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Von Thailand und anderen Abenteuern

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Geld & Geist im Schweizerland

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Betrachtungen zum Schweizer Nationalfeiertag, doch nicht nur zur Schweiz…

Am 1. August besinnt sich die Schweiz auf ihre Werte. Und manchmal kommt dabei etwas heraus, was über die Grenzen dieses kleinen Landes im Herzen Europas hinaus gültig ist. Zum Beispiel dann, wenn unser Symbolwesen spirit.ch sich so seine Gedanken macht…

Als grafisches Symbol für eine offenere, innovativere und selbstbewusstere Schweiz habe ich im Jahre des Herrn 1993 das Licht der Welt erblickt. Erst ein Jahr danach wurde in eben dieser Schweiz der 1. August landesweit zum offiziellen – und damit arbeitsfreien – Feiertag. Bis dahin war das, typisch schweizerisch, von Kanton zu Kanton unterschiedlich geregelt, doch an vielen Orten wurde bis dahin tatsächlich am Nationalfeiertag ganz oder teilweise gearbeitet! Für eine kleine und ohnehin nie überbordende Feier war ja am Abend noch Zeit genug…

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Eine seitenverkehrte Version von mir als Pin von 1993

Mittlerweile beschwert man sich auch hier zu Lande, wenn der 1. August wie dieses Jahr auf einen ohnehin arbeitsfreien Sonntag fällt. Das Klischee von den zugleich fleissigen wie bescheidenen Schweizerinnen und Schweizern ist längst zerbröselt. Und abgelöst worden von einem auch nicht ganz neuen: Die Schweiz als Hort der Geldgier.

Perfekte Materialisten?

Wo kein Geld ist, ist keine Schweiz, heisst es da. Und bekannt ist der Ratschlag, wenn man einen Schweizer Bankier zum Fenster raus springen sehe, solle man unbedingt hinterher springen, weil sicher ein gutes Geschäft locke. Dieser Ruf hat bekanntlich dazu geführt, dass Reiche aus der ganzen Welt ihr Geld in die Schweiz brachten, wo ihnen dank Bankgeheimnis erst noch mehr davon übrig blieb als zu Hause, wo der Fiskus seine berechtigten Ansprüche anmeldete.

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Dass es mit diesem zumindest leicht anrüchigen Geschäftsmodell nicht auf ewig so weiter gehen konnte, war eigentlich abzusehen, doch weil so viele davon, direkt oder indirekt, profitierten, wurde leider verabsäumt, sich rechtzeitig Alternativen dazu zu überlegen.

Es hat massiven Druck aus dem Ausland gebraucht, um das Schweizer Bankgeheimnis aufzuweichen. Und dieser Druck wird derzeit von Seiten der EU weiter verstärkt und ausgeweitet. Die Bereitschaft der EU, der Schweiz weitere Sonderreglungen zuzugestehen, sinkt. Man wirft ihr Rosinenklauberei und einseitiges Profitstreben vor. Und verliert allmählich die Geduld damit.

Während also das offizielle Europa am liebsten hätte, die Schweiz würde ein normales und vor allem normal zahlendes Mitglied der EU, findet sich bei vielen einzelnen Menschen aus Europa ein immer noch erstaunlich grosses Verständnis für den Sonderfall Schweiz. Und zwar nicht nur bei solchen, die noch irgendwo ein heimliches Konto bei einer Schweizer Bank führen. Natürlich steckt dahinter meist auch ein Stück nicht ganz neidfreier Bewunderung für die zugleich nüchterne wie bauernschlaue Fähigkeit der Schweiz, den eigenen materiellen Vorteil zu pflegen. Vergleicht man die Haushaltsabschlüsse oder sonstige wirtschaftliche Kennziffern der Schweiz mit jenen der EU-Länder, findet diese Bewunderung durchaus ihren Grund. Mit Geld umgehen kann man in diesem Land ganz offensichtlich.

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Insofern ist das Klischee von der materialistischen Schweiz also durchaus berechtigt. Doch wie jedes Klischee deckt es nur einen Teil der Realität ab. So gibt es zwar hier zu Lande überreichlich Boni-Exzesse, doch das bedeutet keineswegs, dass alle Bewohnerinnen und Bewohner dieses Landes raffgierige Geldsäcke sind. Ganz im Gegenteil: Es gibt hier überdurchschnittlich viele nachdenkliche Menschen, die sich fragen, ob es im Leben wirklich nur darum gehe, immer noch materielle Werte anzuhäufen.

Geld & Geist

Dieses Nachdenken über Alternativen zum einseitigen Materialismus, also letztlich über das Verhältnis von Geld und Geist, erfolgt in der Schweiz sicher weniger brillant und weniger spektakulär als anderswo, dafür intensiver und nachhaltiger. Weshalb die Schweiz beste Chancen hat, zum Versuchslabor für den Werte-Wandel vom Lebensstandrad zur Lebensqualität zu werden.

Das hat seine innere Logik: Wenn die Pflege der materiellen Werte so zur Beinahe-Perfektion entwickelt wurde, wie das in der Schweiz der Fall ist, dann verliert dieses Projekt irgendwann an Schubkraft. Perfektion zu verwalten bildet keine echte Herausforderung, sondern führt zu lähmender Langeweile. Dann wird es Zeit, zu neuen Ufern aufzubrechen.

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Dieses neue Ufer kann nur Nachhaltige LebensQualität heissen. Und davon versteht man in der Schweiz schon eine ganze Menge. Wo die Lebensqualität der meisten Menschen schon sehr gut ist, kann man sich am besten darüber Gedanken machen, was Lebensqualität eigentlich ist und bedeutet. Und man entwickelt ein besonderes Gespür dafür, in welchen Lebensqualitäts-Sphären noch Optimierungs-Bedarf und Optimierungs-Möglichkeiten bestehen. All das macht die Schweiz tatsächlich zum idealen Versuchslabor für den Werte-Wandel. Sie versteht nicht nur etwas von materiellen Werten, sondern eben auch von immateriellen.

Versuchslabor für Werte-Wandel 

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Doch ein Versuchslabor ist niemals Selbstzweck. Sinn macht seine Existenz nur, wenn die darin gewonnen Erkenntnisse über die eigenen Grenzen hinaus ausstrahlen. Das funktioniert natürlich nicht, wenn die Schweiz, wie auch schon vorgekommen, sich die Rolle des besserwisserischen Lehrmeisters anmasst. Lernen erfolgt heute und noch mehr morgen im Dialog, das heisst, indem man gegenseitig voneinander lernt. Das gilt auch und gerade für das Lernziel, besser zu leben.

In diesem Dialog über Nachhaltige LebensQualität hat die Schweiz sehr wohl etwas zu sagen. Die Plattform, für die ich als Logo stehe, ist der beste Beweis dafür. Was mich darauf bringt, dass mir schon zu meinen Entstehungszeiten von den drei mit mir verbundenen Adjektiven das eine am besten gefiel: selbstbewusst. Denn aus einem gut entwickelten Bewusstsein seiner selbst erwächst Selbstbewusstsein im Sinne von Selbstvertrauen. Dieses Bewusstsein, dass sie im immer wichtiger werdenden Diskurs über Geld und Geist und über den Werte-Wandel vom Lebensstandard zur Lebensqualität Wert-volle Beiträge leisten kann, wünsche ich der Schweiz zu ihrem Nationalfeiertag – und natürlich weit darüber hinaus…

Herzlich Ihr

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