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Von Thailand und anderen Abenteuern

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55. Woche

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Samstag 1. Dezember 2012

Zu unserer 55. Woche in Thailand im Jahr 2555 (denn Thailand misst die Jahre seit Buddha’s Tod) waren mein Vater und seine Frau Irmgard bei uns zu Besuch. Das letzte Mal besuchten Sie Thailand 1990, auch damals war ich der Anlass dazu, denn ich war auf mehrmonatiger Weltreise und wir verabredeten uns in Bangkok.

Das war aber wohl auch schon die einzige Gemeinsamkeit dieser beiden Besuche. Damals war ich in einem möglichst günstigen Guesthouse stationiert und kam dann zu Ihnen ins Vierstern-Hotel zu Besuch, wo ich das Morgenessen-Buffet mehr als genoss, mich sozusagen drauf stürzte, denn ich hatte vorher in mehr als 2 Monaten China kaum je Brot, geschweige denn ein Croissant zu Essen bekommen.

Jetzt besuchen Sie uns in unserem Haus und wohnen nebenan im vergleichsweise simplen Bungalow. Sie nennen das „Kontrastprogramm“. Das ist es sicherlich auch, denn vorher waren sie 12 Nächte in einem Luxus-Kreuzfahrtschiff von Dubai nach Singapur gefahren. Und morgen werden Sie dann nach Singapur abfliegen, wo alleine schon das Morgenessen CHF 24.- koste. Danach geht es dann noch ein paar Tage nach Dubai, sicher auch etwas luxuriöser als hier auf der Insel.

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Kurz nach der Ankunft beim Warten auf das Ende des Regens, um die Fähre besteigen zu können

Aber auf jeden Fall gefiel es Ihnen hier trotz der Einfachheit doch irgendwie und zu unserer Überraschung gesellten Sie sich sogar selbstständig zu unserem „Stammtisch“ und lernten so einige der Hausbesitzer hier kennen. In der Zwischenzeit ist da auch Johnny aus Vancouver eingetroffen und bleibt vier Monate hier und heute sind auch unsere direkten Nachbarn zur Linken, Peter und Jeanette aus Connecticut eingetrudelt. Urs und Irmgard haben also sozusagen grad die Saison-Eröffnung eingeläutet.

Das Wetter hingegen scheint da anderer Ansicht zu sein und sieht noch gar nicht nach Haupt-Saison aus. Regnete es eigentlich die ganze Regenzeit zu wenig, so hat es an 8 der 9 Tage, die die beiden nun hier waren eine bis ein paar Stunden geregnet. Selbst eines dieser hier brachialen Gewitter, bei denen die Erde bebt und die Blitze dadurch ziemlich beeindruckend werden, haben sie miterlebt. Gehört wohl auch zum Kontrastprogramm, denn vorher hatten Sie 12 Tage wolkenfreien blauen Himmel auf dem Schiff. Dadurch liessen sie sich aber nicht die Freude nehmen.

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Typisches Wetter-Bild dieser Woche…

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Es gab aber auch schöne Sonnenuntergänge

Das Essen schmeckte Ihnen sehr, die Ambiance gefiel Ihnen und sie fingen absolut an zu schwärmen über die Betreuung von Opa, die sie (wie wir) als sehr liebevoll empfanden und sich keine bessere Lösung für Opa vorstellen könnten. Auch wenn Sie für sich selber sich nicht vorstellen könnten, das Alter in dieser tropischen Wärme und ohne Jahreszeiten zu verbringen.

Opa ist in der Zwischenzeit wieder etwas genesen und hat schon am Freitag wieder seinen ersten Spaziergang gemacht. Die Fäden aus der Wunde sind am Montag entfernt worden und jetzt wird die Wunde tagsüber schon nicht mehr verbunden, so gut ist sie geheilt.

Nachts aber hatten wir nun durchgehende Nachtwache, damit Opa nicht in einer Nachtaktion wieder fällt und sich verletzt. Es schliefen nun jeden Tag entweder Tiu oder Ann im Haus gleich neben dem Bett von Opa und neu kam nun auch Jade, die Schwester von Tiu zum Einsatz. Sie kennen wir ja nun auch schon lange. Sie hat für uns genäht, Ihr Mann Lusseli hat bei uns umgebaut und sie hat Opa auch etwas verarztet, nachdem es nicht mehr nötig war, dass die Krankenschwester kommen musste. Sie war auch schon am Geburtstagsfest von Opa und unserem Einweihungsfest und so ist es für Opa in der Zwischenzeit auch ein vertrautes Gesicht. Uns gleichzeitig bot dies die Möglichkeit gemeinsam mit Vater und Irmgard abends zu essen, da wir uns so nicht in Schichten ablösen mussten, wie dies ja normalerweise der Fall ist.

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Wieder einmal blüht eine der Orchideen, die an einem der Baumstämme angebracht sind

Um unsere Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem noch etwas zu vertiefen, habe ich mir dann noch eine Geschichte „einfallen“ lassen. Diese startete bei vier einfachen Moskito-Stichen und endete in vier mindestens Ein-Franken-Stück-grossen eitrigen Wunden am Fussgelenk und am Rücken und dem dazugehörenden immer mehr aufschwellenden Fuss. 3 Tage dauerte diese Geschichte und endete damit, dass wir aus Angst vor einer möglichen Blutvergiftung einen Tag früher als geplant nach Krabi fuhren, um einen Arzt aufzusuchen.

Natürlich wurde mir Antibiotika verschrieben (siehe letzte Woche), was ja auch nicht anders zu erwarten war. Dass dies gleich je vier Tabletten nach jeder Mahlzeit sein müssen, ist sicherlich fraglich, da die Tabletten hier aber in Säckchen abgegeben werden, auf denen oft nicht mal der Medikamente-Name steht, ist es schwierig in die Dosierung zu intervenieren. Nun es bessert zumindest, wenn auch nicht so schnell wie vom Doktor vorausgesagt.

So gingen wir dann bereits am Montag nach Krabi, obwohl wir dieses Mal ausnahmsweise am Dienstag/Mittwoch Schule hatten. Wir nutzten die Gelegenheit, übernachteten im wirklich schönen Dee Andanaman-Hotel und assen auf der Panorama-Dachterrasse das Abendessen. Gleichzeitig war das frühe Eintreffen auch gut, da Sie sich beim Schneider in Krabi noch Kleider fertigen liessen und so auch genügend Zeit dafür da war.

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Blick auf die Berge aus dem Hotelzimmer

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Beim Abendessen mit Livemusik

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Das Ambiente im Zimmer

Am Dienstag trafen wir uns dann nach der Schule und wurden von Mister Sung, dem Schwager von Chung abgeholt (Sungs Frau ist die kleinste von 14 Geschwistern von Chung). Dieser brachte uns dann nach Phanom Bencha, dem Mountain Resort, über das wir in der 51. Woche bereits berichtet hatten. Leider ging da dann immer ein leichter Regen und so nutzten wir die Zeit bei einem Jass im Restaurant (was wiederholt auch am Nachmittag oder Abend in SiBoya der Fall war).

Doch trotz des Wetters gefiel Ihnen die weltabgeschiedene Lage im tropischen Dschungel mit seiner ganzen faszinierenden Geräuschkulisse und den hohen Karstbergen, für die Krabi berühmt ist, sehr. Am Abend gab es für uns da wieder mal die wirklich mehr als leckeren Schnitzel, wohl der einzige Ort in ganz Südthailand, an dem man Schnitzel essen kann, die man auch wirklich als solche bezeichnen kann. Und für uns in mehr als einem Jahr erst das zweite Schnitzel überhaupt. Am Abend wurden wir dann musikalisch vom Sohn der Familie unterhalten und für den Humor sorgte Sung mit seinen immer wieder überraschenden Witzen.

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Der dominierende Berg in Phanom Bencha

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Rundblick aus dem Restaurant des Mountain Resorts (Klicken zum Vergrössern)

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Ein Bild von Vater bei der Tempelbesichtigung (Klicken zum Vergrössern)

Am nächsten Morgen ging es dann vorbei an der von Urs und Irmgard bewunderten Landschaft zurück nach Krabi zum Morgenessen beim holländischen Bäcker, wo sie auch unseren Klassen-Kameraden Ralf kennenlernten. Danach erkundeten sie die Stadt ein wenig und besuchten den Morgenmarkt, während dem wir zwei etwas aussergewöhnliche Schulstunden hatten. Denn der Tag stand ganz im Zeichen eines der für die buddhistische Bevölkerung wichtigsten Tage des Jahres, dem Loi Krathong, auch Lichterfest benannt.

Wir bastelten in der Schule unsere eigenen Krathong‘s. Dies sind kleine meist runde Miniatur-Boote, die aus einem Kern (einem rund 10 cm dicken und 20 cm im Querschnitt dicken Stück des Stammes einer Bananen-Staude), einer Umkleidung aus Bananen-Blättern und zahlreichen möglichst bunten Blumen als „Füllung“ und Verzierung bestehen. In der Mitte wird dann eine Kerze und drei Raucherstäbchen platziert und fertig war das Gefährt nach rund 90 Minuten Arbeit. Dazu lernten wir dann das Loi Krathong-Lied singen und erlernten einen einfachen traditionellen Tanz.

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Scott und July beim Krathong-Basteln

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Das Krathong nach Abschluss der zweiten Phase

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Wir sind stolz auf die gelungenen Krathong‘s, die dann auch am Abend den Vergleichen standhielten

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Tanz-Unterricht

Unter den staunenden Blicken der uns begegnenden Thai’s liefen wir dann mit unseren frisch fertig gestellten Krathong’s durch Krabi. Einige konnten es gar nicht glauben, dass wir diese selber hergestellt hatten und fragten uns, wie viel wir dafür bezahlt hätten. Da waren wir natürlich mächtig stolz, mitzuteilen, dass dies unsere Kreationen sind…

Nach einem gemütlichen Nachmittag im River-Hotel, dass wir wegen seiner für Loi Krahtong idealen Lage mit Balkon direkt am Fluss gewählt hatten, spazierten wir dann dem Fluss entlang in die Innenstadt.

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Das Panorama aus dem Hotelzimmer aufgenommen (Klicken zum Vergrössern)

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Blick Richtung Berge

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Auf dem Weg

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Ein Schiff im Hafen von Krabi, wohl schon im Jahr 2000 nicht mehr sehr paradiesisch

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Schon am Nachmittag waren diverse Thai’s mit dem Basteln von zum Verkauf bestimmten Krathongs beschäftigt, hier ein Bild vor dem Night-Market im Hafen

Danach gingen wir gemeinsam mit Mam und Marco ins Viva essen. Mam stürzte sich für dieses Fest wortwörtlich in Schale, einem traditionellen Thai-Kleid, dem Nopphamat. Dieses Kleid hat anscheinend auch die Begründerin des Loi Krathong-Brauches, einer Frau des damaligen Königs, vor 800 Jahren getragen. Sie entschuldigte sich damals beim Fluss für all die Verschmutzungen, die der Fluss durch die damalige Hauptstadt Sukothai erleiden musste, mit einem solchen Krathong.

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Kurz vor der Ankunft von Mam im Viva

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Mam in traditionellen Kleidern

Früher war der Fluss immer die Mitte des Lebens, da er Wasser bot, Transportwege bereitete und Nahrung gab. Das Loi-Krathong-Fest (Link auf Wikipedia) war dazu da, dem Fluss zu danken und sich bei ihm anhand des Vorbildes von Nopphamat für die Verschmutzungen zu entschuldigen. Gleichzeitig markiert das Fest das Ende des lunaren Jahres nach dem thailändischen Mondkalender, der bis 1888 der offizielle Kalender hier war. Dies gibt dem Brauch des Krathongs, das dann gewässert wird und den Fluss hinuntertreibt („loi“ bedeutet floating, zu deutsch fliessend) eine weitere Bedeutung.

Denn auf dieses Boot werden alle Probleme des alten Jahres geladen und beim Wässern des Krathongs werden diese sozusagen alle mit guten Wünschen für das neue Jahr losgelassen. Dies hat einen sehr ernsthaften und sinnlichen Charakter. Vor dem Losschicken wird das Krathong vor die Stirn gehalten und Buddha angerufen. Das Resultat daraus sind dann hunderte solcher Schiffchen, zum Teil mit brennenden Kerzen, andere wiederum mit ausgelöschten Kerzen. Das Ritual machten wir gemeinsam mit Mam und Marco, für Mam war dieses Ritual dieses Jahr äusserst wichtig.

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Beim Wässern der Krathong‘s

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Unsere Krathong’s auf der Reise

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Eine sichtlich entspannte Mam mit Ihrem Marco

Gleichzeitig werden hunderte Mini-Heissluftballons gestartet und so erfüllt sich auch der Himmel mit vielen Lichtern. Zum Fest treffen sich alle Familien und gehen gemeinsam nach Krabi, das Ort war zum Bersten voll. Aber auch für die frisch Verliebten hat das Festival eine Bedeutung, denn wässert man das Krathong gemeinsam, so sieht man sich im nächsten Leben wieder (was auch Monika und ich gemacht haben). Zum Schluss besuchten wir dann noch den grossen Markt, der für dieses Fest aufgestellt wurde und eine kurze Zeit eine Konzert einer Thai-Pop-Band, die uns dann aber etwas zu langweilig wurde.

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Bereits am Nachmittag wurden die Ballons gestartet

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Eine Familie beim Start des Ballons

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Hunderte solcher Ballons wurden in den Himmel befördert

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Beim Konzert

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Das Getränkeangebot

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Das Bier für eine grössere Runde wurde hier in einem turmähnlichen Behälter verkauft

Der Heimweg war dann leider etwas eine Müllhalde, es sah so aus wie bei uns nach einem Open-Air. Überall verteilt Plastikbecher, leider schwammen auch zwischen den wunderschönen Krathongs im Wasser immer wieder Becher und Flaschen. Doch gemäss Marco, sei es früher schlimmer gewesen, es habe sich gewaltig gebessert. Und am nächsten Morgen kamen dann ganze Schulklassen und reinigten die Stadt so, dass nichts mehr von der Vor-Nacht zu sehen war.

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Leider trüben die Plastikteller das eigentlich schöne Bild

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Schulklassen am nächsten Morgen beim Aufräumen

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Krathong’s die den Weg ins Meer noch nicht geschafft hatten

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Stimmungsbild am nächsten Tag

Am diesem nächsten Tag ging es dann wieder zurück nach SiBoya, zum dritten Mal passierten wir dabei eine Strassensperre, dessen Sinn wir nicht kannten. Da wir den Transport mit Mam und Marco teilten, konnte Mam Hat, unseren Fahrer fragen, was denn da los sei. Anscheinend waren die Protestierenden arme Bauern, die Ihr Land vor 33 Jahren an ein Palmöl – Unternehmen für 30 Jahre vermietet hatten. Nun haben Sie Ihr Land entgegen den Versprechungen seit 3 Jahren nicht zurück erhalten und es wurde Ihnen der Landtitel von den (wahrscheinlich korrupten) Behörden aberkannt.

Nun haben Sie eine Strassensperre eingerichtet, damit kein Transport von und zu diesem Unternehmen gelangt. Gerüchten zufolge habe es schon vier Tote gegeben, die Polizei sich aus dem Schauplatz zurückgezogen und das Militär geordert. Da dies die Strassenkreuzung ist, an der alle Strassen aus SiBoya zusammenkommen, müssen wir gezwungenermassen an diesem Platz vorbei. Anscheinend muss derzeit Chung jede Autonummer für Transporte aus und nach SiBoya den Demonstranten melden, damit diese durchgelassen werden. Denn gegen Touristen richtet sich die Aktion nicht, für uns ist es ungefährlich.

Die restliche Zeit mit Urs und Irmgard verbrachten wir dann als ruhige Tage auf SiBoya bestückt mit Jassen, „Dog“ spielen und Petanque-Tournieren. Morgen werden wir Sie nun zum Flughafen begleiten.

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Auf der Rückreise, für Vater wohl eher eine etwas ungewöhnliche Fahrt

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Die Einkäufe vom Loi Krathong-Markt

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Beim Petanque

Nächstes Mal lest Ihr dann von der Bar-Eröffnung, die nun endlich diese Woche erfolgen soll. Die neue Kaffee-Maschine dazu wurde schon angeschafft und so kommen wir neu in den Genuss von Cappuccino, Café Latte, Espresso und so.

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Die ersten Mocca‘s

 

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