68. Woche

Samstag 2. März 2013
Dieser Blog-Beitrag hat „unsere“ Insel als Fokus-Thema, denn da diese bei uns so alltäglich ist, haben wir eigentlich nie viel darüber geschrieben. Darum möchten wir Euch die Insel Koh SiBoya einmal näher vorstellen. Die Bilder dazu entstanden gestern und heute in einer rund vierstündigen Tour mit Wolfgang und Michelle.
Das Wort „SiBoya“ stammt aus der Sprache der See-Zigeuner und bedeutet „Sonnende Krokodile“, da früher am flach abfallenden Sandstrand sich diese eben gesonnt hatten. Heute gibt es keine Krokodile mehr und auch die Tiger, die früher mal die Insel bevölkert hatten, sind hier ausgestorben. Aber erst seit 1947 wird die Insel von Menschen bewohnt.
Die Insel gehört zur Provinz (Changwat) Krabi, die 420‘000 Einwohner zählt und eine der 76 Provinzen Thailands ist. Sie liegt 800km südlich von Bangkok an der Küste des Indischen Ozeans, der Andamanensee und hat eine Küstenlänge von 120km. Die Hauptstadt der Provinz ist Krabi und in der Provinz hat es ca. 58% Buddhisten und 42% Muslime.
Viele kennen die Provinz aufgrund der wunderschönen Kalkstein-Berge, die ihr ja auch in den letzten Beiträgen gesehen habt. Krabi hat über 150 Inseln, die bekannteste davon ist Koh PhiPhi, wo der Film „The Beach“ gedreht wurde, was die Insel zu einem internationalen Tourismus Hot-Spot gemacht hat. Wir haben über diese Insel in der 50.Woche berichtet.

Der Blick auf Koh Phi Phi (Klicken zum Vergrössern)
Sehr bekannt ist auch die Halbinsel Railay, vor allem aufgrund der Lage der 3 Strände zwischen den hochaufragenden Kalksteinwänden, die die Region zum Kletter-Paradies macht. Über Railay hatten wir in der 23. Woche ausführlich berichtet. Weitere Touristen-Hochburgen sind Ao Nang (siehe 37. Woche), unsere südwestliche Nachbarinsel Koh Jum (siehe 51. Woche) und die sogenannte „Schweden-Insel“ Koh Lanta, von der wir noch nie berichtet haben, diese aber in den Ferien im April vor 2 Jahren besucht hatten.

Die Felsen von Railay

Der südlichste Strand von Koh Lanta
Unsere Insel liegt im Landkreis (Amphoe) Nuea Klong, dessen gleichnamiges Hauptort, eine Kleinstadt, unsere nächste umfassende Einkaufsmöglichkeit ist und unser nächstes Spital beherbergt. Gleichzeitig ist auch unsere Postadresse an diesem Ort, da es auf unserer Insel keinen Post-Boten gibt. Bis da sind es von unserer Insel ca. 50 Minuten Fahrt (inkl. der Fähre). Den Weg von unserer Insel nach Krabi haben wir in der 36. Woche beschrieben.
Unser Landkreis ist wiederum in 8 Gemeinden unterteilt, von denen Koh SiBoya eine Gemeinde (Tambon) bildet, die rund 4‘500 Einwohner hat. Dazu zählen insgesamt 7 Ortschaften (Baan), drei davon auf Koh Jum (auch genannt Koh Pu), eine Ortschaft auf unserer Nachbarinsel im Osten, dessen Namen wir nicht einmal im Internet herausgefunden haben und drei Ortschaften auf unserer Insel. Hier findet Ihr eine Karte dazu.

Der Hauptort unserer Insel, Baan Koh SiBoya (die Englisch-Übersetzung ist nicht ganz einwandfrei)

Das Gemeindehaus von SiBoya
Die drei Ortschaften auf unserer Insel haben zusammen knapp 1000 Einwohner, 3 Moscheen (je eine pro Ort), 2 Schulen und eine ambulante Krankenstation, von der wir letzte Woche berichtet haben. Khlong Toh im Nord-Osten der Insel ist religiös gesehen, eine eher restriktive muslimische Gemeinde, in der sich einige der Frauen auch heute noch verschleiern.

Das „Dorfzentrum“ von Klong Toh

Der Blick zum Meer in Klong Toh

Das Gebäude, in dem sich das Dorf Klong Toh bei politischen Entscheidungen versammelt

Die Schule von Klong Toh
Das Dorf Baan SiBoya im Osten ist der eigentliche Hauptort der Insel, dort befindet sich auch das Pier, von der aus wir jeweils die Fähre Richtung Laem Kruat bzw. Krabi nehmen. Das Ort befindet sich ca. 3km von uns entfernt.

Das „Dorfzentrum“ von Baan SiBoya

Die Schule in Baan SiBoya
Das dritte Ort namens „Langkoh“ ist kein eigentliches Ort sondern ein Ansammlung von Häusern entlang einer „Strasse“ über ca. 6km. Es hat kein eigentliches Zentrum und auch keine Schule. Das Wort Langkoh bedeutet „Hinter der Insel“ und umfasst sozusagen alles, was sich hinter dem kleinen Hügelzug in der Mitte der Insel befindet. Interessant ist dabei das Wort „Hinter“, denn wir würden das als vorne bezeichnen. Doch die Thai’s richten sich nicht auf’s Meer aus sondern hin zum Flachland, da ist das Meer nicht so gefährlich.

Die Häuser entlang der Strasse von Langkoh

Das Gebäude, in dem sich das Dorf Klong Toh bei politischen Entscheidungen versammelt

Ein Haus etwas weiter nördlich
Deshalb finden sich am Weststrand der Insel auch nur einige wenige Häuser, unter anderem unser kleines Dorf „Si Boya Bungalows“ (das auch zum Dorf Langkoh gehört), der heruntergekommene Racha Sunset-Resort, in dem wir noch keinen einzigen Gast sahen und dem Thai West Resort, der mehr eine Familien-Beschäftigungstherapie für die Frau eines reichen Amerikaners ist und ebenfalls praktisch nie einen Touristen beherbergt. Daneben finden sich nur noch ein Ferienhaus einer reichen Familie aus Bangkok und ein kleiner Fischerweiler mit drei Häusern am 8 km langen Sandstrand.

Der West-Strand etwa südlich von uns

Der West-Strand ganz im Süden

Der West-Strand ganz im Norden
Die Insel ist übrigens rund diese 8km lang, im Norden rund 2-3km und im Süden rund 1km breit und die höchste Erhebung wird wohl ca. 150 Meter sein. Im Süden der Insel (südlich unseres Hauses) leben praktisch keine Menschen.

SiBoya mit seinem Hügelzug vom Boot aus gesehen

Die „Strasse“ in den Süden…

…wird manchmal auch anders genutzt

Der Oststrand der Insel im Süden

Ein verlassenes schwimmendes Haus vor diesem Oststrand im Süden
Bis auf Chung’s Familie und ein paar Angestellten von Chung sind alle hier auf der Insel Muslims, was viele vielleicht befremden mag, denn die sind bei uns ja nicht gerade so beliebt. Wir können hier aber das Gegenteilige behaupten. Die Muslims sind hier alle sehr freundlich, aufgestellt und weltoffen. Da sie zudem nicht trinken, entfallen auch viele Problemfelder, die man in buddhistischen Gebieten hat.

Wohl eine etwas unübliche Plastikbecher-Beschriftung

Die Moschee von Langkoh

Die Moschee von Klongtoh

Die Kinder kamen da gleich scharenweise, um uns Farangs zu „begucken“, denn da kommen nicht viele Ausländer vorbei

Ein Friedhof
Mitunter aufgrund der Religion ist auch die Kriminalitätsrate 0.0%, so dass die Insel nicht mal eine Polizeistation hat. Bis jetzt wurde in den 20 Jahren, in denen SiBoya Bungalows existiert, nur ein einziges Mal etwas gestohlen, da ein paar Ausländer die teuren Kameras auf dem Tisch vor dem Bungalow liegen liessen und sich ein paar Jugendliche dadurch verführen liessen.
Die Insel hat insgesamt vier Pier’s. Zwei im Norden, eins in Klong Toh und eins in Baan SiBoya, wo auch die Lastenfähre anlegen kann. Ein Pier im Norden, das sogenannte Concrete Pier wurde einmal aus irgendeinem unerfindlichen Grund gebaut, aber wird eigentlich nur von SiBoya Bungalows genutzt. Alle anderen, die von Laem Hin kommen, legen am anderen Pier an. Das Pier in Klong Toh ist hingegen nur für Personen gebaut, Motorräder können da keine verladen werden. Seit kurzem wird gemunkelt, dass es bald eine Autofähre nach SiBoya geben soll, aber ob das wirklich realisiert wird, steht wohl in den Sternen.

Das Concrete Pier im Norden

Das Fähren Pier im Norden

Das Pier von Klong Toh

Das Pier von Baan SiBoya

Die Lastenfähre, die bei Bedarf einen Lastwagen transportieren kann
Das „Strassennetz“ in SiBoya ist nicht sehr gross. Vom den nördlichen Piers führt je eine Strasse in die die Strasse in der Mitte der Insel, allerdings sind diese alle nicht asphaltiert. Rund zwei Kilometer weiter unten trennt sich die Strasse links nach Klong Toh und dann weiter nach Süden nach Baan SiBoya und rechts durch LangKoh durch bis zur Moschee. Die einzige asphaltierte Strasse führt rund 3 km von Baan SiBoya horizontal zur Moschee und bis zum gegenüberliegenden Strand. Bei der Moschee zweigt dann auch die einzige Strasse in den Süden ab. Insgesamt werden es wohl so 20km Strasse sein auf der Insel. Dementsprechend gibt es auch praktisch keine Auto’s auf der Insel, insgesamt werden es wohl derzeit deren 5 sein. Einige der Einwohner haben allerdings Ihre Autos in den Orten Laem Hin und Laem Kruat auf dem Festland stationiert.

Der Ort, an dem die beiden Strassen von den nördlichen Piers zusammentreffen

Die asphaltierte Strasse bei der Moschee

Seit rund einem Monat gibt es an drei Orten auf der Insel eine neue Tanksäule
Wirtschaftlich gesehen, gibt es auf der Insel nicht sehr viele Arbeitsplätze. Chung mit seinen derzeit wohl rund 20 Angestellten ist der grösste Arbeitgeber. Danach folgen die Gummi-Plantagen, die meistens von Familien betrieben werden. Dann gibt es noch einige Arbeitsplätze in den Schulen, den Moscheen und der Gemeinde. Und dann vielleicht noch rund 5 Personen, die mit Bauen Ihr Geld verdienen. Fischer gibt es leider nur noch wenige, da das Meer praktisch leergefischt ist. Viele gehen von der Insel zum Festland, um zu arbeiten.

Insgesamt die Haupteinnahme-Quelle: Die Gummi-Bäume. Hier in der klassischen Bewirtschaftungsform…

… und hier nicht ganz klassisch

Eine Walze, um aus dem Gummi-Saft eine Gummi-Matte zu walzen

Für was diese Maschine mal diente, entzieht sich unserer Kenntnis

Ein Gerät für den Ackerbau, den es aber hier nur wenig gibt

Die Läden bieten auch einige Arbeitsplätze. Hier der grösste Laden der Insel in Klong Toh. Dieser hat sogar Video-Überwachung…

Ein kleiner Nebenverdienst ist für viele Algen (wie hier im Bild) oder in anderen Saisons Krabben oder Muscheln zu sammeln
Die Wasserversorgung auf der Insel wird durch verschiedene Weiher, die das Regenwasser sammeln, ermöglicht. Die Stromversorgung wird durch ein Öl-Kraftwerk am Festland geregelt – dieses soll demnächst wieder zurück in ein Kohle-Kraftwerk verwandelt werden, da anscheinend Öl zu teuer geworden ist. Strom gibt es auf dieser Insel erst seit zwei Jahren.

Unser Weiher, der das Wasser für uns bereit stellt, ist schon ziemlich leer

Ein Schiff, das Öl für das Kraftwerk liefert
Zum Schluss noch ein paar Panorama-Bilder, die gestern und heute auf der Insel aufgenommen wurden:

Im Norden der Insel (Klicken zum Vergrössern)

Am Weg zum Pier im Norden (Klicken zum Vergrössern)

Irgendwo in der Mitte der Insel (Klicken zum Vergrössern)

Zwei der Wasserversorgungs-Weiher (Klicken zum Vergrössern)
In dieser Woche ist ansonsten nicht viel gelaufen. Das mit der Nachtwache von Ann klappt nach wie vor hervorragend und Opa ist derzeit wirklich sehr ruhig. Nach wie vor sind rund 25-30 Gäste hier und die russischen Reisegruppen kommen immer noch täglich, sind aber sehr angenehm. Das Wetter war diese Woche bis heute jeden Tag bedeckt und leicht regnerisch. Aber angesichts des harten Winters in Europa können wir da sicherlich nicht klagen…
In der nächsten Woche werden wir Euch dann wieder einmal von unserer Schule und zudem noch von der Abschlussparty von Marco und Mam, die letzten Samstag stattgefunden hat, berichten.