Blog Monat Juni / Juli 2014

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Sonntag 6. Juli 2014
Dicht gedrängt ist mein Programm hier in der Schweiz, weshalb ich auch erst jetzt wieder zu einem Blogbeitrag komme. Sitze gerade in der Abendsonne in unserem Garten in Niederuzwil und möchte Euch wieder einmal etwas zur aktuellen Entwicklung schreiben.
Neue Entwicklungen bei unserem Projekt
Leider scheint die Zusammenarbeit mit dem Thai-West Resort nicht zustande zu kommen. Damit ist gleichzeitig die einzige noch verbleibende Miet-Möglichkeit in SiBoya dahin. Denn es gibt nicht viele für unser Projekt geeignete Häuser, die zu vermieten sind. Zwar sind rund ums uns herum einige Häuser zu vermieten – doch die einen nicht ganzjährig, die anderen sind zu klein für einen Daueraufenthalt bzw. etwas zu einfach und wiederum andere haben Treppen oder sind zu Fuss schwer zu erreichen.
Damit bleibt uns eigentlich nur, die ursprüngliche Idee aufzugreifen, etwas zu kaufen und selber zu bauen. Zwei der drei Standorte, die wir beim Schreiben der ersten Skizze des Projektes Baan Tschi Dii erwähnt hatten, wären immer noch aktuell zu haben. Und auch bei der dritten Variante besteht allenfalls nach einer weiteren Saison wieder die Möglichkeit, dies zu kaufen.
Doch kaum war klar, dass die Möglichkeit der Miete nicht besteht, kam schon Tiu mit einem Vorschlag für Land direkt am Strand, das für einen wirklich guten Preis zu erwerben wäre und ca. 1.5 km von uns weg liegt, also noch gut erreichbar ist. Wir können da noch aussuchen, wie gross das unser Land sein soll und wieviel Meter direkten Strand es beinhaltet.
Der Strand hier im Bild, einzig die Palmen direkt am Strand fehlen (noch). Dafür ist der Strand ohne Steine und flach abfallend, also ideal zum Baden für ältere Gäste.
Blick nach Koh Jum im Südwesten
Blick nach Kho Kha und Chicken Island im Hintergrund im Westen
Blick nach Krabi, Ao Nang und Railay im Nordwesten
Den Kontakt hatte Ihr Vater, ein geachteter und respektierter Mann im Dorf vermittelt. Monika ging sich das Grundstück bereits anschauen. Es ist bis an die Grundstückgrenze erschlossen mit Strasse, Strom und Wasser und doch ruhig, da die „Hauptstrasse“ weiter hinten ist.
Diese Strasse hat wie andere auf SiBoya nun – man staune – sogar einen Strassennamen mit zugehörigem Schild erhalten. Wir wähnen uns nun schon bald in den entwickelten Gegenden.
Bei der Besichtigung der Vater von Tiu links, der Vermittler für die Bangkoker Verkäuferschaft in der Mitte und Ann, Tiu’s Mann, rechts
Das neue Strassenschild
Nun aber kommt die Finanzierungsfrage wieder neu. Einige weitere Freunde haben bei unseren Treffen nun zugesagt, das Projekt mit zu unterstützen. Herzlichen Dank an Euch alle 🙂
Somit haben wir etwas mehr als einen Drittel wohl finanziert und es stehen noch viele Gespräche an. Zudem werden wir nun auch noch Stiftungen anzuschreiben.
Allgemein erhalte ich hier in der Schweiz eine sehr positive Rückmeldung zur Projektidee. Viele sehen die Notwendigkeit und einige kennen auch potentielle Gäste. Etwas Zweifel gibt es am Standort auf einer Insel, also weg vom Festland. Doch waren wir mit Opa jeweils rechtzeitig in den verschiedenen Not-Situationen im Spital, und ein Helikopter stände von Phuket (60 km) aus zur Verfügung. Auch gibt es ein nigelnagelneues internationales Spital in Krabi, das mit modernster Infrastruktur versehen wurde. Auch die Flughafen-Nähe (ca. 40 Minuten) spricht für den Standort Koh SiBoya.
Zudem ist das ganz einfach auch unsere Ausgangslage: Hier kennen wir die Menschen, hier sind wir respektiert und hier ist der ursprüngliche thailändische Geist noch nicht von Touristen verdorben und die für uns zentral wichtige Gastfreundschaft in hoher Qualität vorhanden. Die Landpreise sind um ein x-faches günstiger. Zudem sind hier auch viele arbeitswillige Menschen zu finden, die auch verlässlich sind, was am Festland ein Problem zu sein scheint. Und nicht zuletzt haben wir hier auch einen wunderschönen und ruhigen Ferienplatz für die erholungssuchenden Angehörigen.
Dass der Bedarf an Ferienplätzen vorhanden ist, zeigte sich in einigen Gesprächen, denn viele haben Bekannte, die Ihre Eltern oder Ihre/n Partner/in pflegen oder kennen solche aus dem Wohn-Umfeld. Und viele wissen, wie nötig die Pflegenden einmal Urlaub brauchen, denn für viele ist es ein 24 Stundenjob, der einem manchmal an den Rand der Nerven bringen kann. Alle, die eine solche Situation schon selber erlebt haben, wissen wovon wir sprechen.
Und wenn dann die Ferien mit dem zu Pflegenden zu zweit gleich auch noch günstiger sind, als die zu pflegende Person zur gleichen Zeit in einer Schweizer Institution kosten würde, so gewinnt natürlich dieses Erholungsangebot von einem oder zwei Monaten enorm an Attraktivität.
Nun, denn sollte irgendjemand von Euch noch einen Tipp haben, wen wir in unserer Finanzierungsrunde anfragen könnten, ob Privat-Person oder Organisation, so lasst uns das doch über siboya@aloja.ch wissen oder ruft uns an unter 033 533 33 24. Und es würde uns auch freuen, wenn Ihr andere Menschen auf das zukünftige Angebot hinweist, damit wir vielleicht auch schon erste Interessenten von der Gästeseite bei den Gesprächen einbringen können (ein paar mögliche Gäste haben wir bereits gemeldet erhalten, vielen Dank an die Tippgeber).
Und das Leben in der Schweiz
Soweit die News aus SiBoya. Bei mir in Niederuzwil bin ich hingegen oft nur daheim zum Schlafen. Denn die Weltmeisterschaft war/ist natürlich ein Superanlass, um Freunde wieder zu treffen, die man oft jahrelang nicht mehr gesehen hat. So war ich bei Joschi & Sonja, Serge & Susanne, Markus & Marietta, John & Grazyna sowie Eddie & Karin zu Fussballabenden eingeladen – vielen Dank an Euch alle für Eure Gastfreundschaft!

John verwandelte mich kurzerhand zum Engländer

Bei Serge war am nächsten Tag ein Spaziergang zur Burg Balzers angesagt, dies nachdem „sein“ Frankreich unsere Schweiz demontierte 😉
Und mit meinen Arbeitskollegen schauten wir öfters einen Match in der Werkstatt oder in einem Public-Viewing in der Nähe. In Oberbüren und Schwarzenbach waren wir dabei schon zwei Mal.

Das Lagerfeuer in unserer Werkstatt, auf dem wir jeweils das Nachtessen zubereiteten
Ein Bild aus der WM-Hütte in Oberbüren
Die Terrasse des WM-Zeltes in Schwarzenbach
Und der Blick auf die „Rückseite“ des WM-Zeltes
Und natürlich auch, um gemeinsam mit Freunden wieder mal an ein Konzert zu gehen und die Wochenend-Stimmung zu geniessen. Denn in Thailand gibt es leider kaum solche Live-Musik-Anlässe und so kompensiere ich hier etwas 😉
Die alte Legende Procol Harum gestern an der Blues-Night in Gossau, zu der ich von Päddy eingeladen wurde – vielen Dank!
Die kleine von 270 Grad mit Wasser umgebene Bühne am Blues’n’Jazz in Rapperswil letzten Samstag, an das ich mit Eddie und Ueli ging
Und am Rock the Ring in Hinwil im Zürcher Oberland am vorletzten Wochenende, zu dem mich Luc und Vera einluden – vielen Dank ebenfalls!
Aber auch die Arbeit hält mich natürlich in Trab. Die Tätigkeit als Elektriker ist noch viel breiter geworden, mit Glasfasernetz und Multi-Media Anschlüssen. Und auch die TV-Installation war für mich relativ neu, denn das war bei mir noch nicht in der Lehre drin. Dafür gab es damals noch den Radio & TV Elektroniker, der diese Installationen übernahm.
So ist das riesige Gebiet eines Elektromonteurs nochmals erweitert geworden und man muss schon in einigen Gebieten spezialisierte Leute haben, um die ganze Breite abzudecken. Doch ich konnte mich bereits gut wieder einarbeiten und hab wohl schon bald alle Vorschriften-Änderungen erfragt. Zudem habe ich natürlich im Multimedia-Bereich aufgrund all meiner Tätigkeiten bereits einen Vorteil.
Es gefällt mir nach wie vor in dem wirklich guten Team in Päddy’s elektrischer Werkstatt. Und auch die Arbeit macht Spass, denn sie ist echt abwechslungsreich.

Manchmal lässt die Arbeit auch die Haare ergrauen…
„Daneben“ läuft aber auch noch ein wenig Business as usual. So haben wir beim Berater-Netzwerk SustainCo die erste Befragung des internationalen Nachhaltigkeits-Experten Panel zum Thema „Nachhaltige Energiewende – was jetzt?“ aufgeschaltet. Hier findet Ihr den Zugang zur Befragung.
Und bei spirit.ch habe ich einen neuen Artikel verfasst mit dem Titel „Wir Schweizer – Aus der Traum?“ Dieser hängt nicht mit den neuesten Forderungen der EU zusammen, die allein schon einen Artikel wert wären, sondern geht auf die Stimmung an der WM in der Schweiz ein.
Beobachtungen, die ich mit meinen vielleicht etwas anderen Blick auf das Geschehen gemacht habe und die mir eigentlich als sehr wichtig und wert zu lesen erscheinen. Hier geht es zum Artikel. Gerne freue ich mich über Eure Rückmeldungen zu diesem Artikel auf ce@aloja.ch. Habt Ihr das auch so erlebt oder habt Ihr anderes beobachtet? Es interessiert mich wirklich von Euch zu hören oder zu lesen, damit dieser Blog nicht eine Sender- sondern auch eine Empfängerfunktion hat.
Und natürlich reizt auch das anhaltend gute Wetter, sich draussen aufzuhalten und nicht daheim zu bleiben, so wie zum Beispiel das Essen mit meinem Vater am See letzten Donnerstag-Abend.
Der Blick aus dem Restaurant in Horn auf den Hafen
Mein Vater geniesst die Atmosphäre
So schreibe ich nun immer noch nach 9 Uhr in kurzen Hosen und T-Shirt im Garten und es ist noch kein bisschen kalt – so präsentiert sich die Schweiz von der schönsten Seite.
Wie Ihr seht, es wird mir nicht langweilig in der Schweiz… Wann ich das nächste Mal schreiben werde, ist schwer abzusehen, auf jeden Fall nicht nächsten Sonntag, denn da ist Finaltag 😉 Freue mich auf Eure Mails 🙂
P.S. Zum Schluss möchte ich Euch noch einige meiner Erlebnisse in kurzen Videos zeigen. Hier sind Sie:
Der Verlängerungs-Krimi gegen Argentinien im Garten der WM-Hütte Oberbüren
Procol Harum an der Blues-Night in Gossau
Chicken Leg, die Band vom mir befreundeten Roman Fischer auf der zweiten Bühne in Gossau
Phil Bates ELO-Variante in Gossau
Peter Maffay in Hinwil
Sonntag 15. Mai 2014
Wie versprochen führe ich den Blog auch während meines Aufenthaltes in der Schweiz weiter, wenn auch nicht in den gewohnten wöchentlichen Einträgen.
Nicht viel Neues in SiBoya
Aus SiBoya gibt es derzeit von Monika her nicht so viel zu berichten. Es sei abgesehen vom Wetter sehr ruhig. Flora und Billy sind gegangen und so sind von den Ausländern nur sie, Lupsi und derzeit zwei Touristen auf der Insel.

Billy bei der Abreise

A, Lupsi und Flora zu Besuch bei Monika zum Kuchenessen
Dafür ist das Wetter umso bewegter. In den letzten Tagen habe es aussergewöhnlich stark gestürmt und kombiniert mit dem Juni-Vollmond von gestern ergab dies natürlich mal wieder Zustände, wie wir dies ja mal in der 30. Woche berichtet hatten. Zum Glück gibt es da JaJa, unseren Gärtner, der aufräumen wird und sich über einen Zusatzverdienst freut.

Unser Garten einmal mehr unter Wasser, ein Phänomen, an das man sich mit der Zeit gewöhnt

Der Garten aus einer anderen Perspektive

Auch unsere Bar steht unter Wasser
Aufgeräumt wird auch bei der Brandstelle (wir hatten ja damals vom Brand in einem eigenen Artikel berichtet). Allerdings sei im Moment der Neuaufbau noch nicht in Sicht. Wir hatten ja letzten Monat darüber berichtet. Solange der Konflikt in der Ukraine nicht gelöst wird, glaube ich kaum, dass wiederaufgebaut wird.
Nichts destotrotz ist Chung überall ein wenig am Verschönern und hat nun Zeit all die kleinen Details anzugehen, für die die letzten beiden Regensaisons keine Zeit war.

Der Lastwagen beim Abtransport der Überreste der Brandstelle

Der Bagger beim Aufräumen

Der Platz vor der Brücke wurde etwas verschönert

Thuam bei der Arbeit
Ebenfalls nichts Neues beim Projekt Baan Tschai Dii
Vom Projekt Baan Tschai Dii gibt es leider noch keine positiven Nachrichten. Die Option, das Haus unserer französischen Nachbarn zu mieten, hat sich leider als nicht realisierbar erwiesen, denn sie würden das Haus nur vermieten, wenn wir auch die Zusage machen würden, dass wir das Haus und Grundstück spätestens in einem Jahr kaufen werden. Diese Zusage können wir aber natürlich noch nicht geben und so scheint diese Option weg zu sein.
Nun, demnächst wird Eric vom Thai-West-Resort in SiBoya eintreffen und vielleicht ergibt sich da im direkten Gespräch mit Monika eine Option, die für beide passend ist. Dies wird allerdings schwierig werden, denn die Mietpreis-Vorstellungen von ihm und uns liegen doch ziemlich weit auseinander.
Am einfachsten wäre sicherlich immer noch, wenn wir ein eigenes Grundstück kaufen könnten. Doch bis anhin haben wir trotz diverser Anfragen leider keine einzige weitere Zusage für ein Darlehen erhalten. Mit den bis jetzt zugesagten 5‘000.- CHF und unserem eigenen Geld haben wir leider zu wenig beisammen, um das Projekt so zu realisieren. Dies obwohl wir für die einfachste Variante eigentlich „nur“ CHF 50‘000.- benötigen und denken, dass wir mit 2% Zins doch ein vernünftiges Angebot machen können, das weit über dem derzeitigen LIBOR-Zins liegt und wohl auch nur noch wenige Obligationen eine solche Rendite geben.

Ein Tokeh im Haus bring Glück – mal sehen ob es wirkt…
Nun aber denn, falls jemand bereit ist, so ein Darlehen zu geben, haben wir entschieden, dass wir auch 3% Zins zahlen würden. Wir hoffen so doch noch die erforderlichen Finanzen für die im Artikel Baan Tschai Dii beschriebene einfachste Variante zu erhalten. Bitte meldet Euch doch bei mir unter ce@spirit.ch, falls Ihr Euch vorstellen könntet, das Projekt zu unterstützen.
Somit sind wir mit den News aus SiBoya bereits fertig und gelangen zur Fortsetzung der „Beobachtungen eines Auslandschweizers bei seinem zwischenzeitlichen Schweiz-Aufenthalt“.
In vielen Gesprächen hatte ich meinen Bericht vom letzten Mal im Monats-Blog Mai diskutiert und meine wohl auch kritischen Einschätzungen wurden teils nach ein wenig Nachdenken durchaus verstanden.
Nun, seit dem letzten Bericht sind zwei Wochen vergangen, in denen ich viele interessante Beobachtungen der Schweiz von heute machen konnte und sehe, dass sich in der kurzen Zeit seit unserer Abreise aus der Schweiz sich doch einiges geändert hat.

Etwas, das sich nicht geändert hat: Der Blick auf den Alpstein (ein Bild von meinem Arbeitsweg)
Die multi-kulturelle Gesellschaft
Sicherlich nicht neu, aber immer mehr zunehmend, ist die multikulturelle Zusammensetzung der Bevölkerung in der Schweiz. Dies wurde mir in den vergangenen zwei Wochen drastisch vor Augen geführt. Seit da bin ich zusammen mit Marcos und Reto, einem echt guten Team, am Einzug des Glasfaser-Netzes in Flawil.
Eine echt spannende Arbeit, vor allem weil man dazu x-fach in die verschiedenen Wohnungen eines Blockes gehen muss. Erst, um die alten TV-Steckdosen zu demontieren, dann mehrfach um die Glasfaser-Kabel einzuziehen, dann zur Montage des ONT’s (dem Empfangskasten mit den TV-, Internet- und Telefonanschlüssen) und dann um das Signal zu „patchen“ (aufzuschalten) und abschliessend, um das Signal zu messen.
Spannend ist dies vor allem, weil wir in den drei Blöcken mit insgesamt 54 Wohnungen rund 18 verschiedene Nationalitäten hatten. Viele aus dem ehemaligen Jugoslawien, also Kroaten, Albaner, Mazedonier, Kosovaner, Serben und Bosnier, dann aber auch Menschen aus Indien, Tibet, Nigeria, Ghana, Peru, Deutschland, Italien, Griechenland, Spanien und Portugal. Und dann tatsächlich auch noch ein paar wenige aus der Schweiz…
Spannend, hinter diese vielfältigen 4 Wände zu schauen und das Leben während unser ca. 2 Tage dauernden Arbeit zu beobachten. Da wir ja Monteure sind und sie uns zu einer grösseren Wahrscheinlichkeit nie wieder sehen werden, haben wir teils schon fast die Rolle eines Coiffeurs, dem man all seine Probleme, die man sonst mit niemand besprechen kann, anvertrauen kann…
So erfuhren wir auch viel über das multikulturelle Leben in den Blöcken, auch wenn man hier das „multi“ nicht als Mischung verstehen kann, sondern eher als Nebeneinander-Leben ohne irgendwelche Begegnungen ausser denen ganz kurzen im Treppenhaus und bei der Waschmaschine.
Alle leben hinter ihren eigenen 4 Wänden und treffen da eigentlich nur Menschen aus ihren jeweiligen eigenen Kulturen. Viele davon können nicht einmal Deutsch, obwohl sie schon Jahre oder gar Jahrzehnte in der Schweiz leben. Und viele haben wohl zum ersten Mal miteinander gesprochen, da wir durch alle Wohnungen wirbelten und sich die Nachbarn so einmal sahen, da es Gesprächsstoff gab.
Irgendwo befremdet mich diese Szenerie auch, denn wir könnten uns nicht vorstellen, in Thailand zu leben, ohne die Sprache zu lernen und wir sehen uns auch in der Pflicht zu versuchen, uns im Gastgeber-Land zu integrieren. Diese Bereitschaft scheint aber hier bei einigen überhaupt nicht vorhanden zu sein und je länger, desto besser verstehe ich, wieso doch viele Menschen ziemlich Mühe haben mit dieser hohen Anzahl von Ausländern.
Man fühlt sich hier manchmal sogar als Ausländer im eigenen Land. So geht es auf jeden Fall den übrig gebliebenen Schweizern in diesen Blöcken, meist ältere Frauen, die nicht mehr umziehen möchten und die uns Ihre Mühe mit dieser Situation erklärten und zum Teil auch Angst haben, da immer wieder etwas geklaut wird in den Blöcken.
Und wieder einmal mehr bestätigen sich für mich so viele der Punkte, die ich im Artikel Die Schweiz in der Igelstellung beschrieben habe. Abschliessend zu diesem Punkt zu bemerken ist aber auch, dass wir in rund jedem dritten Haushalt etwas zu trinken angeboten bekamen – interessanterweise ausschliesslich in den Nicht-Schweizer-Wohnungen…

Meine neuen Nachbarn direkt vor meinem Fenster: Die Hasen von Beat und Chris haben Nachwuchs bekommen
Die Multi-Options Gesellschaft
Ein weiterer Punkt auf den ich eingehen möchte, wurzelt in meiner gestrigen Erfahrung. Am Abend wollte ich wieder einmal ein Open-Air Konzert geniessen und so suchte ich in den Veranstaltungskalendern nach Möglichkeiten. Zu meiner Überraschung fand ich allein schon in der Ostschweiz unzählige Möglichkeiten. So fanden gestern gleichzeitig Open-Airs in Wil, Tägerwilen, Winterthur, Bühler und Wolfhalden statt, ein Teil davon sogar mehrtägige.
Zudem gab es auch in der Restschweiz viele weitere Open-Airs. Am liebsten wäre ich eigentlich ans Greenfield-Festival in Interlaken gegangen, wo eine meiner Lieblingsgruppen gespielt hat. Doch leider kostete das das Ticket 198.- CHF!!!, also der ganze Monatslohn eines Thais und es war nicht möglich, Einzeltage zu lösen. Das war dann definitiv viel zu viel für mich, denn mit Anreise und den Verpflegungskosten hätte ich da ein kleines Vermögen ausgegeben.
Aber es gab glücklicherweise auch entgegengesetzte Möglichkeiten. Keines der Festivals in der Ostschweiz kostete mehr als 35.- CHF Eintritt und zwei davon waren sogar komplett kostenlos. An einem solchen Gratis-Festival spielte sogar die frühere internationale Top-Band „Slade“.
Ich entschied mich dann aber für das andere Gratis-Festival „Rock am Weiher“ in Wil und hatte da gleich wieder andauernd zwischen verschiedenen Optionen zu wählen. Zwei Bühnen, eine RockBar und ein Elektrozelt sowie drei Grossfernseher, die die Fussball-WM übertrugen. Und damit nicht genug gab es in der Altstadt von Wil gleich drei weitere Bühnen mit Bands und rund 4 Orte, die die Fussball-WM übertrugen. All das für ein Festival mit vielleicht 1000 Besuchern… – da konnte ich nur noch staunen.

Ein Bild des „Rock am Weiher“ – Festivals
Man könnte derzeit an den Wochenenden gleich auch ein grosses Festzelt über die Schweiz spannen. Es scheint, dass sich zunehmend ein Doppelleben entwickelt. Unter der Woche der brave, arbeitssame Bürger und am Wochenende wortwörtlich die Party-Sau.
Irgendwie kam mir da immer wieder der Ausdruck „Brot und Spiele“ in den Sinn. Brot haben wir hier mehr als genug und vor lauter Spielen interessieren sich nur wenige für politische Themen. Hauptsache man kann feiern, die Welt geht ja eh vor die Hunde…. Schon fast so etwas wie die Stimmung im Barock-Zeitalter…
Allerdings gibt es auch am Wochenende ordnende Kräfte, die einem klar machen, dass man in der Schweiz ist. Pünktlich um 2 Uhr stoppte das Festival komplett und durch die sofort intervenierenden Sicherheitskräfte ziemlich abprubt, obwohl das Fest noch im vollen Gange war. Etwas das man sich wohl in Thailand kaum vorstellen könnte. Zudem standen am Weg zum Bahnhof Wil, der nicht mal einen Kilometer lang ist, nicht weniger als 5 Polizeiwagen!!!, die für Ruhe und Ordnung sorgten…
Um zum Titel dieses Abschnittes zurückzukommen: Die Multi-Options-Gesellschaft, die ja neben allen Angeboten wie oben beschrieben, gleichzeitig auch noch per Smartphone alle Internet-Möglichkeiten jederzeit nutzen kann, ist derzeit hier ziemlich extrem. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Leute gar nicht mehr richtig zufrieden sind, weil an jedem Ort, an dem sie sind, denken sie daran, dass es ja vielleicht an einem andern Ort noch besser sein könnte. Oder erleben das Ort, an dem sie sind gar nicht, da sie nur am SMS’len, „Facebooken“ und „What’s Appen“ sind und gar nicht mitkriegen, was um sie herum vorgeht.
Für mich, der normalerweise in Thailand nicht mal Musik hört, um den Tönen der Natur zu lauschen und in den Nicht-Hochsaison-Zeit eher selten viele Leute sieht, mutet das irgendwie abstrakt an, auch wenn ich selber mit dem Internet mit aller Welt verbunden bin. Doch es ist spannend, wieder einmal hier in der Schweiz zu sein und diese Entwicklung zu beobachten, an die sich wohl viele von Euch einfach schleichend gewöhnt haben und es Euch dadurch vielleicht nicht mehr so frappant auffällt.
Ein einig Volk von Schweizern
Interessant für mich war dann auch eine weitere Erfahrung von heute, die ebenfalls nicht neu, aber mit dem Blick von aussen doch sehr interessant ist.
Natürlich lasse ich es mir nicht nehmen, die Fussball-WM zu schauen. Heute ging ich dazu sogar extra ins sogenannte „Public Viewing“ in die AFG Arena St.Gallen, um das Gefühl voll mitzubekommen (übrigens bedeutet „Public Viewing“ entgegen aller Unkenrufe, die man hier hört, nicht nur die Aufbahrung einer Leiche).

Die Stimmung war toll
Rund geschätzte 5‘000 Fusball-Fans taten es mir gleich und so bejubelten wir im rot-weissen Dress, mit „Hopp Schwiiz“ Schal und Schweizer Fahne den Sieg in der letzten Minute. Auch ich war hell begeistert und jubelte über den letztendlich doch verdienten Sieg, den ich eigentlich nicht erwartet hatte. Und all die Auto-Torsos rund um die Arena nach dem Spiel liessen einem richtig feiern.
Auf einmal feiern alle, dass WIR gewonnen haben. Bedenkt man, dass zu diesem WIR zwei Drittel der Spieler mit einem sogenannten „Migrations-Hintergrund“ beigetragen haben und die Tore von einem mit 2 Jahren migrierten Mazedonier (Mehmedi) und einem Secondo aus Bosnien-Herzegowina, dessen Familie Ende der 80er in die Schweiz migriert ist (Seferovic) geschossen wurden, sollte man vielleicht nochmals über die Zuwanderungsinitiative nachdenken. Ohne diese beiden hätten wir die Partie verloren.
Der Trainer dazu ist ein Deutscher und von den 17 Toren in der Qualifikation wurden 11 von Schweizern mit eben diesem Migrationshintergrund geschossen… Ohne diese Tore hätte die Schweiz nur 5 von den 24 realisierten Punkten geholt. Hier sind sie auf einmal akzeptiert… und man ist stolz auf diese eben klar multi-kulturelle Schweiz.

Das viel bejubelte 2:1 von Seferovic in der 93. Minute
Gerne werde ich die WM aus dieser Perspektive weiter betrachten. Nach einer Partie im spanischen Klub und einer Partie in einer italienische Pizzeria stehen nächste Woche gemeinsame WM-Abende mit Freunden mit Migrationshintergrund aus England, Frankreich, Portugal und einem „Drittel-Argentinier“ an – es lebe die multikulturelle Schweiz!
Nun, dass war es wieder einmal mit meinen Beobachtungen hier – mehr werdet Ihr in ca. 2 Wochen an gleicher Stelle lesen.
P.S. Seit ich hier bin, also nun mehr als drei Wochen, zeigt sich das Wetter in der Schweiz wieder mal von seiner schönsten Seite, bis jetzt hatte ich nur einen einzigen grauen, regnerischen Tag – es ist als ob das Wetter mir sagen wollte: „Schau her, es ist doch auch schön in der Schweiz“…