Nachhaltige Anlageberatung

Ist Nachhaltigkeit in der Anlageberatung ein Thema?
Die Stiftung spirit.ch prüfte zusammen mit der terzStiftung die Anlageberatung von drei Schweizer Regionalbanken. Im Artikel auf spirit.ch finden Sie Durchführungs-Art und Resultate der Studie. In diesem Artikel möchten wir speziell das Thema „Nachhaltigkeit“ in der Anlageberatung beleuchten.
Eigentlich sollte man nach der Finanzkrise ja denken, dass die Banken den Themen Nachhaltigkeit und Wertewandel zunehmend Aufmerksamkeit widmen, um Vertrauen zurück zu gewinnen. Deshalb liessen wir von den terzScouts (einer Gruppe von reiferen Personen, die Dienstleistungen und Produkte testen) im Rahmen der Studie zur Anlageberatung von Schweizer Regionalbanken auch diese Themen testen. Getestet wurden dabei die drei Schweizer Regionalbanken-Gruppen Clientis, Raiffeisen und Valiant.
Auch wenn das Thema eigentlich speziell bei den kundennahen Regionalbanken, bei denen die Kunden zum Teil gleichzeitig auch an der Bank beteiligt sind, naheliegend sein sollte, so hat doch keine der getesteten Banken das Thema wirklich im Visier. Dies zeigt folgende Grafik:

Bei den Fragen zur Beratungsqualität („Bitte geben Sie hier an, wie Sie einzelne Aspekte der Beratung empfunden haben“) offenbart sich, dass keine Bank bei „Abklärung meiner Vorstellungen über das, was ich mit meiner Anlage über die Rendite hinaus bewirken möchte“ (in der Grafik „Anlageziel plus“) eine 7 auf der Zehnerskala erreichte, eine Frage, die für viele reifere Anleger eigentlich selbstverständlich sein sollte.
Bei „Abklärung der Frage, in welche Firmen und Branchen ich sicher oder sicher nicht investieren möchte“ (in der Grafik „Branchenpräferenzen“) wurde von keiner Bank auch nur eine 5 auf der Zehnerskala erreicht! Und auch bei „Informationen speziell über nachhaltige Investments“ bewegten sich die Werte nur zwischen 4 und 5.4 auf der Zehnerskala, wie folgende Grafik zeigt:

Vergleicht man diese Werte mit den anderen Werten, so wird offenbar, dass diese Themen nach wie vor „stiefmütterlich“ behandelt werden. Dies, obwohl eigentlich reifere Anleger für diese Anliegen besonders offen wären.
Auch scheint bei den Banken, die dem Thema zumindestens etwas Raum boten, noch nicht angekommen zu sein, dass es sich bei Nachhaltigkeit nicht nur um die ökologische Dimension handelt:

Da scheint bei den BeraterInnen noch einiger Weiterbildungsbedarf zu bestehen.
Auffallend ist bei dieser Spezialauswertung, dass die Raiffeisen-Bank, die in anderen Punkten nicht optimal bewertet wurde, bei diesen Aspekten eindeutig besser abschnitt als die anderen beiden Regionalbanken. Hier scheint das Thema noch am ehesten angekommen zu sein. Doch auch da gibt es Optimierungspotential.
Insgesamt stellten wir also fest, dass nachhaltige Aspekte bei der Anlageberatung eher etwas links liegen gelassen werden. Diese Defizite kann man natürlich nicht den getesteten Beraterinnen und Beratern anlasten. Um diese Defizite zu beheben, braucht es vielmehr kluge und mutige strategische Entscheidungen der Banken-Leitungen. Diese würden sicherlich von den reiferen AnlegerInnen für Ihr Engagement belohnt werden. Damit ist die Profilierung über nachhaltige Anlagen eine Marktchance, die nicht unterschätzt werden sollte.