinen vorderen beiden Spielern nahe dem Netz zu, damit diese ihn möglichst gezielt auf den Boden des Gegners platzieren können.

Das Spiel ist unheimlich schnell und erfordert volle Konzentration, eine gute Fusstechnik und auch eine gute Kondition. Entscheidend sind vor allem auch das optimale Zusammenspiel der drei Spieler und ein gutes Auge, wo die freien Räume sind. Aber es macht vor allem eines – nämlich jede Menge Spass, so dass die Sportart für mich und auch einige andere Ausländer hier in Koh SiBoya zur Lieblingssportart geworden ist.

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Konzentration pur

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Henna im Einsatz, im Hintergrund ausnahmsweise mal ein Beachvolleyball-Spiel

Oft staunen Thai’s, wenn Sie bei uns vorbei kommen, dass wir Ausländer Ihre Sportart spielen können und so hat das Spiel bei uns auch einen integrativen Charakter. Meist werden wir Ausländer durch 1-2 Thai’s, meist Chung oder einer seiner Mitarbeiter ergänzt, denn es ist nicht immer einfach 6 Ausländer zusammenzubringen, die dieses Spiel kennen. Daher wird es bei uns eigentlich auch nur in der Hochsaison von Anfang Dezember bis Ende März, dafür dann aber täglich gespielt. Gestartet wird jeweils um 16.30 Uhr und oft dauern die Spiele 1 ½ bis 2 Stunden, was einem bei dieser Wärme doch jede Menge Kondition abverlangt.

Manchmal spielen wir auch mit nur je zwei Spielern pro Mannschaft, was natürlich das Spiel noch laufintensiver macht und die, die wirklich gut sind, spielen sogar eins gegen eins. Eine Kunst, die mir aber vorerst nach meinen nun zwei vollendeten Saison’s noch verwehrt bleibt, da ich praktisch immer 15:0 oder so ähnlich verliere.

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Bei der Ballabnahme

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Keiner zu klein: Hier der 12-jährige Robin im Einsatz

Oft auch bildet das Spiel am Nachmittag den Treffpunkt für viele der Touristen hier, die uns einerseits beim Spiel zuschauen und andererseits den Anlass als Nachmittags-Austausch nutzen. Zudem ist das Feld auch genau in der Mitte des Resorts platziert, so dass alle Angestellten und jeweils auch die ankommenden russischen Tour-Gruppen am Feld vorbeikommen. So stellt das Takraw-Spiel auch so etwas wie die Informations-Drehscheibe in Koh SiBoya dar und oft wird auch am Abend das Spiel analysiert und kommentiert.

Um Euch aber auch einen Eindruck zu geben, wie ein solches Spiel in professionellem Rahmen aussieht, hier ein paar Videos dazu:


Die Schlussphase des Finals der letzten asiatischen Spiele zwischen Thailand und Malaysia 2010 (damals wurde noch bis 21 gespielt)


Eine kurze Präsentation in Englisch


Ein Portrait eines bekannten Spielers


Ein Zusammenschnitt mit spannenden Spielzügen


Der letzte Final an den südostasiatischen Spielen zwischen Thailand und Malaysia in voller Länge

So und nun da der Bericht fertig geschrieben ist, geht es auch gleich weiter zum nächsten Takraw-Spiel, dem letzten Spiel dieser Saison mit Holger. Dafür sind neu Wolfgang und Allan zu den Spielern gestossen.

 

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