5. Woche

Samstag 24. Dezember 2011
Endlich Ferien! Das mag wohl für Euch kontrovers tönen, denn wir sind doch nun schon lange Zeit am paradiesischen Palmenstrand. Doch in dieser Zeit waren auch wir die ganze Zeit im Arbeitsalltag. Monika machte die Administration und die Finanzen unserer Firma, wies unsere beiden neuen „Angestellten“ in Ihre Arbeit ein und hatte Hausarbeit (die wir nicht an die beiden delegiert haben). So ist das Wäschewaschen hier wieder ein manueller Vorgang, denn eine Waschmaschine haben wir hier nicht…
Ich arbeitete ebenfalls wie zuvor, zwar nicht mehr 10 – 12 Stunden am Tag wie in der Schweiz, aber doch jeden Tag ein normales Arbeitspensum. Beschäftigt war ich in dieser Zeit mit Werbung für die neue Befragung von spirit.ch zum Thema „Nachhaltigkeit und Wirtschaft“, mit dem Überarbeiten der neuen Site von resonanza.net, mit dem Aufschalten der Seite von SustainCo (dem Beraternetzwerk für Nachhaltigkeit, von dem ich ein Teil bin) und mit Aufträgen, die wir in der Zusammenarbeit mit der terzStiftung erledigt haben.
Dies gibt mir gleichzeitig auch die Möglichkeit einigen Personen zum Jahresende für die gute Zusammenarbeit zu danken. Vor allem natürlich Andreas Giger, mit dem ich spirit.ch aufgebaut habe sowie René Künzli, dem Präsidenten der terzStiftung, mit der wir dieses Jahr so einiges bewegen durften. Ebensolchen Dank verdienen Walter und Barbara Wenk, beides Stifter der Stiftung spirit.ch und engagierte Ehrenamtliche bei der terzStiftung. Ein weiterer Dank geht ans ganze Team der terzStiftung und an alle Engagierte beim Beraternetzwerk, dieses Jahr insbesondere an Bernd, Desirée und Ralf. Ein weiteres grosses Dankeschön geht an unseren Mitarbeiter Benjamin Roth, der dieses Jahr engagiert und voller Freude mitgewirkt hat, so dass er uns von vielem entlastet hat.

Ein geeigneter Rahmen für ein sonniges Dankeschön
Und nicht zuletzt möchten wir allen Verwandten und Freunden danken, dass Ihr unser doch etwas ungewöhnliches Experiment, mit Opa hier nach Thailand zu kommen, so positiv unterstützt habt.
„Endlich Ferien“ gilt aber auch für zwei andere Punkte, die unser derzeitiges Leben prägen. Einerseits konnten wir die letzten zwei Nächte dank eines neuen Medikamentes erstmals hier in Si Boya durchschlafen. Vorher wurden wir meist mehrere Male durch Opa geweckt, der pro Nacht 5-10 Mal lärmend die Toilette aufsuchte und vor sich hin fluchte (worüber wusste er jeweils selber nicht). Wir hoffen nun, dass die Wirkung des neuen Medikamentes längerfristig ist.
Der zweite Punkt betrifft unsere neue Entspannungsmöglichkeit in Form von zwei super bequemen Liegestühlen. Wir hatten zwar schon von Conny und Liana solche übernommen, doch brachen diese entzwei und waren nicht mehr zu reparieren. So haben wir nun in Krabi am Donnerstag unsere neu bestellten Liegestühle abgeholt und fühlen uns richtig wohl darin. In diesem Sinne also ein Weihnachtsgeschenk an uns selber 😉

Unsere neuen Lebensqualitäts-Garanten

Und der Transport von Krabi her, auf dem Bild ist auch Sam zu sehen
Sozusagen ebenfalls als Weihnachtsgeschenk ging gestern noch ein grösserer Forschungsauftrag ein, den wir zusammen mit der terzStiftung nächstes und übernächstes Jahr erledigen dürfen. Als weiteres Weihnachtsgeschenk hat auch Swisscom diese Woche den Vertrag mit der terzResonanzgruppe (einem Instrument zum Stakeholder-Dialog) für ein weiteres Jahr verlängert.
Die Geschenke mehren sich also, was uns zum festlichen Anlass führt. Weihnachten wird auch hier gefeiert. Zwar haben wir keinen Tannenbaum und kein Christkind hier, doch gibt der weisse Sand einen guten Schneeersatz her und auch eine Weihnachtsfeier ist ebenfalls organisiert. Da die meisten hier aus Ländern kommen, die am 25. Dezember Weihnachten feiern, findet diese morgen mit einem grossen Buffet statt. Geschmückt wird derweil jetzt schon.

Lo beim Schmücken
Auch touristenmässig spüren wir die Weihnachten. Waren wir vor einem Monat noch teils allein im Restaurant, so müssen wir nun einen freien Platz suchen. Morgen werden es gegen 50 Leute sein, die an der Weihnachtsfeier dabei sind. Dominiert wird Si Boya Bungalows nun von der französischen Sprache, die meisten anderen sind englischsprachig. Deutschsprachig waren wir anfangs der Woche gar die einzigen im Restaurant, da Sam für ein paar Tage weg war. Daneben gibt es noch holländisch und spanisch zu hören. Und natürlich thailändisch, denn nicht wenige der hiesigen Stammgäste sprechen zumindest ein paar Brocken Thai.

Das Restaurant füllt sich, im Bild links Peter und Janet, unsere Nachbarn
Von den Stammgästen sind neu Bob und seine Frau, die Chung seit 32 Jahren kennen und früher hier ebenfalls ein Haus hatten, dazu gestossen. Sie beide sind ebenfalls pensioniert, stammen auch aus Kanada und er ist für die Website der Si Boya Bungalows verantwortlich.
Ebenfalls dazu gestossen ist Sandrine, eine Französin, die 6 Jahre in Si Boya gelebt hat und hier auch Ihre Tochter unterrichtet hat. Dies ist ein Relikt aus der Kolonialzeit, die Eltern erhalten jeweils Unterrichtsmaterialien postalisch zugestellt und können die Tests dann per Post (handgeschrieben) einem Prüfer in Frankreich zustellen.
Neu für mich ist auch Takrao, ein Spiel, bei dem ich seit gestern mitwirke (habe vorgestern Turnschuhe in Krabi gekauft). Dabei handelt es sich um einen thailändischen Nationalsport und so treffen sich Chung, seine Angestellten und die Ausländer täglich von 17 bis 18 Uhr zu ein paar Partien.

Die zwei Spielfelder für Takrao hinten, vorne die Fussball-Wiese
Das Spiel ähnelt unserem Volleyball, nur wird es mit den Füssen gespielt. Das Spielfeld ist rund 6 Meter lang und 3 Meter breit, getrennt in der Mitte von einem Netz, das bis etwa 2 Meter hoch reicht. Beide Mannschaften haben je 3 Spieler, von denen der eine jeweils beim Aufschlag den Ball dem hinteren Spieler zuwirft, damit ihn dieser möglichst direkt ins andere Feld platziert. Die Gegenpartei hat dann die Möglichkeit den Ball mit maximal drei Berührungen entweder mit Kopf, Knie oder Fuss den Ball zu retournieren. Die Mannschaft die aufschlägt, gewinnt einen Punkt, wenn Ihnen dies nicht gelingt, andernfalls wechselt der Aufschlag. Das Ziel ist erreicht, wenn eine Mannschaft 15 Punkte geholt hat.
Ein weiteres neues und einprägsames Erlebnis war diese Woche die Begegnung mit einer Königs-Kobra. Es gibt nicht viele giftige Schlangen hier und manche haben eine solche Schlange noch nie gesehen, aber wir sind ihr an einem Tag gleich drei Mal begegnet. Beim dritten Mal allerdings glücklicherweise im toten Zustand, denn Tschai (der „Rockman“) und Peter, unser Nachbar, haben sie zur Strecke gebracht. Mehr zur Tierwelt auf Si Boya erfahrt ihr dann in einem der nächsten Blogs.

Die erledigte Königs-Kobra
Zum einleitend beschriebenen Alltag hier in Si Boya passt auch der Zustand von Opa. Der Alltag hat ihn leider schon wieder etwas eingeholt. Bei uns ging das jeweils 2-3 Wochen, wenn er von den Ferien in Gais wieder zurückkam und etwa die gleiche Zeit, wenn er nach Gais ging. Alltag heisst bei Opa, dass er manchmal nicht aufstehen will, manchmal nicht essen will und oft eine Show abzieht, wie schlecht es ihm denn nun gehe. Die Schönheit der Natur und der Umgebung nimmt er dann einfach nicht wahr. Eigentlich schade, doch gewisse Muster haben sich bei ihm tief in die Gehirnfurchen eingeprägt.
Ein Resultat dieses Alltags ist auch, dass Opa manchmal in einem Anfall Dinge um sich wirft, dieses Mal die dritten Zähne, die prompt zu Bruch gingen. Glücklicherweise konnten diese in nur einem Tag in Krabi repariert werden, sonst hätte Opa wohl den Weihnachtsschmaus verpasst.
Nun denn, für uns ist das Ganze hier natürlich aber wesentlich einfacher zu bewältigen, da wir ja tagsüber Unterstützung von Ann und Tiu haben und nachts nun hoffentlich oben erwähntes Medikament wirken wird. Auch können so Monika und ich endlich wieder einmal etwas gemeinsam unternehmen, denn es ist ja schon einige Jahre nicht mehr möglich, Opa allein zu lassen.
Ein weiterer positiver Teil unseres Alltags hier mit Ann und Tiu ist, dass sich unser Haus schon fast etwas zum Treffpunkt für die Thais entwickelt hat. Viele kommen mal kurz auf ein paar Worte vorbei und so denke ich schon darüber nach, ein Bild des Königs als Zeichen des Respekts in Opa’s Stube aufzuhängen.

Unser Haus, der neue Treffpunkt
Damit weiter zum nächsten Alltagsthema: Das Wetter hat sich etwas gebessert, es regnet fast nicht mehr und immer öfters scheint die Sonne. Doch gibt es immer noch ungewöhnlich viele graue Tage für diese Jahreszeit. Wenn wir hier allerdings via Internet vom Schneechaos in der Schweiz lesen, dann sind wir natürlich mehr als still, denn wir können natürlich trotz des Wetters jeden Tag im Meer baden gehen.
Dies führt zum Stichwort Internet, dazu habe ich ja eine Bemerkung im letzten Blog versprochen. Schon vor unserer Ankunft haben wir ja einen Satelliten-Empfänger montieren lassen, damit wir hier die nötige Geschwindigkeit für meine Arbeit haben. Dieser wurde auch zeitgerecht installiert, doch ist leider die Geschwindigkeit ungefähr die eines früheren analogen Modems, obwohl wir fast CHF 100 monatlich dafür zahlen. Vertraglich zugesichert sind 1024 kBs, effektiv erhalten wir 80kBs, also weniger als 10%. Bei uns in Europa würden wir nun einfach zum Betreiber gehen und reklamieren. Doch hier zeigt sich die typisch thailändische Mentalität. Chung will ja keinen Konflikt mit der Betreibergesellschaft und hat Angst, dass wenn er reklamiert, ihm gleich auch das Internet abgestellt wird. Die Telekommunikationsgesellschaft ist so etwas wie eine Obrigkeit und die Thais haben eine enorme Obrigkeitsgläubigkeit. Zudem könnte bei einer Reklamation auch das Gegenüber sein „Gesicht verlieren“. Dies ist der Grund, wieso Thais allen Konflikten aus dem Weg gehen und möglichst eine Lösung suchen, die für beide stimmt.

Chung’s Satellit
Der Gedanke, dass die Telekommunikationsgesellschaft ja aus Profit-Gründen die abonnierte Leistung nicht liefert, ist hier fern. Das dem aber so ist, beweist sich jeweils morgens zwischen 4 und 6 Uhr, denn da kommt die Leistung, weil sonst niemand das Internet um diese Zeit braucht. Der Power wäre also theoretisch da… Nun auf mein Drängen hin hat mir Chung versprochen, dass E, ein Freund von ihm, sich dem Problem annimmt. Nach nunmehr 4 Wochen Vertrösten ist er endlich diese Woche aufgetaucht. Wir hoffen nun, dass das Problem irgendwann gelöst wird – wenn wir ehrlich sind, glauben wir aber noch nicht ganz dran…
Nun denn, für heute wieder einmal genug geschrieben. Wir möchten Euch allen von ganzem Herzen frohe, besinnliche und erholsame Festtage wünschen und hoffen, Ihr könnt die Zeit geniessen.
Liebe Grüsse aus Koh Si Boya
Max, Monika und Christian