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Lebensqualität kann reifen!

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Das Thema: Unterwegs zu einer neuen Sicht des älter Werdens

Noch vor fünfzig Jahren wäre man mit dem Thema Reifende Lebensqualität bei den meisten Menschen auf blankes Unverständnis gestossen. Zum einen sprach damals noch niemand von Lebensqualität. Die Gesellschaft hatte alle Hände voll zu tun, Wohlstand zu schaffen: „Jetzt wird in die Hände gespuckt – wir steigern das Bruttosozialprodukt!“. Und der einzelne Mensch hatte nichts anderes im Kopf, als sich seinen Teil am Kuchen zu sichern und den persönlichen Lebensstandard zu steigern.

Zum anderen waren auch die Vorstellungen über das älter Werden und das Alter klar und eindeutig: Alt sein bedeutet arm sein – und arm dran sein. Alter wurde gleichgesetzt mit Abbau, mit Defiziten, mit Krankheit und Siechtum.  Wer Glück hatte, konnte nach einem harten Arbeitsleben noch ein paar Jährchen den „Ruhestand“ geniessen, das heisst, auf dem Bänkchen vor dem Häuschen Daumen drehen und zugucken, wie das Leben ohne ihn weiter ging. Hätte es das Wort schon damals gegeben, wäre klar gewesen: In Sachen Lebensqualität ist vom Alter nicht mehr viel zu erwarten.

Auch in der nicht ganz unwesentlichen Frage, wann eigentlich das Alter beginnt, war man sich einig: Mit fünfzig. Eine populäre Illustration dieses Altersbildes war die so genannte Lebenstreppe „Das Stufenalter des Menschen“:

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Im menschlichen Leben geht es demnach zunächst immer bergauf – bis fünfzig. Dort herrscht „Stillestand“, und danach geht es nur noch bergab. In einer heutigen Sprache formuliert: Der Stand des Lebensqualitäts-Kontos steigt bis fünfzig, danach sinkt er unaufhaltsam.

Seitdem hat sich viel getan. Auf der einen Seite beobachten wir einen fundamentalen Wertewandel. Immer mehr Menschen erkennen, dass es sie nicht glücklich oder zufrieden macht, dem Tanz um das goldene Kalb zu frönen und einfach immer mehr vom selben, nämlich Geld, zu wollen: „Das kann doch nicht alles gewesen sein, da muss doch noch etwas Leben ins Leben rein!“ Als Alternative zur einseitigen Fixierung auf Lebensstandard bietet sich ein neuer Leitwert an: Lebensqualität. Der Wertewandel vom Lebensstandard zur Lebensqualität bedeutet eine Akzentverschiebung von Quantität zu Qualität, von mehr zu besser, von Geld zu Geist. Lebensqualität wird somit immer mehr zu einem zentralen Thema, und immer mehr Menschen machen sich Gedanken darüber, was Lebensqualität für sie bedeutet, und wie sie sie verbessern können. 

Auf der anderen Seite steht der ebenso fundamentale demografische Wandel: Wir werden – als Einzelne wie als Gesellschaft – immer älter. Längst haben wir beim Beginn des Rentenalters nicht mehr die Aussicht auf im besten Fall einige kurze Jahre eines mühsamen Ruhestands, sondern die Perspektive eines längeren „dritten (oder immer mehr auch vierten) Alters“. Für die meisten bedeutet älter Werden längst nicht mehr, arm zu werden. Und auch die gesundheitlichen Voraussetzungen dafür, ein aktives Leben auch in reiferen Jahren zu leben, sind immer öfter gegeben.

Nur die Vorstellung, ältere Menschen seien arm dran, hält sich hartnäckig in den Köpfen. Nach wie vor gilt: Alle wollen alt werden, niemand will alt sein. Das älter Werden hat immer noch ein schlechtes Image. Und zwar, weil wir uns unterschwellig noch immer an die Überzeugung klammern, älter Werden bedeute automatisch einen Abbau der Lebensqualität. Solche Vorurteile sind nur schwer zu vertreiben. Das einzige, was dagegen hilft, ist eine überzeugende Alternative, eine attraktive neue Sicht des älter Werdens. Diese neue Sicht ist nun in Sicht. Sie heisst Reifende Lebensqualität.

Genau darum geht es in der vorliegenden Studie: Die Idee der Reifenden Lebensqualität zum Kern einer neuen, positiveren Sicht des älter Werdens zu machen. Und wenn wir schon dabei sind, das alte und überholte Bild des älter Werdens durch eine attraktive zukunftsgerichtete Alternative zu ersetzen, dann können wir dies auch gleich radikal tun. Wir sagen deshalb nicht nur, es gäbe keinen Grund, sich vor einem Sinken der Lebensqualität jenseits der so genannt magischen Grenze von 50 Jahren zu fürchten. Wir behaupten vielmehr: Nach fünfzig wird die Lebensqualität sogar besser!

Anders formuliert: Lebensqualität kann bis ins hohe Alter reifen und dadurch besser werden. Was uns endlich einen überzeugenden Grund dafür gibt, uns auf das älter Werden zu freuen. Oder, wenn wir schon älter sind, unseren Blick für die Vorteile und Potenziale dieser Lebensphase zu schärfen. Und für uns als Gemeinschaft bedeutet diese Erkenntnis, dass wir gute Argumente dafür bekommen, die älter werdende Gesellschaft nicht als Problem zu sehen, sondern als Chance.

Ein solcher Bewusstseinswandel braucht selber Zeit zum reifen. Wie jeder Bewusstseinswandel beginnt er zunächst in einigen wenigen Köpfen. Wenn die Zeit reif ist, und wenn die neuen Ideen überzeugend sind, breitet er sich aus. Noch immer ist es in dieser Phase eine Minderheit, welche die neuen Sichtweisen übernimmt, doch weil es sich bei dieser Minderheit um interessierte und engagierte Menschen handelt, wirkt diese Avantgarde meinungsbildend und steckt andere an, so dass sich der Bewusstseinswandel durchsetzt und irgendwann zum Mainstream wird. In weiteren fünfzig Jahren wird man sich deshalb wundern, warum die neue Sicht des älter Werdens, die auf der Idee der Reifenden Lebensqualität beruht, nicht schon viel früher selbstverständlich geworden ist.

Noch aber befinden wir uns in der Phase, in welcher der Bewusstseinswandel von einer meinungsbildenden Avantgarde getragen wird. Umso wichtiger ist es zu erfahren, welche Bilder und Vorstellungen über Reifende Lebensqualität in den Köpfen dieser Minderheit zu finden sind. Das ist das Thema dieses Forschungsprojekts.

Dabei nähern wir uns dem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. Zunächst fragen wir nach Einstellungen zur älter werdenden Gesellschaft und ihren Folgen. Dann beschäftigen wir uns mit den Begriffen Reife und Reifung. Es folgen Fragen zum neuen Leitwert Lebensqualität. Wie sich die eigene Lebensqualität in Vergangenheit und Zukunft entwickelt, ist Thema des vierten Kapitels. Da Lebensqualität viele Facetten hat, beschäftigen wir uns danach mit den so genannten Lebensqualitäts-Sphären.

Kernstück der Studie bildet das Thema Lebensqualität und Lebensphasen. Und zum Schluss befassen wir uns direkt mit Fragen rund um Reife(nde) Lebensqualität.

Schliesslich ziehen wir einige Schlussfolgerungen aus den Studienergebnissen (siehe unten). Eine davon sei bereits an dieser Stelle vorweggenommen: Reifende Lebensqualität kann tatsächlich zum Kern einer neuen, positiven Sicht des älter Werdens werden.


 

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