74. Woche

Samstag 13. April 2013
Wow – wie schön kann Regen sein! Nachdem es 10 Wochen nicht mehr geregnet hat, regnet es endlich wieder und das reisst die drückende Hitze ein paar Grade auf eine angenehme Temperatur herunter. Wir hätten nie gedacht, wie man sich so nach Regen sehnen kann. Allerdings wäre der April eigentlich der heisseste und trockenste Monat, irgendwie kommt da etwas durcheinander. Doch uns soll es recht sein. Die Natur atmet auf, die Wiesen wechseln von der gelben wieder in die grüne Farbe, die Vögel singen entzückt und wohl das Wichtigste: Unsere Wasser-Versorgung füllt sich wieder etwas, denn wir hatten ja echt Sorge, dass dies zu einem Problem werden könnte.
Ansonsten war die vergangene Woche nicht wirklich ereignisreich. Am Montag hatten wir aufgrund eines buddhistischen Feiertages keine Schule und so sind wir nur am Dienstag nach Krabi gefahren und haben nach der Schule Einkäufe für gleich zwei Wochen gemacht. Denn auch diesen Montag und Dienstag haben wir keine Schule, denn die Thais feiern Songkran, das thailändische Neujahr. Von diesem Fest hatten wir ja letztes Jahr in der 22. Woche bereits berichtet.

Bei der Rückreise von Krabi in Laem Kruat

Strassenhunde in Krabi
Dieses Jahr gehen wir nicht nach Krabi zum Fest, denn es sind zu wenig Leute hier, um ein Boot zu teilen. Und mit dem Motorrad riskieren wir die Fahrt nach Krabi nicht, denn die Songkran – Tage sind bekannt für alkoholisierte Fahrer und dementsprechend Rekordzahlen bei den Unfällen und Strassentoten. Alle öffentlichen Verkehrsmittel sind überfüllt, denn für die Thai’s sind das die einzigen Tage an denen sie, wie wir an Weihnachten, Ihre Familien besuchen gehen.
Also entschlossen wir uns dieses Jahr daheim zu bleiben, denn wir haben das Fest ja vorletztes Jahr in Koh Lanta und letztes Jahr in Krabi miterlebt. Zudem ist es für das Wasserspritzen, dass hier Tradition ist nach all dem Regen, auch nicht mehr so passend. Hier auf der Insel ist allerdings nicht sehr viel vom Fest zu spüren, der Alltag nimmt seinen gewohnten Lauf.
Opa geht es wieder etwas besser, er kann zumindest wieder bis zu seinem Liegestuhl laufen, auch wenn die früheren Spaziergänge nicht mehr stattfinden. Zumindest ist er uns zum Glück nicht bettlägerig geworden. Er ist einfach körperlich immer noch so stark, dass er jeden Rückschlag wie ein Steh-auf-Männchen verkraftet und jetzt bereits wieder versucht selbstständig aufzustehen und mit Tiu regelmässig seine Turnübungen macht.
Bei der Betreuung hat sich eine kleine Änderung ergeben. Ann möchte aus einem für uns noch nicht ganz nachvollziehbaren Grund keine Nachtwachen mehr machen. Eine der beiden Ihrer Nächte übernimmt Ann, der Mann von Tiu und die andere werden nun wieder wir machen (was heute Nacht beim Schreiben dieses Blog’s grad der Fall ist).

Ann, der Mann von Tiu
Ansonsten ist nicht viel passiert, weshalb wir nun auch auf das angekündigte Thema unserer Kurzferien, die wir ja vorletzte Woche machten, schwenken. Vielleicht mögt Ihr hier ein wenig Stirnrunzeln haben: Jetzt wohnen die ja schon im Paradies, weshalb benötigen sie dann noch Urlaub?
Nun die Frage ist einfach beantwortet: Auch wenn wir selten darüber schreiben, so arbeiten wir hier doch täglich und speziell die Woche vor den Ferien war ziemlich arbeitsreich. An dem Ort Ferien zu machen, an dem das Büro liegt und im Computer die ganze Arbeit wartet, ist nicht sehr erholsam. Der zweite Grund liegt darin, dass wir täglich natürlich Opa hören, wenn er wieder einmal vor sich hin flucht und unzufriedene Laute äussert. Auch dies nicht unbedingt ein Rahmen für erholsame Ferien. Und nicht zuletzt haben wir hier auch keine Privatsphäre mehr, denn es ist ja immer entweder jemand im Haus oder wir selber schauen zu Opa. Also auch deshalb sind keine Ferien mit etwas Zweisamkeit möglich.

Hier eigentlich falsch geschrieben, denn auch auf thailändisch spricht man es klar „Koh Lipe“ aus
Monika wollte schon lange mal einen wirklich schneeweissen Sandstrand sehen und so entschieden wir uns nach einigem Herumfragen nach Koh Lipe zu gehen, denn dort soll er wirklich schneeweiss sein. Koh Lipe ist die Insel, die am südwestlichsten von Thailand liegt, etwas südlich ist dann bereits Langkawi, eine Insel, die zu Malaysia gehört. Von Krabi aus waren das in etwa 6 Stunden Reise, die wir ja in der letzten Woche beschrieben hatten.

Wie erhofft: der schneeweisse Sandstrand, hier aber wohl ein übertrieben malerischer Ausschnitt

Auf dem Weg dahin, das Pier in Hat Yao

Der Warteraum in Hat Yao

Die Hi-Speed Fähre in Hat Yao mit malerischem Hintergrund…

…und die Anfahrt auf Koh Lipe
Koh Lipe hatte bis vor kurzem noch zu einem absoluten Geheimtipp gehört, doch leider sind diese Zeiten mittlerweile vorbei, wie wir dann feststellten. Gut wir waren darauf schon etwas vorbereitet, doch wiederum etwas überrascht, als wir den Pattaya-Beach im Westen der Insel sahen, der ungefähr so aussieht, wie es auf Koh Lipe oder Railay aussieht. Bungalow-Anlage an Bungalow-Anlage, erste Hotels und massenhaft Strandrestaurants.

Ein Teil des Pattaya-Beach
Dies überraschte uns vor allem, weil wir am ersten Tag am Ost-Strand der Insel übernachteten, wo um 22 Uhr der „Gehsteig hochgeklappt“ wurde. Da wir da dann auch in einem ruhigen Bezirk unser Nachtessen genossen und dabei kaum einen Touristen sahen, wunderten wir uns schon etwas, wo die ganzen Touristen sind.

Ein Teil des Sunrise-Beach
In der Nacht musste ich um 22.30 Uhr eine halbe Stunde Fussweg absolvieren, nur um etwas zu trinken zu organisieren. Unser Resort-Restaurant hatte um 21 Uhr bereits Schluss, was wir so nicht erwartet hatten. Die Nacht verbrachten wir in einem überaus heissen Bungalow, was uns lehrte, niemals wieder ein Bungalow aus Steinen, das nicht unter einem schattigen Baum steht zu mieten.
Doch bei der Ankunft hatten wir keine grosse Wahl. Wir kamen so spät an, dass wir nicht wirklich verschiedene Plätze auskundschaften konnten. Bei den geprüften Bungalows hatten wir die Wahl zwischen einem wirklich schäbigen und kleinen Aircon-Bungalow ohne Meersicht für 1800 Baht, einem nicht viel schöneren, aber direkt am Strand gelegenen Aircon-Bungalow für 2800 Baht oder eben diesem am Strand gelegenen Bungalow mit Fan für 1000 Baht. Zwar immer noch viel zu teuer, aber wenigstens etwas angemessener.

Unser Bungalow
Bedenkt man, dass ein Bungalow in SiBoya direkt am Strand 350 Baht kostet oder ein Zimmer mit Aircon, TV, Heisswasser und grossem Balkon in Krabi 400 Baht, so waren die Preise für die sich dem Ende neigenden Saison echt eine Abzocke. So dachten wir eigentlich schon, dass wir am nächsten Tag abreisen und die Insel wechseln.
Als sich dann aber am nächsten Tag ein fast menschenleerer und wirklich schneeweisser Strand mit türkis-farbigem Wasser vor unseren Augen präsentierte, überdachten wir unsere Vorentscheidung und wechselten nicht die Insel sondern nur die Bungalow-Anlage.

Der Strand vom Bungalow aus war schon wirklich wunderschön

Der Sonnenaufgang am Sunrise-Beach wurde gar…

… richtig kitschig
Ein paar hundert Meter weiter unten fanden wir dann auch eine Anlage, wo wir für 800 Baht in der zweiten Reihe mit Meersicht einen neuwertigen Bambus-Bungalow fanden. Auch dies ist sicherlich nicht günstig, aber dank des riesigen schattenspendenden Baumes war es etwas kühlend, denn es war unheimlich heiss an diesem Tag. Zudem befand sich dort gleich der Eingang zur sogenannten „Walking Street“ mit allen Restaurants und Bars, also waren wir auch am Abend mit Getränken versorgt.
Dort blieben wir dann zwei Nächte. Auch dort war der Strand schneeweiss und das Wasser glitzerte mit schillernden Farben, einzig die viele Long-Tail-Boote störten schon etwas die Romantik, denn dies bedeutete auch das Knattern dieser Boote von früh bis spät. Doch da wir für den nächsten Tag einen Schnorchel-Ausflug mit einem dieser Boote buchten, störte das nicht allzu sehr.

Die Long-Tail-Boot-„Meile“
Am Nachmittag erkundeten wir etwas den Sunrise-Beach und hatten riesig Spass an den spielenden Thai-Kindern und deren „z’Vieri“-Zeit. Denn die Kinder haben hier im März und April die grossen Sommerferien. Ein paar Bilder zeugen davon:

Strandleben…

…macht auch den einheimischen Kindern Spass

Vor allem wenn es dann noch einen „z’Vieri“ gibt…

…den man im Wasser verspeisen kann

Derweil der Vater die Einkäufe vom Boot an Land bringt
Am Abend gingen wir dann eben auf die andere Seite der vermeintlich wenig touristischen Insel und da hat es uns schon ziemlich überrascht, welcher Betrieb da herrschte. Was aber hier im Unterschied zu Koh Phi Phi auffallend war, war das die Hälfte der Touristen Thailänder waren. Es war eine Woche vor Songkran und so haben anscheinend einige Thailänder bereits Ihre Ferien gestartet und da liegt anscheinend Koh Lipe hoch im Kurs.
In der Zwischenzeit gibt es viele Thais, vornehmlich Leute aus Bangkok, die durchaus genug verdienen, um sich selbst die hohen Preise der Bungalows an diesem Strand zu leisten. Auch sonst unterscheiden sie sich abgesehen von Hautfarbe und Augenform nicht von den Europäern. Sie trinken die besten Weine, essen die teuersten Gerichte und haben leider auch den zweifelhaften Trend übernommen, dass mindestens die Hälfte der Gruppe mit Ihren iPhones bei Tisch beschäftigt ist.

Thai’s beim Besteigen des Ausflugsboots, die meisten von Ihnen können nicht schwimmen
Auch beim Einkauf in der Walking Street sind sie an den ähnlichen Artikeln wie die Westler interessiert, hier war der einzige Unterschied, dass die Thais sich immer in grösseren Gruppen durch die Einkaufs-„Strasse“ bewegten. Uns präsentierte sich das Ganze wie ein kleiner Blick in die Zukunft, wenn immer mehr Thai’s genügend Geld haben, auch ihr eigenes Land zu erkunden und sie deswegen zu einem neuen Tourismus-Faktor werden. Wir mögen es den Thai’s auf jeden Fall gönnen, dass sie nun ähnlich wie wir damals aufgrund der bergsteigenden Engländer, ihr eigenes Land und dessen Schönheit zunehmend entdecken.

Leider werden auch fragliche westliche Klischee-Bilder importiert, hier die Werbung in einem Bankomaten
Ein weiterer Trend war ebenfalls nicht zu übersehen: Zunehmend kommen auch andere asiatische Touristen nach Thailand und so sahen wir an vielen Orten Chinesen, Japaner, Koreaner und Taiwanesen. Rechnet man sich hoch, wie es hier aussieht in 20 Jahren, wenn auch die Asiaten Ihren Kontinent mehr bereisen, so wird man da wohl anteilmässig dann nur noch wenige Westler sehen. Eine spannende Entwicklung.
Nun uns gefiel es am Sunrise-Beach im Osten der Insel aber wesentlich besser und da war es nach 22 Uhr so ruhig wie auf einem europäischen Camping-Platz. Die Distanz zwischen diesen beiden komplett verschiedenen Ambiente betrug keinen Kilometer…

Die zwischen den beiden Stränden gelegene Walking-Street am frühen Morgen
Am nächsten Tag gingen wir dann auf eine Schnorchel-Tour. Zu acht in einem Long-Tail-Boot besuchten wir vier wunderschöne Korallen-Riffs, wie es in Thailand nicht mehr viele gibt. Hier hatte anscheinend der Tsunami nicht so sehr gewütet und die Unterwasser-Welt zerstört. Die Anzahl komplett verschiedener Korallen-Landschaften und die Anzahl der verschiedenen Fischarten zeugten von einem intakten Umfeld. Auch benutzte kein Boot die eigenen Anker, sondern es gab überall vorbereitete Ankerstationen, was die Riffs schützt.
Etwas schade war nur, dass der Himmel den ganzen Tag bedeckt war, doch war es dafür etwas kühler. Und den anfänglichen Schock, als rund 12 Boote den gleichen Riff anliefen, konnten wir leicht umgehen, indem wir unseren Bootsführer baten, die Reihenfolge der Plätze umzukehren.

Vor der Änderung der Reihenfolge…

Ein spezieller Felsen

Alle Inseln um Koh Lipe sind geschützt und Nationalpark-Gebiet, wie diese Insel mit viel Primärwald zeigt
Am Mittag hatten wir dann noch eine Begegnung mit Affen, die sogar auf dem Boot mitfuhren und keines falls Angst bekamen, als wir uns vom Strand entfernten.

Boot geentert…

Der Kleine auf der Bootsspitze

Nicht einmal das sich vom Strand entfernende Boot beeindruckte ihn

Erst als eine Wassermelone ins Wasser geschmissen wurde, reagierte er – und sprang zu unserer Überraschung ins Wasser (was für einen Affe dieser Sorte aussergewöhnlich ist)

Die anderen folgten uns dann an Land
Am nächsten Tag hatten wir dann die Weiterfahrt nach Koh Bulone, der nächsten eher unbekannteren Insel, gebucht. Als wir erwachten, regnete es in Strömen und die See war so unruhig, dass wir zunächst nicht wussten, ob das Schiff überhaupt fährt. Der Regen war eine Erlösung, die hohen Wellen dafür etwas weniger. Wie ihr aber letzte Woche gelesen habt, fuhr das Hi-Speed-Boat dann doch und wir kamen am Mittag auf der ruhigen Insel Koh Bulone an.

Am Morgen in Koh Lipe
Gleich im ersten Resort fanden wir dann einen netten, wenn auch etwas überdimensionierten Bungalow in der ersten Reihe an einem schönen Strand ohne ein einziges Long-Tail-Boot. Der Strand war zwar nicht ganz so schneeweiss wie in Koh Lipe aber immer noch sehr weiss und auch das Wasser war türkis-farben.

Unser Bungalow in Koh Bulone

Und der Strand dazu
An Nachmittag erkundeten wir dann die Insel etwas. Neben unserem Resort gab es da nur noch ein weiteres am Strand. Zwei Resorts, die sich dahinter im Dschungel befanden, hatten schon geschlossen. Über dem kleinen Hügel zum Westen der Insel fanden wir dann eine ziemlich andere Welt. Einige heruntergewirtschaftete und anscheinend lang stillgelegte Bungalow-Anlagen mitten im Dschungel. Und dann ein Dorf, das in etwas so aussah, wie es in Thailand vor 25 Jahren ausgesehen hatte. Die Zeit schien stillzustehen. Ein Aussteiger am Strand unterstrich die Zeitreise in die Vergangenheit. In diesem Ort leben Seezigeuner, die sich sesshaft gemacht haben. Diese waren auch die Ur-Bewohner in Koh Lipe, doch dort sind sie alle zu Unternehmern oder geschäftigen Bootsführern mutiert.

Der Weg in den Westen der Insel

Ein Vogel in unserem Restaurant
Zurück im Resort genossen wir dann noch eine Thai bzw. Ölmassage, um allerdings festzustellen, dass unsere Ann diese Massage-Techniken wesentlich besser beherrscht. Am Abend ein gutes Essen, bei dem dann auch feststellbar war, dass dies ein Resort primär für junge Familien war. Auch wir bewohnten ja einen Familien-Bungalow.
Der Platz wäre schön gewesen zur Entspannung, doch leider spielte das Wetter nicht mit. Es war den ganzen Tag trüb und grau und als auch der nächste Tag mit denselben Farben am Himmel startete, beschlossen wir uns wieder auf den Weg heim zu machen, denn auch da ist bekanntermassen sehr schön…
Zudem hatten wir ganz ehrlich gesagt schon fast etwas Heimweh nach unserem Haus, dem wunderschönen Palmengarten hier, der seinesgleichen sucht und nach all den fröhlichen Menschen hier, denen das Lachen einfach im Unterschied zu Koh Lipe vom Tourismus noch nicht vergangen ist (auch wenn es auf Koh Lipe gerade noch so einigermassen geht).

Ein Schiff auf dem Rückweg
Den Rückweg haben wir Euch ja auch bereits im letzten Blog beschrieben und so wollen wir unsere Berichterstattung für diese Woche wieder abschliessen. Wir wünschen Euch von Herzen nach Europa, dass der Frühling bald kommt und es auch bei Euch wieder mal schönes Wetter ist.