Leitwert für Familienunternehmen

Nachhaltigkeit und Lebensqualität sind Erfolgsfaktoren von Familienunternehmen
spirit-ch-Initiant Andreas Giger war Projektleiter einer Trendstudie über Familienunternehmen im Jahr 2020. Deren Ergebnisse wurden zusammen mit anderen Beiträgen in der Broschüre »Die Zukunft des Familienunternehmens« vom Februar 2010 publiziert. Herausgeber der Broschüre ist das Family Business Network Switzerland (FBN). Daraus stammen die folgenden Auszüge über neue gesellschaftliche Werte und deren Konsequenzen für Familienunternehmen.
Trendstudie Familienunternehmen im 2020:
Nachhaltigkeit ist das zentrale Thema
Auch wenn die Wirtschaftskrise das Thema vorübergehend etwas in den Hintergrund gerückt hat, so besteht doch kein Zweifel daran, dass längerfristig gesehen Nachhaltigkeit zu einem zentralen Thema wird. Der kaum noch zu stoppende Klimawandel und die zunehmend wahrgenommene Begrenztheit von Rohstoffen und anderen Ressourcen machen diese Entwicklung unumgänglich.
Nachhaltigkeit bedeutet sowohl langfristiges als auch ganzheitliches Denken und Handeln. Nachhaltiges Wirtschaften verlangt deshalb sowohl ökonomische als auch ökologische, soziale und kulturelle Aspekte zu berücksichtigen und dabei die langfristige Evolution des Unternehmens im Auge zu behalten.
“ TripIe bottom line“ Realität werden lassen: Gleichzeitig Bericht erstatten über Finanzen, Ökologie und Soziales.
Das schliesst eine Orientierung an kurzfristiger Gewinnmaximierung aus. Ohnehin erweist sich finanzielle Gier als zu einseitig und für die Allgemeinheit schädlich. Wirtschaft muss je länger je mehr nicht nur dem Portemonnaie, sondern auch Geist und Seele aller Beteiligten etwas bieten.
Von Seiten aller Stakeholder, vorab von jener der Kunden, wächst deshalb der Druck auf die Unternehmen, nachhaltig zu wirtschaften.
Nachhaltiges und emotionales Wirtschaften wird zum selbstverständlichen Standard.
Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen für Familienunternehmen:
Sich auf die eigene Tradition besinnen und darauf aufbauen, denn FU haben schon immer nachhaltig gewirtschaftet.
„Back to the roots“ aktiv vermarkten durch ein Aufarbeiten der eigenen Familien- und Firmengeschichte.
Weiterhin langfristig denken und handeln.
Ökonomische, ökologische und sozio-kulturelle Interessen und Werte berücksichtigen (tripie bottom line).
Die vorhandene emotionale Intelligenz und das aktuelle Glaubwürdigkeits-Plus nutzen.
Profit-Orientierung im Rahmen grösserer Ziele aufgehen lassen: Legitimation demonstrieren.
= Mit den vorhandenen Nachhaltigkeits-Pfunden punkten und den emotionalen Mehrwert nutzen!
Lebensqualität ist zum Leit-Wert geworden
Der Schlüsseltrend in der Entwicklung der gesellschaftlichen Werte lautet: Vom Lebensstandard zur Lebensqualität. Das bedeutet auch: Immaterielle Werte werden wichtiger als materielle, Qualität wird wichtiger als Quantität. Geist wird wichtiger als Geld.
Dagobert Duck und mit ihm der Tanz um das goldene Kalb haben ausgedient. Weil das Streben nach immer mehr materiellen Gütern nicht glücklich macht und darüber hinaus Suchtcharakter aufweist, wird nach einem überzeugenden neuen Leit-Wert gesucht. Dieser kann nur Lebensqualität heissen.
Lebensqualität ruft nach besserer Integration der Ich-, Arbeits- und Freizeit.
Lebensqualität ist vielschichtig und umfasst viele einzelne Sphären. Lebenskunst besteht darin, bei der eigenen Lebensgestaltung die verschiedenen Lebensqualitäts-Sphären in Balance und Fliessgleichgewicht zu halten und dafür einen Sinn für das richtige Mass zu entwickeln. „Totaler Einsatz“ in der Arbeitswelt verträgt sich damit nicht, was vor allem die jüngere Generation begriffen hat.
Menschen investieren zunehmend ihre Ressourcen (Zeit, Aufmerksamkeit, Energie, Geld) nur noch dort, wo sie einen Zuwachs auf ihrem Lebensqualitäts-Konto erwarten. Lebensqualitäts-Killer werden gemieden.
Die zentrale Leitfrage der Menschen lautet: Was bringt Gewinn oder Verlust auf meinem Lebensqualitäts-Konto?
Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen für Familienunternehmen:
Lebensqualität zum eigenen Leit-Wert machen.
Unternehmens-Entscheide immer nach den potenziellen Auswirkungen auf das Lebensqualitäts-Konto aller Stakeholder bewerten.
Nicht mehr den Profit als betriebliche Steuergrösse einsetzen, sondern den finanziellen Wertbeitrag an alle Bezugsgruppen.
Familien-Entscheide an den Auswirkungen auf das familiäre Lebensqualitäts-Konto messen.
= Lebensqualität ins Zentrum der Unternehmenskultur und auch des Generationenwechsels stellen!